Oben schreibst du: Ich habe ein gutes Einkommen. Jetzt schreibst du: Im Gegensatz zu den meissten, kenne ich es wenn man von ganz unten anfangen muss und keine Chance bekommt.
Ich habe nicht den Eindruck, dass du zu den Unterprivilegierten gehörst - was immer das ist.
Und mein Bekanntenkreis war immer sehr breit gestreut - arm und reich. Ich bin durchaus in der Lage, die soziale Realität zu erkennen. Da gibt es auch viele, die aus der "Unterschicht" kommen, und die es trotzdem geschafft haben, hier ein ordentliches Leben zu führen und auch recht zufrieden sind, was sie erreicht haben. Es gibt auch andere. Jedenfalls kann ich nicht behaupten: Die guten menschen, das sind "die da unten" und die schlechten Menschen erkenne ich daran, dass sie reicher sind als andere oder gar sehr reich. Das sind für mich für den persönlichen Kontakt einfach keine Kriterien.
Ich bin auch der Meinung, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können müssen. Deswegen bin ich auch für Mindestlohn. Ich bin auch der Meinung, dass Eigentum und Reichtum eine soziale Verpflichtung mit sich bringt. Und ich kenne genügend Besitzende, die das auch so sehen. Aber grundsätzlich habe ich nix dagegen, dass es ärmere und reichere gibt. Das ist nunmal Teil des Systems, in dem wir immer noch recht gut Leben. Ich sehe schlicht kein besseres System, dass auf ähnliche Weise in einer Massengesellschaft in der Lage ist, genügend Reichtum zu schaffen, so dass letztlich für alle was da ist. Natürlich fordert das auch was von den Menschen. Aber selbst die, die aus welchen Gründen auch immer (es gibt natürlich auch Fehler im System), nicht in Lohn und Brot sind, werden bei uns zwar nicht üppig, aber immerhin versorgt. Das ist übrigens historisch recht einmalig. Und auch heute in großen Teilen der welt nicht selbstverständlich.
Klar gibt es auch eine ungerechte Form von Ungleichheit. Arbeitslosigkeit ist garantiert bei den meisten nicht selbst verschuldet. Aber es ist auch nicht einfach ein Versagen irgendwelcher Einzelner, oder der Politiker oder der bösen Kapitalisten. Da haben sich einfach letztlich falsche Konzepten zu lange durchgesetzt - und an diesen Konzepten haben alle irgendwie mitgebastelt und nicht nur die bösen Rechten oder die bösen Kapitalisten.
Aber unter dem Strich sehe ich es so: Ein von der Gier getriebenes System bringt - wenn tatsächlich die Politik den nötigen Rahmen setzt - offensichtlich am Ende mehr, als ein von einem wie auch immer gearteten guten Willen diktiertes System. Der gute Wille der einen sieht - wenn er erstmal so richtig mächtig ist - für andere, die eigentlich ebenso nur "Gutwillige" sind, nur halt "anders gut", auch nur aus, wie Unterdrückung, und wenns schlimm kommt wie Terror... ----------- Die Linke ist eine international operierende Zornbank, in der kleine Leute ihre Spareinlagen an Empörung deponieren können. (Peter Sloterdijk) |