Bulle und Bär
Der Goldpreis kann über 1 000 Dollar steigen
Das sind die drei magischen Zahlen für Börsianer: 100, 1 000 und 1,50. Es handelt sich um die neuen Zielmarken für den Öl- und den Goldpreis sowie für den Dollar-Euro-Kurs. Die plötzliche Dynamik in diesen Märkten seit der Eskalation der Finanzkrise im August überrascht Insider nicht.
FRANKFURT. Es gibt einen Grund und der hat einen Namen: Ben Bernanke, Chef der US-Notenbank. Greenspans Nachfolger macht aus seinen Absichten keinen Hehl. Er will die amerikanische Konjunktur vor einem Abdriften in die Rezession schützen. Der oberste Notenbanker sucht die Krise und die drohende Konjunkturschwäche in einem Meer von Liquidität zu ertränken. Dafür müssen die Zinsen fallen. Bernanke hat schon begonnen und den Leitsatz um einen dreiviertel Prozentpunkt gesenkt. Es wird wohl nicht reichen. Anleihe-Guru Bill Gross setzt die Ziellatte noch einen ganzen Prozentpunkt tiefer.
Das ist Gift für den Dollar, der auch prompt gen Süden trudelte. Selbst Top-Model Gisele Bündchen will nur noch in Euro bezahlt werden. Die Brasilianerin ist in guter Gesellschaft. Internationale Großanleger beginnen sich ebenfalls von der Leitwährung und Dollar-Investments zu distanzieren oder denken darüber nach.
Die offenen Geldhähne schicken nicht nur den Dollar zu Tal, sondern schüren außerdem Inflationsängste. Ein Run auf sichere Häfen hat eingesetzt. Anleger suchen Rettung in Rohstoffen. Das hilft auch dem Ölpreis bei seiner Klettertour. Öl der Richtmarke WTI strebt jetzt Richtung 100 Dollar je Barrel (159 Liter). Der steigende Preis gibt den Ängsten vor steigender Geldentwertung zusätzliche Nahrung.
Den größten Nutzen aus der laxen Geldpolitik zieht jedoch der klassische Inflationsschutz: Gold. Das Edelmetall ist in drei Monaten um rund 180 Dollar gespurtet. Es strebt jetzt zum historischen Höchststand aus dem Jahr 1980 und damit Richtung 850 Dollar je Unze (31 Gramm). Plötzlich sehen sogar Großbanken den Preis weiter steigen. Das wäre vor einiger Zeit noch völlig undenkbar gewesen. So urteilen die Citigroup-Analysten John Hill und Graham Wark, die Bekämpfung der Kreditkrise werde zu einer Reflationierung führen. Ihr Fazit: Der Goldpreis kann über 1 000 Dollar steigen – oder sogar noch höher.
Die Credit Suisse schlägt jetzt ähnliche Töne an. Ihre Analysten warnen vor einem Angebotsengpass durch die sinkende Minenproduktion. Das kann nach Meinung der Schweizer zu einem „Quantensprung“ des Preises führen. Credit-Suisse-Mann David Davis erwartet außerdem, dass die Notenbanken bald kein Gold mehr verkaufen werden, sondern vielleicht sogar als Käufer auftreten. Das müsste den Preis weiter treiben.
Wenn es so kommt, muss Stephen Bruce den Preis für das weltweit teuerste Dessert erhöhen. Der New Yorker Restaurantbesitzer bietet jetzt einen Früchte-Eisbecher für 25 000 Dollar an, getränkt mit essbarem Gold und auf einem Goldarmband serviert.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 12. November 2007, 08:59 Uhr
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