Auf Basis des Schlusskurses betrachtet, markierten die vier von uns beurteilten US-Indizes (Dow Jones, S&P 500 Index, sowie beide NASDAQ´s) am gestrigen Donnerstag ein neues Mehrjahreshoch. Der Dow Jones notiert zudem hauchdünn unterhalb seines Allzeithochs vom Januar 2000, schaffte es bisher jedoch nicht, dieses einzustellen. Marktteilnehmer verweisen in diesem Zusammenhang auf die aktuell laufende Reaktion in der Öl-Preisentwicklung, sowie die enttäuschenden US-Wirtschaftswachstumszahlen, welche gestern veröffentlicht wurden. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind zwar stärker als erwartet gefallen, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das 2. Quartal blieb jedoch in der dritten Veröffentlichung mit 2,6% unter den Prognosen. Als positiv werteten Marktbeobachter die Tatsache, dass die Inflationskomponente weniger stark gestiegen sei als ursprünglich erwartet, führten dies zum großen Teil jedoch auf die Komponente „Wohnhäuser“ zurück.
Am Ende setzten dennoch die US-Indizes ihre laufenden, intakten Aufwärtstrends fort und bestätigen damit ihre positive Ausgangslage.
Ähnlich sehen wir Europas Aktien-Indizes. Auch wenn der gestrige Handelstag eher als „ruhig verlaufen“ umschrieben werden könnte, so bestätigte dieser auch hier die technisch positive Ausgangslage und Grundtendenz auf der Aktienseite.
An den beiden von uns beurteilten asiatischen Aktienmärkten, fällt die Kursentwicklung des Nikkei 225 auf, der sich in den letzten drei Handelstagen (einschließlich heute), aus der kritischen Formationslage einer vollendeten Schulter-Kopf-Schulter Umkehrformation nach oben hin herausschieben konnte und somit die genannte Formation im Sinne der Definition neutralisierte. Als Signal-Regel wird im Zusammenhang mit einer solchen Kursformation die Verbindungslinie vom Kopf zur rechten Schulter definiert. Kommt es zu einer Überwindung diesen Niveaus, gilt eine S-K-S als neutralisiert.
Immer wieder stellt sich nun die Frage, ob in einer solchen Phase wie jetzt, überhaupt ein Long-Einstieg auf der Aktien-Seite sinnvoll ist oder ob eine Reaktion abgewartet werden sollte. Aus technischer Sicht argumentieren wir wie folgt:
(1) betrachten wir die derzeitige charttechnische Marktverfassung der Aktien-Indizes (vorrangig in Europa und in den USA), können intakte Aufwärtstrends unterstellt werden.
(2) bewerten wir zudem die aktuelle Ausgangslage auf der Grundlage der uns zur Verfügung stehenden, bzw. von uns genutzten Instrumentarien, lassen sich aktuell ebenfalls keine Kriterien ableiten, welche einen nachhaltigen Richtungswechsel signalisieren.
(3) grundsätzlich gilt hierbei jedoch auch, dass mit Hilfe der technischen Instrumentarien die tatsächliche Spitze einer Trendbewegung im Vorfeld nicht wirklich sinnvoll und seriös definiert werden kann. Das heißt, die Stärke des technischen Ansatzes findet man in der Tatsache der Trendbestimmung (somit weiß man, ob der übergeordnete Trendverlauf aufwärts, seitwärts oder abwärts ausgerichtet ist) und in der Definition eines Ausstiegs, sei es als Stop- oder Zielkurs.
(4) demnach ist ein Einstieg in den Markt immer dann sinnvoll, wenn ein Aufwärtstrend vorliegt, dieser nicht extrem überkauft ist und keine Kursformation statistisch belegt, dass eine Gegenbewegung erwartet werden kann. Wichtig ist hierbei die Definition des Ausstiegs, somit die Klärung der Frage: „wann haben wir uns geirrt?“.
(5) in der Praxis ist es immer sinnvoll, am Ende einer Reaktion, innerhalb eines gültigen Aufwärtstrends zu kaufen. Solche „Endphasen“ lassen sich in der Regel auch ansatzweise gut ableiten. Laufen die Märkte jedoch nahezu reaktionsfrei oder reaktionsarm, ist das „hinterher springen“ immer mit einem gesteigerten Risiko belegt, aber nicht immer unsinnig. Es gibt dynamische Marktphasen, da läuft der Markt ohne Gegenbewegung einfach nach oben hin weg, ohne einen (wie oben skizzierten) Einstieg zu erlauben. Somit sollte man durchaus wenigstens mit einem kleinen Teil der geplanten Positionsgröße in den Markt gehen (mit Stop-Kurs), um wenigstens den „Fuß in der Tür“ zu haben.
