Cash reinbekommt, siehe die Meldung in #58, in der steht, dass die fünf zuletzt gekauften Unternehmen zusammen über eine Net-Cash-Position verfügen. Zudem wird ja eben der Großteil des Kaufpreises meist in Aktien bezahlt. Allzuviel kann man dadurch natürlich nicht einnehmen, okay, aber möglich ist das durchaus. Ohnehin sind die Übernahmeobjekte von Arques auch nicht immer insolvent, man greift ja z.B. auch bei Konzernabspaltungen zu.
Das Argument mit der Mitarbeiterzahl ist auch so eine Sache, schließlich wurden dieses Jahr immerhin schon 10 neue Mitarbeiter eingestellt, und Arques verfügt inkl. der Arquana-Tochtern nur über 20 Beteiligungen. Dazu muss man wissen, dass die Task Force von Arques, das Umstrukturierungsteam, immer nur vorübergehend in ein Unternehmen geht, danach überwacht nur noch ein Beteiligungsmanager das Geschehen. Im Übrigen kann man dem Management da eine hohe Kompetenz bescheinigen, ich habe mal gelesen, dass von über 50 Restrukturierungsversuchen nur 3 nicht erfolgreich waren und mit einer Insolvenz des Unternehmens geendet haben.
Insgesamt verstehe ich deine Zweifel aber schon, Arques ist eben in vielerlei Hinsicht eine Sache für sich... :)
Ein paar interessante Dinge zur Politik von Arquana kann man übrigens auch in folgendem Interview mit dem Arquana-Chef erfahren:
Veröffentlicht: 10.01.2006 17:28 Interview mit Arquana-Chef Friedrich-Carl Wachs: "Wir sind in einem Käufermarkt unterwegs"
Vor einigen Monaten entdeckte die Starnberger Arques Industries AG ein interessantes Segment für sich. Sie begann mit dem Aufkauf von europäischen Druckerei-Betrieben und bündelt diese in ihrer börsennotierten Arquana International Print & Media AG.
Clemens von Frentz sprach mit Vorstands-Chef Friedrich-Carl Wachs über die Perspektiven in diesem Bereich, über sein Geschäftsmodell und über die weiteren Pläne der AG.
Herr Wachs, Sie haben gerade die Sochor Group in Österreich übernommen, zuvor die französische Evry Rotatives. Sind weitere Übernahmen im europäischen Ausland geplant? Und wenn ja: Welchen Ländern würden Sie den Vorzug geben?
Wachs: Ja, wir haben einen paneuropäischen Ansatz und werden insofern weiter grenzüberschreitend wachsen. Derzeit verhandeln wir mit Unternehmen in drei verschiedenen Ländern. Es wird Sie nicht erstaunen, dass ich da vage bleiben muss. Nur so viel: Im Westen (Frankreich) sind wir schon vertreten, im Osten dagegen noch nicht.
Üblicherweise tauscht Arques das Management von übernommenen Betrieben sehr schnell aus. Bei Sochor soll das offenbar nicht passieren, die alte Geschäftsführung bleibt also im Amt. Warum?
Wachs: Weil das Management das Unternehmen gut geführt und sicher im Markt positioniert hat sowie das Vertrauen von Kunden und Mitarbeitern genießt. Wir haben es mit meinem Kollegen Bodo F. Schmischke aus dem Arquana-Vorstand ergänzt, um den speziellen Arquana-Ansatz leichter umsetzen und die Eingliederung in den Verbund beschleunigen zu können. Im Übrigen hat Frau Dr. Sochor ihr Unternehmen gegen Aktien in die Arquana AG eingebracht. Sie ist also Miteigentümerin geworden und insofern am gemeinsamen Erfolg interessiert, für den sie sich auch aktiv vor Ort einsetzt.
Nach Informationen des Hamburger Fachmagazins "Druck & Medien" soll für die Übernahme von Johler ein Preis von etwa 1,8 Millionen Euro gezahlt worden sein. Wurde hier, ähnlich wie bei Sochor, ein Teil des Kaufpreises in Aktien gezahlt?
Wachs: Über konkrete Zahlen will, kann und darf ich in diesem Zusammenhang nicht sprechen. Nur so viel: Bei dieser Transaktion gab es die Akquisitionswährung Aktie der Arquana AG noch gar nicht ...
Das wichtigste Kapital von Druckereien ist – neben den Maschinen – der Kundenstamm. Erfahrungsgemäß ist die Kundschaft heute nicht mehr so treu wie in alten Zeiten. Sind bereits Kunden Ihrer Druckereien abgesprungen?
Wachs: Nein, warum auch? Sie werden ja weiter exzellent bedient und profitieren ihrerseits von den Größenvorteilen, die wir zu realisieren beginnen. Wir haben im Gegenteil durch den intensiven Einsatz meines Vorstandskollegen Jürgen Groth und seines Teams eine Vielzahl neuer Kunden hinzugewonnen, die die einzelnen Unternehmen der Gruppe nie alleine bekommen hätte. Durch die regionale Verteilung unserer Druckstandorte im Norden, Süden und Westen durchbrechen wir die Grenzen der regionalen Vertriebsmärkte und werden key-account-fähig, können also national agierende Kundengruppen erschließen. Das konnte vorher keiner der Einzelbetriebe mit seiner Vertriebsmannschaft.
Die Druckereien, die unter dem Dach der Arquana AG versammelt sind, hatten in der Mehrzahl vorher massive Schwierigkeiten – einige von ihnen galten seit Jahren als schwer angeschlagen. Was veranlasst Sie zu der Hoffnung, dass sich die Situation dieser Betriebe in der neuen Holding entscheidend ändert?
