Auch wenn hier ein "Übernahmeangebot" angekündigt ist, geht es in diesem Fall doch nicht wirklich um eine Übernahme. Zum Zweck des "Übernahmeangebots" durch FF hat valueseeker in #679 eigentlich alles Notwendige geschrieben.
Noch einmal zusammengefasst: Dieses Angebot erfolgt nicht, weil FF Intershop übernehmen möchte, sondern weil er im weiteren Verlauf freie Hand im Handel mit den Aktien haben möchte, ohne durch ein Pflichtangebot bei Überschreiten der 30 % Schwelle eingeschränkt zu sein.
Zu ergänzen wäre noch, dass der angekündigte Angebotspreis der tiefstmögliche seit fast zwei Jahren ist. Maßgeblich dafür ist der gewichtete 3-Monatsdurchschnitt, und der war bei Ankündigung des Angebots bei 1,39. So tief war er seit Juni 2017 nicht mehr. Inwiefern FF an der Erzeugung eines derart tiefen Bemessungskurses aktiv beteiligt war, darüber kann man nur spekulieren. Ausschließen möchte ich das aber nicht.
Dies alles berücksichtigt, wird es ganz im Sinne von FF sein , wenn er recht wenige Aktien angedient bekommt. Damit ist auch klar, wie sich der Vorstand zu dem Angebot äußern kann: Er wird ein paar freundliche Worte dafür finden, dass der Hauptinvestor zum Unternehmen steht, aber natürlich - auch im Interesse von FF - nicht empfehlen, das Angebot anzunehmen.
Nun zum Kern der Sache: Ein erheblicher Teil der Aktionäre ist darauf konditioniert, die Chancen ihres Investments an den Ergebniszahlen festzumachen. Dafür hat vor allem der Verlauf der letzten Jahre gesorgt. Durch die regelmäßigen Kurseinbrüche bei relativ schwachen Zahlen kann man sich nicht mehr vorstellen, dass es andere bestimmende Faktoren für die Kursentwicklung geben könne. Wer das verinnerlicht hat, möge sich mal daran erinnern, dass Demandware für etwa 2 Mrd übernommen wurde, ohne jemals schwarze Zahlen geschrieben zu haben. Die haben sich Umsatz gekauft und dadurch das Interesse der großen Player geweckt. Was Intershop derzeit macht, ist zwar nicht so extrem, geht aber in die gleiche Ricchtung. Wer also glaubt, dass Intershop erst profitabel werden muss, bevor es kurstechnisch nach oben gehen kann, könnte sich im Irrtum befinden. Von diesen zahlenorientierten langjährigen Anlegern werden deshalb vermutlich noch viele herausgespült werden.
Jeder sollte sich von vorneherein darüber im Klaren sein, dass man bei Intershop auf eine Übernahme spekuliert, womit keineswegs die "Übernahme" gemeint ist, die FF derzeit anbietet.
Niemand wir ernsthaft in Erwägung ziehen, dass FF mit seinen Fonds darauf setzt, dass Intershop irgendwann ganz eigenständig profitabel wird und dann eine Dividende ausschüttet. Damit bleibt als einzig realistische Alternative für FF, dieses Investment profitabel zu beenden, die Übernahme durch einen Big Player.
Im Gegensatz zu gewöhnlichen Aktionären har er auch die Möglichkeit, einiges dafür zu tun, dass dieses Szenario Realität wird. Er wird nicht zulassen, dass eine Geschäftsführung die Mitarbeiterinteressen in den Vordergrund rückt und die Shareholder nur zur Kasse bittet. Im Zweifelsfall wird er durch seine Stimmenmehrheit Vorstandsmitglieder durch andere ersetzen, Insofern treffen sich die Interessen von FF mit denen der sonstigen Aktionäre.
In den nächsten Wochen wird vermutlich nicht viel nach oben passieren, da der Angebotspreis nicht nur eine hochwirksame Unterstützung darstellt, sondern auch starke Abweichungen nach oben als übertrieben erscheinen lässt. FF selbst darf derzeit gar nicht höher zukaufen, sonst müsste er den Angebotspreis entsprechend erhöhen. Andererseits hindert ihn niemand daran, höher zu verkaufen. Dies wäre eine mögliche Erklärung dafür, warum der Kurs inzwischen eingemauert ist zwischen 1,39 und 1,46. Interessant wird es erst, wenn das Angebot ausgelaufen ist und FF damit freie Hand hat.
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