Brennstoffzellen für UMTS-Stationen potenzielles "Millionengeschäft"
Die Brennstoffzellenbranche sieht anlässlich der Hannover Messe optimistisch in die Zukunft. "Rund um die Welt erzielen solide, kleine Unternehmen mit guten Produkten bereits gute Umsätze. Hier werden keine Luftschlösser gebaut wie etwa damals in der IT-Branche", sagt Arno Evers, Organisator der Fachausstellung zu dem Energiezweig auf der Hannover Messe.
Ob im Handy, im Auto oder im Großkraftwerk - überall funktioniert die Brennstoffzelle nach dem gleichen Prinzip. Sie erzeugt Strom, Wärme aus Wasserstoff und Sauerstoff, indem sie chemische Energie in elektrische Energie umwandelt. Dabei entstehen Wasser und Wärme - sozusagen als Abfallprodukte. "Diesen Abfall kann man nutzen, ohne schädliche Emissionen auszustoßen. Und ohne mechanische Vorgänge, die laut sind und Verschleiß mit sich bringen", sagt Evers. "Doch dieser Markt wird in der Öffentlichkeit noch enorm unterschätzt."
So könnte sich die umweltfreundliche Stromversorgung von UMTS- Mobilfunkmasten zu einem Millionengeschäft entwickeln. "Wir haben von einem der europäischen Netzbetreiber bereits den Auftrag für eine Probeserie erhalten", berichtet Heinz Sturm, Chef der Zwölf- Mitarbeiter-Firma etaing. Die Versorgung entlegener Mobilfunkanlagen mit umweltfreundlicher Wasserstoffenergie an Stelle von Dieselaggregaten sei "mehr als eine Nische", sagt Sturm.
Auf solche Unternehmen setzen auch die Hersteller der "nackten" Zellen bei der Marktdurchdringung. "Es wird sich entwickeln wie bereits bei Computern und Handys: Die kleinen Firmen werden mit ihren Systemen den Fortschritt vorantreiben", sagt Nicholas Abson, Chef des britisch-deutschen Brennstoffzellenherstellers ZeTek. Die Firma gibt nicht an Endkunden ab: ZeTek forscht und beliefert Systemanbieter. "Die Technik ist da, sie muss " umgesetzt werden."
Doch erst mit der Fertigung in großen Serien wird die Technik kostengünstig und attraktiv: "Es ist das klassische Henne-Ei- Problem", sagt Manfred Wilms vom Forschungszentrum Jülich. "Wenn man in die Massenfertigung einsteigt, reduziert sich der Stückpreis auch." Während die Brennstoffzelle an sich ausgereift sei, gebe es bei Systemen häufig noch Verbesserungspotenzial, meint Wilms. "Die Latte, die etwa der Verbrennungsmotor bei Leistung und Qualität gelegt hat, ist enorm hoch." Momentan sei es so noch die öffentliche Hand, die in Deutschland das Energiekonzept maßgeblich vorantreibe.
Auch der Münchner Energieriese E.ON Energy, der knapp die Hälfte des Stroms in Deutschland liefert, betreibt sieben Pilotprojekte mit führenden Heizungsherstellern wie Vaillant oder Vissmann, sagt Sprecher Markus Ewert. E.ON konzentriert sich auf kombinierte Wärme- und Stromerzeugung. Ziel der Anstrengungen sei es unter anderem, den Energieverlust bei der Umwandlung zu mindern. Der Stromversorger wolle seinen Energiemix weiter vorantreiben. Doch auch mittelfristig siedelt Ewert den Rang der neuen Sparte "unter der Windkraft" an. Wind liefert derzeit 1,4 Prozent des deutschen Stroms.
Immerhin rechnet der Hamburger Energieversorger Hamburg Gas Consult (HGC) spätestens im Jahr 2007 mit Brennstoffzellenanlagen zur privaten Strom- und Wärmeversorgung. "2004 gehen wir in die Serienproduktion, sodass die Hausaggregate für Privatkunden erschwinglich werden", sagt Sprecher Guido Gummert. Maximal 15.000 Mark (knapp 7700 Euro) soll dann ein solches Aggregat kosten und bis zu 50 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen als normale Anlagen. In einem Hamburger Kindergarten hat sich die Technik schon bewährt.
Angesichts kletternder Benzinpreise hat die Autoindustrie die Brennstoffzelle längst für sich entdeckt. Opel präsentierte den Van "Zafira" mit Zelle. BMW arbeitet an einem Bordsystem, das von Brennstoffzellen betrieben wird. Und DaimlerChrysler stellt sein "NECAR5" auf dieser Hannover Messe vor. Der Stuttgarter Autobauer will im nächsten Jahr erste Stadtbusse mit Brennstoffzellen ausliefern. Im Jahr 2004 sollen dann Serien-Pkws folgen. Aber nicht in großer Stückzahl, heißt es zugleich. Sie seien " für Versuchszwecke gedacht, für die Kunden aber noch zu teuer.
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