Wachs: Hier muss man fairerweise differenzieren: Unsere Muttergesellschaft Arques Industries hat als Sanierungsspezialist natürlich zuerst Firmen erworben, die in Schwierigkeiten waren, weil sie "undermanaged, overinvested and undersold" waren und ihr Capex nicht mehr verdienten. Hier haben die schnellen, harten Sanierungsschritte des neuen Managements von Arques gegriffen. Wir können auf deutliche Ergebnisverbesserungen für dieses Jahr stolz sein.
Mittlerweile sind wir jedoch in Phase 2 der Akquisition und sprechen mit Firmen, die weit besser aufgestellt sind – siehe Sochor Group. Diese Firmen kommen zu uns, weil sich die Eigentümer im Verbund größere Chancen ausrechnen. Wir sind in einem Käufermarkt unterwegs. Dabei akquirieren wir nicht mehr opportunistisch, sondern nach einem strengen Kriterienkatalog, der dem Masterplan unseres integrierten Druckkonzerns entspricht, mit dem wir 2008 die Überschreitung der 500-Millionen-Euro-Umsatzgrenze anstreben.
Wenn die Arquana-Druckereien langfristig als Einzelfirmen am Markt bestehen wollen, wird es ohne Restrukturierungsmaßnahmen kaum gehen. Welche Maßnahmen wurden bereits durchgeführt, welche sind noch zu erwarten?
Wachs: Natürlich war, ist und bleibt die erfolgreiche Restrukturierung der Beteiligungsunternehmen ein kritischer Erfolgsfaktor. Die Unternehmen müssen immer erst mal durch die Arquana-Mühle, das heißt: Kostenstrukturen werden optimiert, unsere Reporting- und Controllinginstrumente eingeführt, die Prozesse angepasst, der Einkauf und der Vertrieb zentralisiert, die IT-Systeme vernetzt und der Maschinenpark neu auf die Bedürfnisse des Konzerns justiert. Das erfolgt in mehreren schnellen Schritten, so dass wir so bald wie möglich zentral von Starnberg aus steuern können.
Es war mehrfach die Rede von Synergieeffekten durch den AG-Verbund bei Arquana. Wie muss man sich das konkret vorstellen?
Wachs: Durch den zentralen Einkauf von Papier, Farben, Hilfsstoffen und auch Maschinen bündeln wir Einkaufsmacht und erreichen weit bessere Konditionen als die Einzelunternehmen. Der zentrale Vertrieb ermöglicht uns die Ansprache neuer Kundengruppen jenseits der Sie suchen eine garantiert unabhängige Meinung? YEALD Vermögensmanagement Kostenlose Beratung Tel. (0911) 323 900 Mehr Info... Bank-info.de Mehr als 40 Anbieter von Vermögensberatung in der Übersicht Mehr Info... bisher eher regionalen Kundenstrukturen der Einzelfirmen. Diesen Kunden können wir aufgrund unserer breiten Aufstellung über mehrere Druckstandorte ein besseres Angebot machen und gleichzeitig die eigene Auslastung optimieren.
In einem zweiten Schritt werden wir diesen Kunden als integrierter Druckkonzern eine größere Angebotspalette an Dienstleistungen offerieren können, um unserem Anspruch als "One Stop Shop" für den Großkunden gerecht zu werden. Dies alles sind Beispiele für die Verbundeffekte, die die mittelständischen Einzelunternehmen in dem stark fragmentierten Markt in Deutschland alleine nie aufbieten können.
Nach eigener Auskunft wollen Sie "mittelfristig europäischer Marktführer im Rollenoffsetmarkt werden". Welchen Zeithorizont haben Sie dabei im Auge?
Wachs: Wir haben auf unserer Hauptversammlung Anfang Dezember 2005 erklärt, dass wir 2008 zu den "Top 3"-Rollenoffsetdruckern in Deutschland avancieren und damit zu den "Top 5" in Europa gehören wollen. Dabei sehen wir uns bis dahin als vertikal integrierter Druck- und Dienstleistungskonzern mit paneuropäischem Ansatz.
Lässt sich ein so großer Verbund wie Arquana überhaupt noch steuern?
Wachs: Ja, mit dem entsprechenden Handwerkszeug und gutem Personal in der Holding ist das keine Zauberei.
Gibt es für das Management von Arquana ein Optionsprogramm, über das die Führungskräfte am Erfolg beteiligt werden?
Wachs Derzeit ist die Arques AG quasi der Allein-Eigentümer von Arquana. Ist beabsichtigt, sich in absehbarer Zeit von Arquana-Anteilen zu trennen?
Wachs: Auf unserer Hauptversammlung haben wir gerade verschiedene Kapitalerhöhungen beschlossen, die den Freefloat unserer Aktie von derzeit 5 Prozent im Laufe des nächsten Jahres auf über 25 Prozent ansteigen lassen. Damit erfüllen wir gleichzeitig die Kriterien für den Wechsel in den Geregelten Markt (Prime Standard). Die Arques wird zwar schrittweise Anteile an der Arquana AG abgeben, aber erst mit dem Überschreiten der 500-Millionen-Euro-Umsatzgrenze unter 50 Prozent fallen.
Abschließend eine eher persönliche Frage an den Arquana-Chef Friedrich-Carl Wachs: Beobachter zweifeln an Ihrer Kompetenz im Druckgeschäft. Was antworten Sie diesen Kritikern?
Wachs: Damit kann ich leben. Ich werde lieber unter- als überschätzt. Der Erfolg ist hinterher umso größer ...
Das Interview führte Clemens von Frentz. |