Rob Savelberg im Interview Am 19.11.2009 wurden bei Maybrit Illner zum Thema “Das Wunder von Meseberg” als Gäste zum Beispiel auch Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) geladen. Am Ende der cirka 60 Minuten dauernden Show versucht sich Frau Maybrit Illner am investigativen Journalismus einiger Ihrer Kollegen zu messen, in dem Sie auf den niederländischen Journalisten Rob Savelberg anspielt. Dieser sprach am 27. Oktober 2009 auf der Pressekonferenz zur Vorstellung der schwarz-gelben Koalitionsvereinbarung, Frau Bundeskanzlerin Merkel auf die Personalie Wolfgang Schäuble in der CDU-Spendenaffäre an. Doch war die Frage wirklich so bedeutend, oder haben deutsche Journalisten einfach verlernt die richtigen Fragen zu stellen? Finden wir Deutschen die Frage einfach bedeutend, weil wir solche Fragen nicht mehr kennen? Ich konnte mit Rob Savelberg über Angela Merkels Antwort, Frau Illners verpasste Chance, erneut nachzufragen und die Veränderung des deutschen Journalismus sprechen.
Herr Savelberg, Sie haben vor fast einem Monat am 27. Oktober 2009 bei der Vorstellung des Koalitionsvertrages mit einer Frage zur zukünftigen Rolle von Wolfgang Schäuble als Finanzminister für eine bleibende politische Erinnerung die Verantwortung zu tragen. Haben Sie mit einem solchen Medienecho gerechnet? Nein, natürlich nicht. Es war eine ganz normale Frage. Nur ein deutscher Kollege von der Süddeutschen Zeitung kam im Nachhinein zu mir und sagte, seine Landsleute hätten die Frage eigentlich stellen müssen. Dass das gewaltige Medienecho entstand, hat damit zu tun, dass die meisten Leute den Spendenskandal verdrängt haben und nun peinlich wieder daran erinnert werden. Die Bürger möchten nicht von Politkern betrogen werden. Ich habe abertausende Kommentare gesehen und hunderte Briefe, Mails und Anrufe bekommen. Warum meinen Sie, sorgte Ihre für viele Menschen in Deutschland verständliche und berechtigte Frage bei vielen Medien für eine solche Aufmerksamkeit? War Ihre Frage für deutsche Verhältnisse wirklich so “political incorrect”? Die Aufmerksamkeit hat mit Hilflosigkeit zu tun. Die Aufmerksamkeit hat auch damit zu tun, dass die Bürger spüren, dass sie getäuscht werden, dass die Politiker auf Ihren Nasen herumtanzen. Dass diese gewählten Volksvertreter tun, was sie wollen. Schäuble hat öffentlich und wissentlich den deutschen Bundestag belogen, nämlich, dass er den Waffenhändler Karl-Heinz Schreiber nur EIN mal getroffen habe, 1994 in einem Hotel im Bonn. Dabei hat er gleich ,,vergessen”, dass er am Tag danach von der gleichen Person 100.000 Mark in Bar in seinem Büro bekam. Wie kann so eine Person Finanzminister werden, mitten in der Krise, wo Banken mit 500 Milliarden Euro gerettet werden? Jemand, der lügt, der Aufklärung behindert, der Schmiergeld annimmt, ist der geeignet, um die Finanzen des grössten EU-Landes zu verwalten? Und dann ist da noch die Rolle von Angela Merkel, die tapfer war, als sie 1989 in die ostdeutsche Opposition eingetreten ist. Die tapfer war, als sie sich in der FAZ 1999 von Schäuble und Kohl distanzierte. Von dieser Tapferkeit ist nichts mehr übrig. Wenn sie konsequent gewesen wäre, hätte sie Schäuble nie wieder ins Amt gebracht. Er verlor 1999 Fraktionsvorsitz und Parteivorsitz. Zu Recht. Warum rehabilitiert ausgerechnet Angela Merkel ihren grössten Konkurrenten von damals? Meine Frage war nicht political incorrect, sie WIRKTE vielleicht so. Merkel, Westerwelle und Seehofer sind gewählte Volksvertreter, nicht mehr und nicht weniger. Sie sind Funktionäre in einer Demokratie. Wo sie ihre Funktion nach 4 Jahren meist wieder abgeben müssen. In der deutschen Demokratie herrscht Pressefreiheit. Also war es eine ganz normale Frage. Die Antwort von Frau Bundeskanzlerin Merkel lautet im O-Ton: “Weil.. Weil diese.. Weil diese Person mein Vertrauen hat.” Finden Sie diese Antwort akzeptabel, vor allem bezugnehmend auf Ihre Nachfrage nach der Tragfähigkeit für die Finanzen von 82 Millionen deutschen Bürgerinnen und Bürgern? Welche Antwort haben Sie erhofft? Eine ganz, ganz schwache Antwort. Sie vertraut ihm, weil sie ihm vertraut. Nur ein Kind sagt so etwas. Sehr merkwürdig, zumal Merkel Schäuble 1999 zum politischen Sperrmüll gestellt hat, weil sie ihm damals nicht mehr vertraute. Vor meiner Frage hatte sie Schäuble noch als sehr ,,kompetent” gewürdigt. Als jemand mit viel Erfahrung. Wir wissen, mit welcher Erfahrung, wie gut der jetzige Finanzminister mit Geld umgehen kann. Mit Bestechungsgeld. weiter: http://www.blogsprache.de/2009/11/25/...n-nicht-fuer-zensur-geeignet/ |