Die Leute von den Meinungsforschungsinstituten sind auch nur ganz normale Geschäftsleute. Das vergessen viele gern. Für Geschäftsleute ist es meist wichtig, dass ihre Firma und ihr Produkt bekannt sind.
Ihren Gewinn machen die meisten Institute nicht mit politischen Sonntagsfragen, sondern mit Umfragen im Auftrag anderer Firmen und Verbände. Marktforschung nennt man das. In der Regel bestehen die Interviews der Meinungsforschungsinstitute nicht aus der Frage »Welche Partei würden Sie wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre?«, sondern eher aus Fragen wie: »Mögen Sie Ihr Klopapier lieber zwei-, drei- oder vierlagig?«
Für die Bekanntheit der Institute sind wiederum die Politikumfragen wichtig, weil der Name des umfragenden Instituts durch uns Medien bekannter wird, wenn wir über die neuesten Umfragen berichten – und das tun wir ja quasi täglich. Insbesondere, wenn das Ergebnis der Umfrage einen neuen Trend oder eine Verschiebung im Parteienspektrum insinuiert. Es war im Wettkampf der um Aufmerksamkeit kämpfenden Umfrageinstitute also nur eine Frage der Zeit, bis ein Institut vermelden würde: Die AfD hat die Union eingeholt, beide sind nun gleichauf!
Diesen Pokal hat sich ein Institut namens Insa gesichert. Die nächste Trophäe ist nun die Meldung: »AfD jetzt vor der Union.« Ich tippe mal, dass sie an Forsa gehen wird, kann da aber auch schiefliegen.
Wenn Sie mich fragen, ist es vollkommen irrelevant, wo die AfD Anfang April 2025 bei Forsa, Insa oder YouGov liegt. Es ist viel zu früh, die neue Koalition an irgendetwas zu messen. Ob es ihr gelingt, das Zutrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Problemlösungskompetenz demokratischer Parteien zurückzugewinnen, wird man vielleicht in zwei oder drei Jahren beurteilen können. Wenn die AfD auch dann noch gleichauf mit oder gar vor SPD und Union läge, dann gäbe es tatsächlich Grund für Geschrei."
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/...-43ad-87c4-9ea4f6ed6714