Ein Galapagos-Fink mit dickerem Schnabel - entstanden aus zufälliger Mutation - kann besser Nüsse knacken. Er findet auf seiner Insel, auf der es auch Nussbäume gibt, somit mehr Nahrung vor als seine Artgenossen mit dünnen Schnäbeln. Die Mutation wurde "belohnt", weil sie - hinsichtlich der Umweltbedingungen - nützlich war, und bleibt der "Nachwelt" auch erhalten, weil der Dickschnabel-Fink prächtig gedeiht und mehr Nachwuchs zeugt.
Aber auch für den Nussbaum kann das ein Vorteil sein (Co-Evolution). Wenn mehr Finken seine Nüsse fressen und die Samen kackend über die Insel verteilen, dann gibt es am Ende auch mehr Nussbäume auf dieser Insel. Und wenn es auf dieser dieser Insel wärmer als auf anderen, weil sie näher am Äquator liegt, findet der Nussbaum dort womöglich ohnehin klimatisch bessere Existenzbedingungen. So werden Nussbäume und Finken auf dieser Insel zur dominanten Art.
Auch bei den Viren gibt es eine Co-Evolution zwischen den Viren und den Wirten (dem Menschen). Viren, die schon lange kursieren, haben schlechtere Chancen, sich zu verbreiten, weil das menschliche Immunsystem sie schon aus Erfahrung kennt und schneller eine Abwehr bereitstellt. Schafft es z. B. in Schnupfen-Virus nicht (mehr), seinen Wirt (Menschen) zum Niesen zu bringen, weil dieser nur noch leichtes Halskratzen verspürt, verliert das Virus die Fähigkeit, sich über Aerosole (durch Husten) zu verbreiten. Es stirbt langsam aus. Seinen Platz nehmen neue Mutationen ein, die wieder Husten auslösen.
Besonders schlimm wirken neuartige Viren, die vom Tier auf den Menschen übergesprungen sind (Aids, Schweinegrippe, Vogelgrippe, mutmaßlich Sars und Sars-COV-2). Eben weil das Immunsystem sie noch nicht kennt. Es gab sie zuvor nicht beim Menschen, und die Infektionen fallen deshalb besonders heftig aus - bis zum Zytokinsturm bei Sars-CoV-2, der eine Folge "überschießender" Immunabwehr ist.
Der Mensch passt sich jedoch langsam auch solchen Viren an. Je öfter er damit infiziert wird, desto wenig schwer wird die Erkrankung, weil sein Immunsystem das Virus dann im Prinzip (aus älteren Varianten) noch kennt. Ein schweres Grippe-Virus kann dadurch mit der Zeit zum schwächeren und am Ende harmlosen Schnupfen-Virus mutieren (in Co-Evolution mit der menschlichen Abwehr).
Nichts spricht dagegen, dass diese Entwicklung nicht auch bei Sars-Cov-2 so eintreten wird. Spätestens in einigen Jahren dürfte es durch Mutationen, Anpassungen an veränderte Umgebungen (mehr Geimpfte) und die Co-evolutionäre Verbesserung der Immunabwehr des Menschen zu einem eher harmlosen Virus werden, mit dem die Menschheit dann - bis auf vereinzelte "Grippe"-Tote - weiterleben kann. |