ngs-Bruder??
Doktor Seltsam
Wie der neue Vorstandsvorsitzende Schuster Eintracht Frankfurt desavouiert / Reimann gibt Manager-Posten auf
Von Thomas Kilchenstein
Am Samstag, nach Lektüre der FR, hat Axel Ubben, verantwortlicher Redakteur für die DSF-Sendung "Doppelpass", fieberhaft versucht, den Dr. Peter Schuster ans Telefon zu bekommen. Dieser Mann, Vorstandsvorsitzender bei Eintracht Frankfurt, gehört ins Fernsehen, er ist ein gefundenes Fressen für alle Medien, zuletzt hat der pensionierte Ökonom mit Hang zur Selbstüberschätzung ja schon einen Bernd Hölzenbein so unnachahmlich vorgeführt und die Sportsprache um den Begriff "Projektleiter Nichtabstieg" bereichert. Schuster, nicht frei von Eitelkeit, hätte sich liebend gerne an den telegenen Stammtisch gesetzt und seine eigene Sicht der Dinge kund getan, allein: Wohl meinende Kollegen bei der Eintracht bremsten den Mitteilungsbedürftigen aus. Kein TV-Auftritt, der Mann ist in seiner 14-tägigen Amtszeit schon in genug Fettnäpfchen getreten.
Statt Schuster live-haftig zu interviewen, hat sich das DSF in einem Filmchen über die Eintracht lustig gemacht. Ernst wird der Club nicht mehr genommen.
Die Eintracht im allgemeinen und Schuster im speziellen haben in den letzten Tagen alles, aber auch wirklich alles dafür getan, dass man nur noch den Kopf schütteln kann über das Gebaren am Main. Das fing damit an, dass Hobby-Kicker Peter Schuster es für angebracht hielt, den Transfer von Christoph Preuß von Leverkusen in der Halbzeitpause eines Prominenten-Fußballspiels abzuwickeln. Schuster ließ es sich da nicht nehmen, im schweißnassen Trikot, völlig außer Atem und vor allen Leuten, Bayer-Manager Reiner Calmund anzurufen. "Beruhigen Sie sich doch erst einmal, Herr Schuster", soll Calmund, sichtlich befremdet, gesagt haben, als er den abgehetzten Vorstandsvorsitzenden hörte. Das Geschäft, meinte "Calli", könne Kollege Schuster doch mit Ilja Kaenzig, Calmunds rechter Hand, abwickeln, es sei ja eh alles klar. Nein, nein, meinte daraufhin Schuster, so etwas müsse auf oberster Ebene über die Bühne gehen, "von Chef zu Chef." Am Samstagabend war Peter Schuster mit Gattin dann auf der Geburtstagsfeier der Bundesliga in Köln. Womöglich hat ihm der feierliche Rahmen mit Beckenbauer, Schröder und Uwe Seeler gefallen, sicherlich besser, als der anschließende gesellige Rahmen. Da ist der Eintracht-Vorstandsvorsitzende, den in der Branche keiner kennt, ziemlich isoliert und indigniert flaniert. Später dann, während die Bundesliga den Abend zur Kontaktpflege nutzte und sich austauschte, saß der Novize, ein Rotweinglas in der Hand, mit dem Rücken zur Gesellschaft im Abseits. Einfacher als auf solch zwanglosen Veranstaltungen bekommt man als Neuling nicht Einlass in diesen Kreis, doch dazu bedarf es eines Mindestmaßes an Verbindlichkeit und Sensibilität. Schuster, von dem an diesem Abend auch die Eintracht-Verantwortlichen deutlich abrückten, fehlt es an beidem: Einen Sport-Journalisten, der sich ihm vorstellen wollte, kanzelte Schuster kühl ab. "Das ist ja schön, aber ich habe jetzt keine Zeit." Dazu kommt, dass sich der seltsame Doktor Schuster durchaus resistent gegenüber guten Ratschlägen zeigt. Offenbar glaubt er, alles schon zu wissen, und das meiste davon besser als alle anderen. "Der Job, den ich zur Zeit mache, ist ein Kinderspiel gegen das, was ich früher getan habe", hat er unlängst behauptet. Die Branche, das wurde am Samstag offenbar, zeigt angesichts eines derartigen Verhaltens betretenes bis mitleidiges Unverständnis. "Was ist nur in Frankfurt los?", hieß es am Rande der Gala immer wieder. Peter Schuster hat Eintracht Frankfurt, ohnehin nicht bestens beleumundet, restlos desavouiert.
Nun liebäugelt Schuster, offenkundig im Doppelpass mit Bild, mit der Verpflichtung von Andreas Möller, der seine Karriere beendet hat und soeben sein neues Haus in Bad Homburg bezogen hat. Möller hält sich in dieser Frage seltsam bedeckt, er dementiert nichts, selbst sein Freund und Berater Klaus Gerster findet, "dass der Andi sich auch gegenüber mir sehr verschlossen verhält." Eine Reaktion, wie "ich sie selten kenne von ihm." Er, Gerster, stehe als möglicher Manager bei der Eintracht definitiv nicht zur Verfügung. "Damit habe ich nichts mehr am Hut", sagte Gerster, der sich einzig auf seine Beratertätigkeit konzentrieren will.
Derweil ist Trainer Willi Reimann sichtlich verärgert darüber, dass Interna über diese Gedankenspiele (von Schuster) an die Öffentlichkeit geraten sind. "Wenn ich Herrn Schuster etwas sage, dachte ich, dass es unter uns bleibt und vertraulich ist." Von einem etwaigen Möller-Transfer hält der Coach ohnehin nicht viel: "Sollen Spieler, die in Gran Canaria unterm Sonnenschirm liegen, für uns die Kastanien aus dem Feuer holen?" Ohnehin ist Reimann überrascht über die momentane selbstzerstörerische Stimmung in Frankfurt, wo versucht werde, "alles kaputt zu machen, was wir uns in 13 Monaten aufgebaut haben. Man versucht, in unseren Kern einzudringen. Wenn das gelingt, ist das Chaos da." Er kündigte an, nach dem 31. August, dem Ende der Transferfrist, nicht mehr in Doppelfunktion als Trainer und Manager zur Verfügung zu stehen. "Ich bin das Gesabbel und Gerede leid. Dann sollen sie mir einen hinsetzen, und ich sehe mir das ganze Theater an." |