Ich erhoffe mir schon auch, dass 2015 ein gutes Jahr für die Aktie wird. Der Dollarkurs hat sich mittlerweile auf sehr niedrigem Niveau gefangen, was (i) die Gewinne ab spätestens 2020 massiv unterstützt, (ii) den Preisspielraum bei Orders ab sofort massiv ausweitet. Gegeben Punkt (ii) könnte ich mir vorstellen, dass wir dieses Jahr einen sehr guten Newsflow in Punkto Neubestellungen bekommen. Einzige Sorge in dieser Hinsicht (außer plötzlicher Wirtschaftskrise) könnte sein, dass eine Airlines den Umstieg auf spritsparende Flieger hinauszögern, da sie mit langfristig niedrigen Ölpreisen rechnen. Ich glaube aber eigentlich nicht, dass dieser Effekt sehr stark sein wird, da heutige Orders für in 5 Jahren oder so sind, wo man sicher nicht notwendigerweise von einem immer noch niedrigen Ölpreis ausgehen kann. Es spricht daher aus meiner Sicht einiges dafür, dass Airbus Boeing in 2015 bei den Orders schlägt.
Hierdurch sollten hoffentlich dann auch die Lücken im kurzfristigeren Produktionsplan geschlossen werden können. Das betrifft insbesondere recht kritisch den A330 (alt), der vor Bereitstellung des A330neo ein ziemlicher Ladenhüter geworden ist. Ich hoffe, dass wir hier ein paar Package-Aufträge sehen, wo Airlines zuzüglich zu Ihrer Bestellung für A330neos auch noch kurzfristig ein paar alte A330 abnehmen, so dass der Gewinn in 2016 nicht allzusehr unter dem Modellwechsel leidet. Wichtig wären Neuaufträge ganz klar auch für den A380 (und auch der A350 könnte noch ein paar Aufträge vertragen, wobei da die Pipeline deutlich besser gefüllt ist). Kurz: ich hoffe auf neue Orders auf günstiger Dollar-Basis für Widebodies, insbesondere um die Produktionslücken in den nächsten Jahren zu schließen.
Ein weiterer positiver Punkt sollter der Verkauf der Dassault Anteile sein. Da die Börse insgesamt 2015 dank QE hoffentlich laufen sollte, bin ich optimistisch, dass man hier einen guten Preis erzielen kann. Das senkt zwar kurzfristig auch entsprechend das recurring EPS. Da Dassault aber deutlich höher bewertet ist als Airbus, könnte eine Teilausschüttung als Sonderdividende oder Aktienrückkauf die Marktkapitalisierung von Airbus optisch deutlich günstiger gestalten. So oder so ist der Verkauf gut für's cash, was bei der zuletzt problematischen Cash Flow Entwicklung vielleicht auch nicht so schlecht ist.
Von der Gewinnseite an sich sehe ich leider wenig grandioses auf uns zukommen 2015 und 2016. Der Analystenkonses sieht eine 10%-Steigerung für 2015 und flaches EPS 2016. Das könnte sich beides als zu optimistisch herausstellen, denn mögliche Brandherde für Sonderkosten gibt's genug. Zum einen wäre da der A400, wo Airbus mittlerweile ja seine Schuld eingestanden hat. Da werden garantiert nicht-budgetierte Sonderkosten und Fehleinnahmen auf uns zukommen. Außerdem birgt die "Operation am offenen Herzen", wie Tom Enders es genannt hat, nämlich die Produktionsumstellung von A320 auf A320neo sehr große Risiken, wenn sie mal anläuft. Da dies Airbus' Cash Cow ist, würden Disruptionen hier sofort unmittelbar sehr hart auf den Gewinn schlagen und könnten am Markt auch eine gewisse Panik auslösen. Außerdem wird die A350 Produktion hochfahren, wobei Sonderkosten und Probleme auch nicht ausgeschlossen werden können.
Kurz: auch wenn ich hoffe, dass Airbus konservativ geguided hat und schon einen gedanklichen Abschlag für mögliche Einmalkosten in ihrer Prognose berücksichtigt haben, sehe ich von Produktions- und Gewinnseite her das Jahr als herausfordernd. Hoffentlich geht alles gut. Etwaige Probleme bei der Produktion bzw. (daraus resultierend) beim Gewinn 2015/16 könnte eine Hausse der Aktie abwürgen.
Insgesamt sehe ich die potenziellen Produktionsprobleme aber allenfalls als mögliche Einmalkosten an. Langfristig sollte die Wucht der verbesserten Wettbewerbsposition durch den niedrigeren Euro und die stetige Steigerung der Produktion von bereits bestellten Maschinen hier die Aktie weiter in die richtige Richtung treiben. Insofern mache ich mir wenig Gedanken darüber, ob 2015 ein Superbörsenjahr für Airbus wird oder nicht.
Mein Tipp wäre: wenn es an der Produktionsecke und bei den Quartalsgewinnen keine Aussetzer gibt, könnte die Aktie 2015 gut laufen. Falls es operativ doch zuckelt sollte das dicke Orderbuch und der niedrige Euro die Aktie dann aber spätestens ab 2016 in luftigere Gefilde treiben. 2016er KGV von fast 15 klingt zwar nicht billig. Allerdings ist das Produktionswachstum durch bereits georderte Maschinen sehr groß und der Dollar tut sein übriges. Kurz: ich bin optimistisch (ohne mit einer Explosion schon in 2015 zu rechnen). |