schaut Euch mal den u.a. Artikel aus der FTD an.
Gruß Trollbarg
Aus der FTD vom 2.10.2000 www.ftd.de/apple
Apple: Andere Probleme als die übrige PC-Branche
Von Joachim Zepelin, San Francisco
Überrascht bis schockiert haben Finanzanalysten auf die verringerte Gewinnprognose des US-Computerbauers Apple reagiert. Mehrere einflussreiche Banken wandelten ihre Kaufempfehlungen für die Apple-Aktie am Wochenende in Warnungen. Einige verwiesen allerdings darauf, dass Apples Probleme nicht typisch für die Branche seien.
Apple hatte am Donnerstag überraschend seine Gewinnerwartungen quer durch alle Geschäftsbereiche gesenkt. Die Aktie brach um 52 Prozent ein, fast 9 Mrd. $ an Börsenwert gingen verloren.
Der vor drei Jahren noch totgesagte Erfinder des Personalcomputers übertrumpfte zuletzt alle Wettbewerber mit einer zweiten PC-Revolution, diesmal mit Farben und abgerundeten Ecken. Doch weil Apple-Rechner sich nicht mit dem Monopol-Betriebssystem Windows von Microsoft vertragen, blieb der Computergestalter auch in dieser Zeit ein profitabler Nischenspieler: Er verkaufte teure Rechner mit neuem Design an alte Apple-Fans. Der Aktienkurs schnellte in die Höhe, der Marktanteil bewegte sich leicht nach oben, doch der Umsatz blieb weit von alten Hochs entfernt.
Erst kürzlich protzte der vor drei Jahren als Retter zurückgekehrte Firmengründer Steve Jobs schon wieder mit einem möglichen Marktanteil von zehn Prozent. Jetz musste er einräumen: "Es ist klar, wir haben eine Wachstumshürde erreicht."
Finanzvorstand Fred Anderson zählte auf, was alles in Schieflage geraten ist: Das früher starke Geschäft mit Bildungseinrichtungen, in dem Apple im vergangenen Jahr die Spitzenstellung an Dell verloren hatte, enttäuschte diesmal noch mehr; in allen Weltregionen blieb das Geschäft unter den Prognosen. Der mit großen Hoffnungen auf den Markt gebrachte G 4 Cube kam bei Kunden nicht an. Käufer beschwerten sich, dass die halbtransparente Plastikhülle des mindestens 1800 $ teuren Rechners nach kurzer Zeit Risse zeige. Firmensprecher sprachen von einer optischen Täuschung.
Statt der erwarteten 45 Cents sollen nicht mehr als 30 bis 33 Cents Gewinn pro Aktie im abgelaufenen Quartal übrig bleiben. Finanzanalysten beeilten sich, ihre Kaufempfehlungen zurückzunehmen. Merryl Lynch listet sechs Gründe auf, warum Apple Probleme haben wird, von Veränderungen im Kaufverhalten bis zu bekannten Problemen beim Vertrieb. Apples Comeback ist zu Ende, stellte Don Young von PaineWebber trocken fest.
Die Apple-Aktie stürzte von 53,50 $ auf 25,75 $ und riss die Branche mit, nachdem prominente Analysten alle PC-Hersteller abgewertet hatten. Doch einige halten die Krise bei Apple für hausgemacht. Gateway, Dell, Hewlett Packard und Compaq berichteten von guten Geschäften, die Marktforscher der International Data Corp (IDC) warnten vor einer Verallgemeinerung und bestätigten anderen Herstellern, das sie ihre Ziele erreichen werden. Auch der einflussreiche Analyst Ashok Kumar von US Bancorp Piper Jaffray hält den positiven Langzeittrend der Branche für ungebrochen.
Wäre Apple wirklich wieder einmal der Sonderfall der Branche, würde Steve Jobs darunter besonders leiden. Er war durch den neuen Erfolg seines Unternehmens zur Kultfigur unter den amerikanischen Managern geworden. Sollte Apple nicht nur an eine Wachstumshürde, sondern eine Wachstumsgrenze gestoßen sein, hätte er den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere vermutlich hinter sich.
Apple ist bisher weitgehend damit gescheitert, Windows-Nutzer auf die Mac-Plattform zu ziehen. Stattdessen verkaufte der PC-Pionier alten Mac-Freunden neu gestaltete und vergleichsweise teure Rechner. "Wir glauben, dass Apple seine Altkundenbasis in den vergangenen Jahren trocken gemolken hat", glaubt Steven Fortuna von Merrill Lynch. Für den G 4 Cube sind die Berichte über lichtbrechende Schweissnähte und schwarze Linien darum die schlimmere Nachricht. Wenn der Computer nicht richtig rechnen würde, könnten das die Fans leichter verkraften.
© 2000 Financial Times Deutschland
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