Darf ich mal fragen wie du auf ein 6er KGV bei Jinko kommst ?
Ohne Frage die aktuellen 2022er Analystenerwartungen zu Jinko sind hoch. Von Jinko wird in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von 34% auf knapp 8 Mrd. $ erwartet (ein Analyst rechnet sogar mit einem Umsatz von 9 Mrd. $) bei einer Margensteigerung von um die 1,5% (EBIT Marge von 2,9% auf 4,6%) und einer kräftigen EPS Steigerung um 97% auf 3,54 $. Wäre also bei dem Goldman Sachs Kursziel ein theoretisches KGV von 7. Kommt also nahe an dieses 6er KGV ran. Nur muss man jetzt aber bei diesem EPS von 3,54 $ 42% abziehen, denn Jinko Solar besitzt ja nur noch 58% an der operativen Tochter in China seit dem Börsengang. Das berücksichtigt derzeit fast niemand.
Ich traue Jinko durchaus dieses EPS von 3,54 $ bzw, nach Abzug von 42% ein EPS von 2,05 $ zu (beim Goldman Sachs Kursziel also ein KGV von 13), denn es sieht aktuell so schlecht nicht aus. Zumal ja der chinesische Solarmarkt in diesem Jahr mit den hervorragenden politischen Rahmenbedingungen in China und den sehr hohen Strompreisen wohl so richtig boomen wird. Es wird eigentlich derzeit von so gut wie allen ein Wachstum in China von mindestens 35% bzw. 20 GW auf 75 GW erwartet. China ist auch ein guter Solamarkt mittlerweile geworden bei den Modulpreisen von 1,80 bis 1,85 Yuan/W (- 10% zu den Höchstpreisen im November 2021), die selbst bei Großprojekten bezahlt werden und es fallen für Jinko natürlich in China bei weitem keine solch hohen Transportpreise an wie z.B. nach Brasilien, wo Jinko in diesem Jahr seinen Absatz wohl verdoppeln wird auf mindestens 2 GW. Von dem her sollte China für Jinko ein recht guter Margenmarkt in diesem Jahr sein (gute Modulpreise bei um rd. 75% geringeren Transportkosten) und China wird wohl auch für Jinko aufgrund des hohen Wachstums, vor allem bei Aufdachanlagen und kleineren dezentralen Solarkraftwerken, der Nr. 1 Absatzmarkt schlechthin werden. Denke mal so ein Modulabsatzanteil von um die 25% (etwa 9 GW) wird Jinko in China in diesem Jahr sicher erreichen.
Die Nachfrage sollte eigentlich in diesem Jahr bei Solar richtig gut werden. Mal sehen ob es über die 200 GW an Nachfrage in diesem Jahr gehen wird: China (+ 20 GW bzw. 34% auf mindestens 75 GW), Lateinamerika (+ 5 GW bzw. 50% auf 16 GW), Europa (+ 3 GW bzw. 10% auf 30 GW) oder der Mittlere Osten (+ 1,5 GW bzw. 100% auf 3 GW). In alle diesen Märkten ist Jinko super positioniert und darum sehe ich beim Umsatz in diesem Jahr von 7,5 bis 8 Mrd. $ eigentlich nicht das Problem. Im letzten Jahr dürfte Jinko einen Umsatz von knapp 6 Mrd. $ erzielt haben.
Die große Preisfrage ist halt nun wie entwickeln sich die Margen. Momentan sieht es so aus (Modulpreisentwicklung und Rohstoffkosten/Transportkosten), dass die Bruttomarge gg. Q4 in Q1 2022 eher wieder etwas rückläufig sein wird bei Jinko in Richtung 13/14% und damit würde Jinko in Q1 wieder in die rote Zahlen kommen. Vor allem gehen in China wie auch in Indien die Modulpreise schneller runter wie z.B. der Polypreis. Für Q4 2021 erwarte ich jedoch recht gute Zahlen mit einem EPS zwischen 0,75 bis 0,85 $ - die besten im ganzen Jahr 2021. Da waren die Modulpreise noch höher wie aktuell und Jinko dürfte in Q4 einen hohen China Absatzanteil gehabt haben was natürlich hilfreich war aufgrund der exorbitant hohen Seecontainerkosten, die ja beim China Absatz nicht anfallen.
