also dass kant ein antisemit gewesen sein soll, halte ich für gewagt. abgesehen davon, dass er als freund der vernunft der altherbrachten religionsauffassung eher skeptisch gegenüberstand, vertrat er bereits einige ansätze des modernen christentums.
wer das neue testament kennt, sollte wissen, was eigentlich judentum/islam und christentum unterscheidet - christus spricht sich mehrfach gegen die heuchlerische gesetzlichkeit der juden aus, die diese für das gute miteinander gemachten gebote völlig verkehren - z.b. wurde er von den pharisäern angegangen, weil er am sabbath heilte und die fragte er dann ganz direkt: für wen ist der sabbat eigentlich da? wer den orthodox-jüdischen alltag z.b. in jerusalem kennt, wird bemerken, dass die praktiken dieser gesetzesdiener den extremen muslimen mehr als ähnlich sind.
was das christentum auszeichnet ist die überwindung der reinen gesetzlichkeit durch die gnade und die vernunft, so z.b. bei der steinigung der ehebrecherin, bei der christus den mob drumherum auffordert, dass der ohne sünde den ersten stein werfen solle ... das stelle man sich mal in riad oder kabul vor.
nein, kant war kein "rassischer" antisemit - er sah das judentum, wie auch den althergebrachten, rein hierarchisch-gestzlichen katholizismus als repräsentativ für die unmündigkeit des menschen. was übrigens natürlich nicht richtig war, denn kant kannte offensichtlich nur wenige details des jüdischen alltags. was er z.b. gar nicht erfasste war die tatsache, dass die juden eine schulpflicht für ihre kinder hatten und diese dem durchschnittlichen mitteleuropäer um lichtjahre voraus waren - in dem moment, als die juden in preussen und anderen landstrichen berufsfreiheit bekamen liessen diese gebildeten leute alle weit hinter sich ... ein umstand, der den neid der restbevölkerung erzürnte und schliesslich zum echten antisemitismus führte. |