Kann Yingli seinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen? 16.07.15 | Meinung Hat Yingli die Modulproduktion gestoppt? Nein, sagt Yingli und verkündet eine 240-MWp-Lieferung nach Chile. Die anhaltende Diskussion über die Zukunft von Yingli erinnert an die beiden Insolvenzen von Suntech und LDK; einige sehen auch Hanergy mittlerweile als das "Enron der Solarbranche". Oder sind die finanziellen Schwierigkeiten von Yingli nur ein weiteres Zeichen für eine mangelnde Wettbewerbsfähigkeit in der chinesischen Solarindustrie?
Natürlich dominieren die chinesischen Modul-Hersteller den Weltmarkt in Bezug auf Liefermenge und installierte Leistung. Dies liegt auch daran, dass China mit rund 30 Prozent des weltweiten Zubaus den Löwenanteil des Solarmarktes zu sehen bekommt. Die Investitionsbedingungen in China scheinen ebenfalls sehr gut zu sein, sowohl für Kapazitätserweiterungen als auch Geschäfte im Allgemeinen.
Aufgrund dieser positiven Lage, sind die meisten größeren Modulhersteller aus China optimistisch. Auf der diesjährigen SNEC-Messe in Shanghai, erlebten wir ein enormes Selbstbewusstsein bei den ausstellenden Unternehmen. Im Gegensatz zu früheren SNECs sehen chinesische Hersteller heute die ganze Welt als ihren Markt an - nur der Himmel ist die Grenze.
Sie erinnerten mich an die deutschen Hersteller, die nun fast alle Pleite sind, zum Ende des Jahres 2008, bevor der spanische Solar-Boom mit einem großen Knall endete.
Warum?
Es scheint klar, dass die Produktionstechnik für Zellen und Module vieler "early mover" unter den chinesischen Unternehmen heute zum Großteil nicht mehr dem neusten Stand der Technik entspricht. Erstklassige Ausrüstung ist heute nicht nur sehr viel effizienter, sondern auch sehr viel billiger als noch vor fünf oder zehn Jahren. Unterdessen gehen neue Produktionskapazitäten in Betrieb, zum Beispiel bei Hanwha in Süd-Korea. 1,5 Gigawatt Zellenkapazität kann man heute für nur etwa 230 Millionen US-Dollar bekommen, während 1,5 Gigawatt Modulkapazität nur etwa 15 Millionen US-Dollar kosten.
Die Zahlen liegen weit unter den Investitionskosten, die noch vor ein paar Jahren nötig gewesen wären. Daher müssen Hersteller nun konsequent modernisieren, modernisieren, modernisieren um am Leben zu bleiben. Aber mit enormen oder teils irrwitzigen Schulden (zum Beispiel Solarworld) ist es nicht möglich, solche Modernisierungsmaßnahmen zu finanzieren. Das haben wir unter anderem bei LDK und Suntech in China gesehen.
Darüber hinaus treten auch andere asiatische Länder, in denen die Löhne mittlerweile viel niedriger sind, mit China in Wettbewerb. In diesen Märkten wächst auch die Unterstützung für den Zubau neuer Photovoltaik-Kapazitäten. Natürlich herrscht in der Wertschöpfungskette der PV-Produktion derzeit ein starker Wettbewerb, was wiederum zu günstigen Einkaufsbedingungen führt. Aber der Weltmarkt expandiert momentan in fast allen Segmenten der Kette.
In der PV-Welt ist im Grunde niemand nur einer Marke treu. Auch Yingli ist es nicht gelungen eine dauerhafte Loyalität zur eigenen Marke aufzubauen, trotz aller FIFA-Sponsorings. Viele Käufer wechseln einfach von einer Quelle zur anderen, auch dann wenn große Mengen gekauft werden. Biete einfach einen besseren Preis mit einer bestimmten Qualität an und liefere pünktlich - dann bist Du im Geschäft.
In China werden derweil auch neue Unternehmen groß und besitzen bereits nennenswerte Marktanteile, zum Beispiel Jinning, das Gigawatt-Kapazitäten in der Zell- und Modulfertigung aufbaut.
Letztendlich hat niemand irgendwelche technologischen Durchbrüche erreicht - fast alle Hersteller konkurrieren auf dem gleichen Technologiestand und mit ähnlichen Maschinen. Es gab allerdings einige schrittweise Verbesserungen durch die Produktion größer Stückzahlen; und vielleicht macht dieser kleine Kostenvorteil am Ende den Unterschied. der die Gewinner von den Verlierern trennt.
Nach meiner Einschätzung werden viele der gegenwärtig großen chinesischen Modulhersteller schwer zu kämpfen haben, wenn sie überleben wollen. Wir werden sehen, welche Marken aus welchen Ländern in den nächsten fünf bis 10 Jahren noch in der Top 10-Liste vertreten sein werden. Denken Sie einfach an das Jahr 2008, als die größten Partys noch von Unternehmen wie Q-Cells geschmissen wurden. |