Nach gesunder Lage klingt das nicht. Setzen sich die Verluste in dieser Höhe fort, ist die ganze Bank in Gefahr. Ärgerlicherweise muss auch noch der Steuerzahler für die Verluste aufkommen.
Der Staat als Retter für Zockerbanken - wie bei der HypoRealEstate (R.I.P.)
05.11.2009, 15:32 Finanzkrise Milliardengeschenk für die Commerzbank
Die Commerzbank schreibt horrende Verluste. Für Steuerzahler ist das ein großes Ärgernis: Automatisch zieht der Staat eine riesige Finanzspritze auf. Von FOCUS-Online-Redakteur Ansgar Siemens
Was Martin Blessing am Donnerstag zu verkünden hatte, bot kaum Anlass zu Optimismus: Die Commerzbank, an deren Spitze der Kaufmann steht, werde 2009 mit einem dicken Minus abschließen. Bereits in den ersten neun Monaten verbrannte die Bank 2,7 Milliarden Euro. „Die Lage bleibt schwierig“, sagte Blessing lapidar.
Nicht jedem dämmerte sofort, welch gravierende Folgen diese Prognose für den Steuerzahler haben wird. Im Zuge der Krise hat der Staat 18,2 Milliarden Euro in die Bank gepumpt. Der Löwenanteil, 16,4 Milliarden Euro, floss in Form einer stillen Einlage. Der Clou: Neun Prozent Zinsen pro Jahr verlangt Berlin nur, wenn die Zahlen schwarz sind. „Entsteht in der AG kein Bilanzgewinn, werden keine Zinsen fällig“, sagt eine Commerzbank-Sprecherin.
Drei Milliarden Euro für lau
Es geht nicht um Peanuts. Immerhin 1,5 Milliarden Euro muss der Staat für das verkorkste Jahr 2009 in den Wind schreiben. Geht auch 2010 schief, verdoppelt sich der Verlust. Nachzahlen muss die Bank selbst dann nicht, wenn die Geschäfte irgendwann wieder glänzend laufen. Ein Unding, schimpft Christoph Kaserer, Finanzprofessor an der TU München: „Es ist nicht zu verstehen, warum der Bund keine Besserungsklausel durchgesetzt hat.“
Konrad Becker, Analyst der Privatbank Merck Finck, spricht von einem milliardenschweren Extrageschenk an die Commerzbank. „Für Aktionäre ist das positiv, für den Steuerzahler nicht.“ Becker kritisiert, dass der Staat nur zu 25 Prozent bei der Commerzbank eingestiegen ist. Ein höherer Anteil hätte die Chancen auf spätere Gewinne verbessert. „Wenn die Sanierung der Bank gelingt, werden auch die Aktienkurse steigen.“ Sprich: Der Bund könnte in großem Stil von Kursgewinnen und Dividenden profitieren. Der Fall Commerzbank zeigt: Auch ein Jahr nach dem Krisenherbst ist höchst ungewiss, wie teuer die Bankenrettung den Staat am Ende wirklich zu stehen kommt. Die größten Fragezeichen stehen wohl hinter der Hypo Real Estate. Am Mittwoch kassierte die Skandalbank eine neuerliche Finanzspritze, diesmal über drei Milliarden Euro. Ein Akt, offenbar so alltäglich, dass die Banker in ihrer obligatorischen Erklärung ein kleines Wort für verzichtbar hielten: danke.
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