Das stimmt schon, Cicero, dass der Vorstand auch andere Faktoren als nur die Aktionäre im Sinn haben muss. Dienstnehmer, Gläubiger und vor allem auch das Überleben oder auch zukünftig positives Wachstum des Unternehmens. Da hast Du sicher Recht, aber ich glaube, das hat Handbuch auch nicht aus dem Blick verloren. Sein Kommentar - und in gewisser Weise teilst Du das ja auch (patscherte Kompetenz) - richtet sich gegen die Aktivitäten am Börsenparkett. Der Vorstand sollte, ja muss eigentlich, diesen Bereich pflegen und zwar ZUSÄTZLICH zu den anderen Obliegenheiten. Da ist AT&S, also sein Vorstand, seit bald 2 Jahren extrem schlecht.
Es ist in der Tat so, dass man sich als Unternehmen an die Börse begibt, um dort Kapital aufzunehmen. Und das wohl nicht nur ausschließlich beim Börsengang am Anfang. Hier hat der Vorstand schlicht und einfach den richtigen Zeitpunkt für eine KE (so denn eine solche nötig ist / war) versemmelt. Ich glaub, da sind wir uns schon alle einig. Auch wenn es öfter schon auch vorkommt, ich verstehe übrigens nicht ganz, warum im Falle einer KE ein Bezugsrecht ausgeschlossen sein soll. Besonders dann, wenn der Einstieg eines strategischen Partners mit 25 % dadurch nicht gefährdet ist, weil man ohnedies einen Freifahrtschein für eine KE zu 50 % von der HV - bedauerlicher Weise - erhalten hat. Seitens des Vorstandes gab es dazu keine Erklärung - wie man überhaupt dazu neigt, nichts zu erklären. Und Dr. Androsch scheint davon überzeugt zu sein, allfällige unliebsame KE Interessenten einfach in der Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender und einer der beiden Hauptaktionäre akzeptieren oder verhindern zu können - andernfalls wäre dieser Vorratsbeschluss nicht zustande gekommen. Ich wünsche ihm ein langes, gesundes und kraftvolles Leben ......
Was nun zusätzlich vernachlässigt wird, ist eine - glaubhafte - Story, warum man AT&S kaufen sollte. Denn eine Motivation sie bloß zu behalten wird angesichts des beachtlichen Kursverlustes in den letzten 2 Jahren eher die Frage sein, welche Verluste man realisieren will oder (noch) nicht. Aber der Kurs wird ja nur dann steigen, wenn es mehr Käufer gibt. Hier wäre "Marketing" seitens des Vorstandes ohne Zweifel einzufordern. Alle 2 - 3 Monate zu sagen "wird schon werden", das ist für ein Unternehmen, das zu den Top Playern gehören will, schlicht schwach.
Ich sehe derzeit eigentlich 3 "Zeitpunkte", wo der Kurs wieder nachhaltig steigen könnte:
a) wenn gute Zahlen kommen. (nicht nur nicht ganz so schlechte, wie befürchtet ...). Das wird, folgt man den Worten Hr. Gerstenmayers, eigentlich erst gegen Ende des GJ 2024/25 sein, und somit erst so gegen Mai / Juni 2025 am Papier stehen, wenn Q4 berichtet wird. Noch ziemlich lange bis dahin. Und Handbuch muss man schon Recht geben, dass man - sei es "aufgezwungen" oder nicht - keine Probleme damit hat, diesen Zeitpunkt nach hinten zu verschieben und auch nicht damit, aus einem Umsatzziel von 3,5 Mrd. eines von 3,1 Mrd. zu machen. Mag es verständlich sein, eine Einladung zum Aktienkauf ist das nicht.
b) wenn AMD und INTEL einen signifikanten Aufschwung erleben (und, weil die in der Informationspolitik nicht so zurückhalten sind: man dort nicht Dinge veröffentlicht, die für AT&S ungünstig sind). Das könnte schon gegen Ende 2024 passieren - wenn deren Optimismus hält.
c) wenn AT&S endlich und glaubhaft (!) an die Öffentlichkeit geht und verkündet, auch zukünftige Technologien zu beherrschen. Und diese liefern zu können, sobald sie abgerufen werden. Seien es nun organische oder gläserne Substrate. Das Schweigen dazu lässt eigentlich eher befürchtende Vermutungen zu und das könnte das derzeitige Kursniveau einzementieren.
Meiner Meinung nach hat man bei AT&S derzeit nur den letzten Punkt in der Hand. Da kommt aber nichts, also werden wir noch länger mit den derzeitigen schlechten Kursen leben müssen. Da es ja in der Vergangenheit statistisch gesehen gegen Jahresende (wie bei sehr vielen Titeln) Besserungen gab, Cicero hat das vor einiger Zeit auch aufgezeigt, und am 31.12.2024 ja auch das Ende des AT&S Geschäftsjahres BEGINNT, in dem alles besser werden soll, können wir hoffen, dass wir derzeit die Talsohle durchleben. Sollte AT&S technologisch dann aber nicht fit sein - und ich deute das nun schon lange Schweigen zur technologischen Position so, dass man derzeit NICHT fit ist - dann werden einige die allfällige Kursbelebung gegen Jahresende dazu nutzen, um mit weniger großen Verlusten bei AT&S auszusteigen. Wäre jedenfalls meine Prognose.
Vielleicht reden wir in einem Jahr dann nicht mehr über eine KE, sondern über eine Übernahme. Das muss ja nicht unbedingt schlecht enden, und könnte letztlich auch einen neuen Vorstand bedeuten, der sich dann etwas geschickter anstellt - zumindest was die Börsenaktivitäten angeht. Vielleicht braucht's eine solche Bedrohung auch, um in der Chefetage etwas mehr Adrenalin auszuschütten. Ersteres (Übernahme) wünsch ich mir nicht - zweiteres (Adrenalin) hingegen schon. |