Nachdem ich meinen ersten Schock bezüglich meiner WDI-Verluste verdaut hatte, blieb mir ja gar nichts anderes übrig, als wieder oder weiter anzulegen. Es gibt, bei allen Risiken, nicht viel Alternativen zur Börse. Schon gar nicht in Zeiten, in denen sich Staaten bis zum Erbrechen verschulden und die Druckerpressen heiß laufen. Vermögenspreisinflation wo man hinschaut. Mit der Gefahr, dass dies in absehbarer Zeit auch auf Löhne, Preise und Erspartes durchschlägt.
Allerdings erfolgt die Anlage bei mir nunmehr größtenteils über US – oder China-Aktien. Ich tausche also meine in Deutschland verdienten Euro in Dollar und packe dieses Geld in ein amerikanisches oder chinesisches Sparschwein. Nutznießer sind die Amis und hoffentlich auch ich. Für Deutschland ist es weniger gut. Wenn Viele das so machen wie ich, dann verkommt Deutschland immer mehr zur verlängerten Werkbank der Amis.
Zur Börse gehört auch eine gesunde Wirtschafts – und Börsenkultur, welche ich aktuell in Deutschland vermisse. Und nach einem Desaster wie mit Wirecard, ist das Vertrauen nicht unbedingt gestärkt. Dies umso mehr, wenn man sich rotgrüne Enteignungspläne zu Immobilien vor Augen hält und mit Sorge auf die Target 2 – Salden schaut.
So richtig schockieren mich aber die Erkenntnisse, die sich nunmehr einem bei der Anlage in amerikanische und chinesische Aktien offenbaren. Man findet dort eine Vielzahl interessante Firmen im Bereich e-commerze, KI, Daten, Cloudcomputing, Elektronik, Space, Social Media, mit absoluter Marktführerschaft. Globale Plattformmodelle mit tiefem Burggraben. Keine vergleichbaren deutschen Unternehmen oder Modelle in Sicht.
Das alles wird hier verpennt oder über Bürokratie und Neiddebatten kaputt gemacht. Es entwickeln sich Wirtschaftsräume, in denen sich das innovative Gehirn der Wirtschaftskreisläufe findet und Vasallen, die als auswechselbare Werkbank fungieren.
Viele Kleinanleger waren ja bei ihrer Wirecard-Investition nicht nur von der schnellen Mark geblendet. Intuitiv war man erfreut, auch mal in einen innovativen einheimischen Konzern investiert zu sein. Wollte so anfassende Teilhabe an Erneuerung und Fortschritt haben. Vielleicht fühlte man sich auf diese Art und Wiese dann weniger fremd bestimmt.
Dieser Tage sehen wir am Beispiel von Palantir, was an Geist, Weitsicht und Fortschritt möglich ist. Und auch das man als Bürger, neben definitiv vorhandenen Nachteilen (Überwachung) , zweifach davon partizipieren kann. Als Anleger und somit Miteigentümer bezüglich Wachstum, Wertsicherheit und langfristigem Gewinn. Als Bürger bezüglich effizienterer staatlicher Sicherheit und Verwaltung, effizienterer Gesundheitsverwaltung (in Pandemiezeiten u.U. für`s Überleben wichtig), bezüglich der Unternehmen in einer effizienteren Verwaltung und Abstimmung von Unternehmensprozessen und damit der Erreichung von Wettbewerbsvorteilen. Hier werden neue Burggräben geschaffen, die über Erfolg oder Mißerfolg von Unternehmen und staatlichen Strukturen entscheiden und u.U. ein auseinanderdriften verstärken.
Was auch immer Wirecard gemacht hat. Der Konzern bestand nicht nur aus zwei (Urteil der Medien-eitlen Möchtergern-Bezzos). Es gab dort 6.200 MA, von denen ein paar eine IT-Ausbildung hatten. Es gab über 20 Jahre definitiv Erfahrung mit ZDL, der Verarbeitung großer Mengen an Daten und Algorithmen zur Auswertung dieser Daten zum Zwecke der Betrugsprävention.
Palantir hat aus seinen Erfahrungen zur Betrugsprävention bei PayPal ein neues Betriebssystem entwickelt, welches sich mit steigernder Dynamik step by step ausbreiten dürfte und eine Vielzahl an Daten basierten Prozessen effizienter gestalten dürfte. Da entsteht etwas Riesiges, vorangetrieben von visionären Gründern in einer Kultur für Gründer und Visonäre.
Wirecard hatte ähnliche Voraussetzungen und Erfahrungen, egal ob sie ZDL für Blumenhändler, Erwachsenenunterhaltung, Flüchtlingskarten oder Geschenkkarten abgewickelt haben. All das basiert auf einer Anzahl X an Daten und deren Auswertung. Je grauer die Geschäfte, desto höher muss an sich das KnowHow zur Betrugsprävention sein.
Selbst wenn MB und JM kriminell gewesen oder nicht in der Lage gewesen sein sollten, einen Technologiekonzern zielführend zu entwickeln, selbst wenn der Konzern noch in einer unprofitablen Wachstumsphase befindlich war bzw. am Anfang dieser stand, dann hätte man Unzulänglichkeiten beseitigen können und Strukturen schaffen müssen, welche die fachliche Kompetenz der Mitarbeiter mit ihrem bereits erworbenen KnowHow so miteinander verbindet, dass man zumindest die Chance erhält, ähnliche Geschäftsmodelle wie Palantir und viele andere amerikanische und chinesische Datenfirmen zu entwickeln.
So etwas ohne Sinn und Verstand binnen kürzester Zeit zu zerschlagen und sich dafür auch noch in den Medien und U-Ausschüssen damit brüsten, zeugt von einer dümmlichen Kultur, die wenig Gutes für die Zukunft ahnen lässt.
Dieses Auseinanderdriften der Wirtschaftskultur lässt sich bei der Auswahl von Anlagemöglichkeiten an der Börse schwer ignorieren. |