lassen sich fast ausschließlich anhand der mehrfach revidierten Schätzungen der Analysten erklären. So wurde die Umsatzschätzung für 2022 um 40% und für 2023 sogar um fast 50% reduziert. Da fängt man als Anleger natürlich zurecht an, die Zukunft des Unternehmens etwas in Frage zu stellen. In der letzten Mitteilung gab es zwar keine weiteren bösen Überraschungen, aber wichtige Impulse für einen Trendwende fehlten eben auch, gerade vor dem Hintergrund, dass das Ziel von 100 ARR um ein Jahr nach hinten verschoben wurde. Auf der einen Seite betont das Unternehmen immer wieder, wie toll die eigene Software ist und wieso sie der Konkurrenz in vielen Aspekten weit überlegen ist, aber auf der anderen Seite fehlen bislang Umsätze, die das belegen würden. Ich meine, dass Wachstum der letzten Jahre fiel mit 4% in 2018, 23% in 2019 und 9% in 2020 mehr als dürftig aus. 2021 wollte man eine neue Ära einläuten und musste bereits im selben Jahr wieder deutlich zurückrudern. Da kann man den Kursverlauf durchaus verstehen, da es einfach derzeit Käufer gibt. Wäre ich Leerverkäufer, würde mir der Chart der letzten Monate auch wie eine willkommene Einladung vorkommen. Ich denke die LVs werden sich auch schnell wieder zurückziehen, sobald hier ein Boden gefunden wurde. Ich sehe die LVs nicht als wirkliches Problem an. Exasol muss jetzt einfach mal liefern.
20% Wachstum in 2021 sind ein Anfang, aber man sollte zumindest in der Lage sein, die nun mittlerweile sehr geringen Erwartungen des Marktes (40m in 2022 und 53m 2023) zu übertreffen. Nach allen tollen Versprechungen seitens des Unternehmens, sollte dies ein leichtes Unterfangen sein. Dass der Markt dem Management die Wachstumsstory noch nicht abkauft, sieht man gut in der Bewertung des Unternehmens. Das EV/Sales für 2021 ist mittlerweile bei einem Wert von 4 angekommen (Spitzenwert von 18 im Januar). Damit ist man weit unter einer branchenüblichen Bewertung. Ich will jetzt hier nicht mit unangebrachten Vergleichen mit Snowflake ankommen, die derzeit zu einem EV/Sales 2021 von 76 gehandelt werden, aber wenn die jährlichen Wachstumsraten nachhaltig in den 40-50% Bereich gehen, kann durchaus einen EV/Sales von 10-12 ein faires Niveau darstellen.
Ich für meinen Teil halte es für realistisch, dass die negativen Überraschungen für das Erste überwunden wurden und die überzogenen Erwartungen in den ersten Monaten nach dem IPO angepasst wurden, sodass in naher Zukunft die Basis für einen Turnarround geschaffen werden kann. Ich sehe hier durchaus einen interessanten Investment Case: Das Unternehmen schafft es bis 2031 durchschnittlich mit 30% zu wachsen. Damit käme man auf einen Umsatz von etwa 375 Millionen Euro und wäre immer noch ein ziemlicher Nischenplayer. Ich denke auch, dass die Profitabilität durch das starke Wachstum erreicht werden kann und gehe von einer EBIT-Marge um 15% in 2031 aus. Da das Unternehmen danach immer noch stabil wachsen dürfte, habe ich ein faires EV/Sales von 6 bzw. eine faires EV/EBIT von 25 angesetzt. Damit wäre die faire Marktcap. in 2031 etwa bei 1,5 Milliarden Euro, was einer Rendite von 23-25% pro Jahr entsprechen würde. Diese Aussicht rechtfertigt meiner Meinung nach einen Einstieg auf dem aktuellen Niveau trotz der erheblichen Risiken, die es hier zweifelsohne gibt. |
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