Muss meine Meinung von gestern zurücknehmen, da ich zugeben muss, den Artikel erst heute vollständig gelesen zu haben! Also Sorry falls ich jemanden auf den Schlips getreten bin! Aber die Rede Hohmanns macht es nicht besser!
Hier wird ja immer wieder darauf hingewiesen, Hohmann hätte das jüdische Volk nicht pauschal als Tätervolk bezeichnet, und lediglich die Verstrickungen der „Gottlosen“ (hier die aus dem Judentum bzw. dem Christentum in Russland bzw. später in Deutschland) in die Massenmorde nach der Revolution 1917 und später beim Holocaust angesprochen!
Okay, ich geb zu, wenn man die gesamte Rede vollständig liest, kommt man wirklich zu dieser Ansicht! Jetzt ist doch aber die Frage, was er mit dieser geschickten Art und Weise (der Aufbau der Rede erscheint mir da besonders interessant) erreichen wollte!
Wie beginnt er denn seine Rede?
Er spricht faktisch alle wichtigen Themen an, die in den letzten Monaten den deutschen Bürger bewegt haben! Das geht von Türken-Mehmet über Miami-Rolf bis zu ganz allgemeinen sozialen Problemen, wie hohe Arbeitslosigkeit und Ungerechtigkeiten bei Steuern (der kleine Mann wird abgezockt) etc.! Und jetzt kommts!
Er schließt nicht etwa daraus, das man in Deutschland die Strukturen verändern müsste, das man eine Diskussion zum Thema soziale Gerechtigkeit bei gleichzeitiger neuer Impulse für die Konjunktur anregen muss! Nein, was folgt sind 3 Punkte zu den Themen „die Deutschen zahlen zuviel in die EU (Punkt 1), „deutsche Zwangsarbeiter werden nicht von anderen Staaten entschädigt, aber wir entschädigen Juden und Polen“ (Punkt 2), und den unverschämendsten Punkt 3 kopiere ich hier mal vollständig rein:
"3.Ist die Bundesregierung angesichts der Wirtschaftsentwicklung und des Rückgangs der Steuereinnahmen bereit, ihre Entschädigungszahlungen nach dem Bundesentschädigungsgesetz (also an – vor allem jüdische – Opfer des Nationalsozialismus) der gesunkenen Leistungsfähigkeit des deutschen Staates anzupassen? Die Antwort war: Nein, der Respekt vor dem damaligen Leiden dieser Menschen gebiete, das Entschädigungsniveau uneingeschränkt aufrechtzuerhalten. Er versucht dann später die Ursachen für die politische Haltung der Bundesregierungen der Vergangenheit und Gegenwart mit der Geschichte zu erklären, und geht erst dabei auf die viel diskutierten Vergleiche zwischen bolschewistischen Juden und nationalsozialistischen Christen ein. Das mag zu einem großen Teil korrekt sein, verfolgt doch meines Erachtens aber einem klaren Ziel!"
Hohmann versucht die derzeitige schlechte Stimmung aufgrund sozialer Probleme und einem allgemeinen Vertrauensverlust gegenüber Demokratie und Politik für seine rechtskonservativen Ansichten zu nutzen! Diese sind vielleicht nicht offen antisemitisch, aber bedienen eindeutig antisemitische Ressentiments und sind eindeutig revanchistisch unterlegt! Und ich behaupte, das ein Politiker seines Kalibers (seiner Vergangenheit) genau weiß, was er mit einer solchen Rede erreicht! Ich unterstelle sogar, das er mit der Reaktion des Zentralrates der Juden gerechnet hat ! Zumindest musste er damit rechnen, und wenn er das nicht tat, hat er zumindest als Politiker versagt!
Mich erinnert diese Rede ganz stark an ein Interview mit führenden Köpfen der Deutschen Akademie in Nürnberg, das vor etwa 5 Jahren im TV gesendet wurde! Die „Deutsche Akademie“ ist eine Vereinigung, eine Universität rechtsradikaler Gesinnungsgenossen, die in dieser Akademie ihren Nachwuchs auf intellektuellem Gebiet schulen wollen, das betrifft Völkerkunde genauso wie Kommunikationswissenschaften, Medienwissenschaften, etc.! Damals wurde von den Führern dieser Bewegung ganz klar gesagt, das zu einer rechtsradikalen Volksbewegung nur wenige Dinge fehlen! Unter anderem eine Abkehr von der Demokratie, die nur noch als bürokratisches und lethargisches Gebilde betrachtet wird, des weiteren ein sozial vergiftetes Klima, sowie die Überwindung von Tabuthemen und eine Infiltrierung von Begrifflichkeiten in die Öffentliche Meinung (wie z.B. eine negative Auffassung zum Begriff Gutmensch)!
Ich hoffe das wir von diesem Szenario noch weit entfernt sind, aber ich glaube das die derzeitige Diskussion in den diversen Internetforen zeigt, wie eine Stimmung geschaffen wird, um die Reaktionen des Zentralrats als völlig überzogen hinzustellen, und sogar dem Zentralrat noch vorzuwerfen, er würde damit den Antisemitismus selbst fördern!
Versteht mich nicht falsch! Ich wiederhole es noch mal! Sicherlich kann man Hohmann wenn man die Aussagen aufmerksam liest keinen Antisemitismus vorwerfen! So kann ich deshalb auch die Vorwürfe an den Zentralrat nachvollziehen, aber nicht billigen! Hohmanns Rede läuft ja letztlich darauf hinaus, das er nicht die Juden anklagt, sondern die Deutschen Verbrechen dadurch relativiert, das er die Metamorphose von anständigen Christen zu Nazis mit der Metamorphose von Juden zu Bolschewiken vergleicht, die an Massenmorden beteiligt waren!
Ich würde also Hohmann nicht als Antisemiten, aber als Revanchisten bezeichnen! Wobei er aber den Antisemitismus durch seine Ausführungen fördert, und in gewisser Weise werfe ich ihm wie oben beschrieben auch dort ein gewisses Kalkül vor |