Haben wir jetzt solch eine Situation? Die Antwort lautet: im Grunde ja. Ein gesteigertes Reaktionsrisiko sehen wir derzeit zwar, begründet mit der laufenden Korrektur des Öl-Preises, widersprüchliches fundamentales Umfeld etc., doch zeigen sich die Märkte aktuell stabil. Wichtig ist nur, dass man sich auch bei einem kleinen Teileinstieg im Klaren sein muss, dass ein Einstieg auf aktuellem Niveau mit Reaktionsrisiken behaftet ist und eine Reaktion von Seiten der Technik durchaus fällig wäre. Andererseits sind die Trends aber intakt.
Bund-Future
Im Bund-Future haben wir aktuell eine recht interessante technische Ausgangslage:
- der übergeordnete (aufwärts ausgerichtete) Trendverlauf ist intakt und wird in jeder Hinsicht bestätigt. Im Zuge der jüngsten Zwischenkonsolidierung der letzten drei Tage, baut sich zudem das überkaufte Extremniveau wieder ab, was im Grunde als „gesund“ interpretiert werden kann.
- rein charttechnisch betrachtet, durchläuft der Bund-Future aktuell die Ausbildung einer möglichen, so genannten Flaggenbildung, welche den Erfahrungswerten nach, eher trendbestätigenden Charakter trägt.
- aus markttechnischer Sicht wird der laufende Aufwärtstrend noch immer bestätigt, d.h. es liegt ein eindeutiges long-set-up vor.
In der Konsequenz daraus, treffen wir zunächst die Aussage, dass wir weiterhin mit Kursanstiegen im FGBL rechnen, dass unser Kurs-Ziel bei 119.00 / 119.50 derzeit unverändert Gültigkeit besitzt und wir die laufende Konsolidierung nicht als trendgefährdent, sondern als trendbestätigend interpretieren.
Wie lässt sich diese Erwartungshaltung praktisch umsetzen? Hierzu fokussieren wir uns auf den Kursverlauf des Bund-Futures der letzten acht Handelstage. Beginnend am 19. September, setzte der FGBL zur Ausbildung eines kräftigen Aufwärtsimpulses an, in dessen Zusammenhang der Bund-Future seine bis dahin über zwei / drei Wochen anhaltende Konsolidierungszone nach oben hin übersprang. Über fünf Tage hinweg, bildete sich eine so genannte Fahnenstange aus, an deren bisherigem Ende eine mögliche Flaggenbildung steht. Ist diese dann irgendwann mal beendet, wäre zumindest die erwartete Konsequenz eine Wiederaufnahme des Aufschwungs und ein erneuter deutlicher Schub auf der Oberseite.
Statistisch belegen, in Form von Kennzahlen wie Trefferquote, Trefferzuverlässigkeit, Effizienz etc., lässt sich diese Aussage bzw. Erwartungshaltung nicht. Zumindest liegen uns hierzu keine Ergebnisse vor. Dennoch passt (zumindest bisher) das Bild in das Schema einer solchen formationstechnischen Betrachtungsweise.
Unterstellen wir, wir lägen mit unserer Annahme einer Flaggenbildung richtig, dann stellt sich die Frage nach dem „wie“ und nach dem Platzieren des Stop-Kurses im Sinne von „wo habe ich mich geirrt?“.
Ein Positionseinstieg macht spekulativ erst Sinn, wenn ein Ende der Konsolidierung unterstellt werden kann, demnach nach Ende der Flagge. Der Stop-Kurs läge in diesem Falle am unteren Ende der Formation. Konkret hieße das: als Vollendet im Sinne der Formationslehre, kann das Kursmuster betrachtet werden, wenn das bisherige Hoch des laufenden Trends bei 118.70 überschritten wird.
Sollte hier eine Long-Position eingegangen werden, wäre die Platzierung des Stop-Kurses am unteren Ende der Formation sinnvoll, nämlich bei 118.20 (gestriges Tief). Setzt der FGBL seine Konsolidierung fort und markiert in der Zwischenzeit ein tieferes Reaktionstief als 118.20, so wäre dieses dann das potentielle Stop-Kurs-Niveau, sofern eine Long-Position mit Überschreiten der 118.70 eingegangen wäre.
Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handelstag !!
Uwe Wagner |