Seis drum bei produzierende Solarunternehmen wie Jinko sind Jahregewinnprognose mit verdammt niedriger Sicherheit verbunden. Kleine Daumenrechnung dazu:
Eine 2% höhere Bruttomarge generiert bei Jinko grob über den den Daumen gepeilt einen 140 Mio. $ höheren Bruttogewinn auf 12 Monatssicht, der sich fast vollständig bis zum Nettogewinn durchschlagen wird bis auf die Steuern. Runter gerechnet auf den Gewinn je Aktie und nach Abzug der Steuer (17%) wäre das auf 12 Monate ein zusätzliches EPS von satten 2,30 $ !! Durch den hohen Umsatz von 7,5 bis 8 Mrd. $ ist der Gewinnhebel bei Jinko natürlich verdammt hoch.
Eine 2% höhere Bruttomarge ergibt sich schon wenn der Modulverkaufspreis über 12 Monate hinweg um 0,01 $/W (etwa 4%) höher liegt als in den Schätzungen beinhaltet bei gleichbleibenden Kostenschätzungen. Auf Sicht von 12 Monaten ist das einfach nicht einzuschätzen. Wobei sich ja Jinko in 2 Polyproduktionen mit einer Gesamtkapazität von 40.000 Tonnen bei Tongwei/Xinte eingekauft hat und das sollte sich eigentlich bei den Kosten so ab Q2 dann schon bemerkbar machen und damit auch bei der Bruttomarge. Rechnerisch bei einem Polypreis von 30 $/kg sind das bei den Kosten eine Ersparnis von immerhin um die 10% bzw. 0,02 $/W.
Dass Jinko die hocheffizienten N-Type TOPCon Zellproduktionen in diesem Jahr auf über 10 GW ausbauen wird bis Ende Q1 sollte hilfreich bei der Kostenstruktur und damit für die Bruttomarge sein. Das läuft ja parallel zum Ausbau des Jinko Absatzanteils im bei weitem nicht so preissensiblen Aufdachanlagenmarkt, der zudem noch höhere Wachstumsraten hat wie der Solarkraftwerksbereich. Jinko geht davon aus, dass sein Absatzanteil im Aufdachsegment auf über 50% im kommenden Jahr hochgehen wird. Das ist wirklich eine super Ansage.
Läuft es gut und ich sehe momentan da nicht viel was dagegen sprechen würde, dann dürfte Jinko die Durchschnittsanalystenschätzungen in diesem Jahr mit einem EPS von 3,54 $ recht gut schaffen können und nach Abzug von 42%, die ja an die neuen Aktionäre der nun börsengelisteten China Tochter abgeführt werden müssen, die 2,05 $. Eventuell wird der Gewinn sogar höher ausfallen. Kann man aber derzeit schlicht weg nicht einschätzen. Dau gibt es momentan schlicht weg viel zu viele unbekannte Variablen.
Ich sehe generell Jinko auf einem sehr guten Weg mit ihren 182er Wafer, der neuen hocheffizienten Tiger Modulreihe mit der Jinko es nun geschafft auch im Aufdachanlagenmarkt hohe Mengen abzusetzen und auch bei den bificalen Modulen spielt Jinko ganz oben mit. Von dem her ist die Entwicklung von Jinko wirklich gut. Da muss man dem Management ein Kompliment machen. Jedoch kann man dem Jinko Management überhaupt kein Kompliment machen zu diesem China IPO. Da wurden nur 1,6 Mrd. $ eingenommen, aber man hätte da locker 2 bis 2,2 Mrd. $ einnehmen können und dann hätten die neuen Jinko Miteigentümer beim IPO immer noch sehr gutes Geld verdient. So hat es leider Jinko verpasst seine Finanzvebindlichkeiten deutlich senken zu können. Diese Chancen ist vergeben worden. Damit habe ich echt in Problem.
So lange aber die Solaraktien solche JoJo Bewegungen haben, so lange bleibe ich nach wie vor weit weg von Solaraktien.
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