Das sollte eigentlich in Dein Forum. Bin vorhin aber in der Spalte verrutscht und ins andere Forum versehentlich geschlittert.
Fortschritte konnte ich auch nicht raushören. Auch wie in anderen Foren gemutmaßt, dass bewusst aus taktischen Gesichtspunkten verzögert wird, um auf die Entscheidung des Supreme Court zu warten, halte ich für eher unwahrscheinlich und auch für unklug.
Feinberg ist ja Mediator, dh, er ist nicht Anwalt von Bayer, sondern Unparteiisch und auch er versucht, mehr Zeit rauszuschlagen. Ich denke nicht, dass er dies nur aus Gesichtspunkten macht, die einer bewussten Verzögerung glechkommen .
Vielmehr denkt er wirklich, dass schrittweise alle Kläger zu den Vergleichen ja sagen werden. Da Chhabria bereits im Januar 2021 die ersten vier Fälle in seinem Distrikt aus wave1 wieder vor Gericht stellen will und schon angekündigt hat, diese vermutlich wieder zuzulassen (dh er kann wieder sagen, dass der Daubert Standard eingehalten wurde und es kann somit zu Geschworenenprozessen kommen), ist die Zeit auch begrenzt, um auf Zeit zu spielen. Denn je mehr Prozesse wieder geführt werden und quasi am Laufen sind, umso teurer werden einzelne Urteile wieder und neue Kläger folgen. In einem großen Settlement wird es heruntergerechnet pro Fall deutlich günstiger.
Ich habe die Reuters -und Bloomberg-Meldung von heute Nacht mal aufgelistet. Im Bloomberg-Artikel wird das Thema Warnhinweis auf dem Etikett auch nochmals thematisiert. Insgesamt ist es natürlich schwer, in die Köpfe zu schauen, denn keiner von uns kennt die genaue Strategie, welche die Anwälte verfolgen.
Sicher gibt es nicht nur die eine Wahrheit. Und sicher ist auf Zeit spielen stellenweise auch ein Stilmittel. Man muss sich aber immer vor Augen führen, dass auf Zeit spielen ja keine inhaltliche Strategie ist, sondern lediglich ein Instrument. Um die Kläger weich zu klopfen oder weil man auf den Supreme Court hofft.
Aber was passiert, wenn Bayer vor dem Supreme Court letztendlich eine Niederlage erleidet? Dann hat man in einem Fall die 1. Instanz verloren, die Berufung und dann auch noch den Supreme Court. Also alle Instanzen. Das wäre quasi ein Freibrief für Klägeranwälte, nun erstrecht noch mehr zu prozessiren. Eine neue Lawine würde drohen. Ohne Strategie sie zu beenden.
Und es wäre für Bayer auch ein Armutszeugnis, wenn die Strategie nach 2 Jahren Vergleich wäre, wir legen alles auf eine Karte und spielen mit dem Feuer und hoffen einfach auf den Supreme Court. Und wenn Chhabria in der Zwischenzeit immer mehr Fälle wieder vor Gericht stellt, dann fallen die aus dem Settlement raus und können ebenfalls sehr teuer werden. Das wäre nicht gut für Bayer.
Ich denke, man muss und wird mehrgleisig fahren und immer einen Plan B in der Schublade haben denn mehrere Wege führen nach Rom. Deshalb kann meine Theorie mit dem zusätzlichen Warnhinweis am Etikett oder das Science Panel, das den Daubert Standard einhält, auch optional ei. Erfolgreicher Weg für Bayer sein.
Ein so erfahrener Mediator wie Feinberg ist kein Gambler, der Bayer rät, alles auf eine Karte zu setzen und dies mitmachen würde. Sein Ruf steht auch auf dem Spiel. So nach dem Motto, verzögert einfach und hofft, dass ihr am Supreme Court gewinnt. Die Gefahr wäre zu groß, dass am Ende eine vollständige Niederlage kassiert wird und dann stünde auch Feinberg blamiert da..
Ich denke daher, Bayer wird schon alles daran setzen, bald einen Haken an das Thema zu bekommen. Zunak es dauern kann, bis der Supreme Court entscheidet. Denn man darf ja eines nicht vergessen.
Die MDL Fälle sind nur 3.900. Diese sind bei Chhabria gebündelt. Davon sind nun knapp die Hälfte verglichen, die andere Hälfte noch offen. Um die ging es gestern Abend.
Der Löwenanteil der Fälle liegt außerhalb der Zuständigkeit von Chhabria. Dies sind knapp 125.000 Fälle, bei denen es für 88.500 schon einen festen Vergleich gibt.
Aus diesen 88.500 kommt Bayer nicht mehr raus und hat bereits mit der Auszahlung begonnen. Bereits in 2020 fließ über 3 Milliarden Dollar. Und im kommenden Jahr wird weiter ausgezahlt.
Dagegen sind die 3.900 Fälle bei Chhabria bzw. die dort noch offenen 1.900 Fälle nur Kleinkram. Erstrecht Die 5 Fälle aus wave1, von denen Chhabria 4 aus seinem Distrikt im Januar wieder vor Gericht stellen will.
Soll heißen, wenn Bayer so richtig verzögern wollte um auf den Supreme Court zu warten, dann doch sicher bei den 125.000 die den Konzern 10 Milliarden kosten und nicht bei dem Tropfen auf den heißen Stein (MDL Fälle).
Aber wie immer, das ist nur ein Bauchgefühl von mir.
Hier die beiden besagten Artikel von Bloomberg und Reuters.
https://www.msn.com/en-us/money/companies/...trials-in-us/ar-BB1aQU7b
https://de.reuters.com/article/bayer-roundup/...or-says-idUKL1N2HV315
Und noch die deutsche dpa Meldung
https://www.finanzen.net/nachricht/aktien/...glyphosat-streit-9494843 |