16.08. 10:58 INTERTAINMENT AG ( 622360) -------------------------------------------------- Factsheet:
Erstnotiz: 08.02.1999 Streubesitz: 23,7 % Bookbuilding: 31-36 Euro Marktkap.: 640 Mio. Euro Umsatz: 2000e : 152,67 Mio. Euro 2001e: 296,02 Mio. Euro Gewinn/Aktie: 2000e: 1,75 Euro 2001e: 2,98 Euro KGV(Kurs bei 65 ): 2000e: 37,14 2001e: 21,80
Zur Zeit sind Medienaktien „out“, da in der Branche zunehmender Wettbewerb herrscht und der Konzentrationsprozess fortschreitet. Viele Anleger sind deshalb über die zukünftige Strategie verunsichert und sind aus Medienwerten ausgestiegen. Der Kurs von Intertainment ist nach der Medieneuphorie von 140 Euro auf jetzt 65 Euro zurückgekommen. Dabei hat sich an der fundamentalen Situation, zumindest bei der vorgestellten Firma nichts zum Negativen verändert-eher im Gegenteil.
Die 1993 gegründete Intertainment AG ist darauf spezialisiert kommerziell interessante Filmrechte, hauptsächlich von US-Filmen, zu erwerben und an Kinoverleiher, TV-Sender und Videoverleiher in ganz Europa zu vermarkten. Daneben ist die Firma noch im Bereich Merchandising tätig. Dabei wird versucht den Umsatz eines Filmes mit absatzfördernden Tätigkeiten und Produkten zu erhöhen ( Zusatzartikel wie Stofftiere, T-Shirts, Spielzeugfiguren etc. ). Im Vergleich zu den USA weist Europa in diesem Bereich ein enormes Wachstumspotential auf. Der Umsatz mit Merchandisingartikeln beläuft sich weltweit auf 102 Mrd. US Dollar, wobei nur rund 25 % in Europa erwirtschaftet werden.
Vorerst hatte sich Intertainment bei Filmrechten auf den Markt des Free-TV ( normale TV-Sender ) spe-zialisiert. Der Markt kann jedoch nur sehr beschränkt wachsen, da 95 von 100 Haushalten in Europa einen Fernseher haben. Andererseits gibt es eine immer größere Sendervielfalt. Um als „Werbemedium“ interessant zu bleiben sind die TV-Sender auf qualitativ gute Spielfilme angewiesen. Das treibt natürlich die Preise für Lizenzen in die Höhe, was sich auf den Umsatz von Intertainment vorteilhaft auswirkt. Um auch in einem Markt mit hohem Wachstumspotential präsent zu sein, erwerben die Münchener auch die Rechte an Spielfilmen für die Volksrepublik China, da dieser riesige Markt im Bereich Fernsehen noch nahezu unerschlossen ist. Umsätze daraus kommen wegen der strengen Zensurvorschriften für ausländische Filme allerdings nur in geringem Ausmaß zustande.
Intertainment erwirbt immer die „Gesamtfilmrechte“ ( Rechte für die Verwertung über TV, Kino, Video, DVD, Internet, Pay- und Free-TV ). So hat die Medienfirma 1999 z.B. mit Franchise Pictures aus den USA ein Filmlizenzvertrag geschlossen, der 60 Filme über 10 Jahre umfaßt und für ganz Europa und China gilt. Der Produktionswert beträgt mehr als 2,8 Mrd. DM. Hierbei handelt es sich um Lizenzen von Filmen, die in den nächsten 12 Monaten im Kino oder auf Video starten wie „The Pledge“ (Jack Nicholson) und Whole Nine Yards (Bruce Willis) für die Dauer von 25 Jahren. Auf der Kundenliste befinden sich z.B. ZDF, UFA, Pro7, RTL, VOX und Premiere.
Den größten Coup hat Intertainment mit dem Erwerb der weltweiten exklusiven Vertriebsrechte, in allen Verwertungsformen, an den nächsten 10-20 Produktionen des Oskar-Preisträgers Arnold Kopelson gelandet. Die letzten 10 von Kopelson produzierten Filme haben weltweit alleine in der Kinoverwertung über 2 Mrd. USD eingespielt. Die Rechte sind zeitlich unbegrenzt. Kopelsons Erfolgsstreifen sind u.a. Platoon, Auf der Flucht (Harrison Ford), Sieben (Brad Pitt), Outbreak (Dustin Hoffman), Eraser (Arnold Schwarzenegger) und etliche andere kommerziell erstklassig verwertbare Filme. Zur Zeit produziert der Oskar Preisträger für 20th Century Fox „Unfaithfull“ mit George Clooney in der Hauptrolle. Pro Film werden 50 Mio. USD Budget geplant.
Den Vertrieb der Filme übernimmt Intertainment im Bereich Kino, Video und Pay-TV nicht selbst. Die Organisationsstrukturen sollen schlank und effizient gehalten werden. Es entstehen dabei geringere Fixkosten, also auch geringerer Kapitalbedarf und geringeres Risiko. Die Münchener schlossen dazu einen bisher einmaligen Vertrag mit Warner Bros. und 20th Century Fox. Warner Bros. sicherte Intertainment zu, innerhalb der nächsten fünf Jahre bis zu 12 Filme pro Jahr über ihre Vetriebskanäle (eben Kino, Video und Pay-TV) innerhalb Europas zu vermarkten. Warner erhält dafür eine Vetriebsprovision. Intertainment rechnet auf Grund des Vertrages mit einer Gewinnsteigerung von bis zu 2.300 Prozent in den nächsten vier Jahren. Ein ähnlicher Vertrag wurde mit 20th Century Fox abgeschlossen. Diese beiden weltweit effizientesten Vertriebskanäle versprechen die optimale Auswertung der Lizenzen.
Die Free-TV und Internet Rechte vermarktet Intertainment dagegen europaweit selbst. In diesem Zusammenhang und mit dem Ziel der Internationalisierung schloß das Medienunternehmen Ende Februar einen Lizenzvertrag mit den unabhängigen spanische Vermarkter Manga Films. Der Wert des Deals beträgt 22,4 Millionen US-Dollar. Im März vereinbarte Intertainment mit der italienischen Mediaset Group von Silvio Berlusconi eine Partnerschaft. Die Münchener verkauften die Free-TV Rechte an 6 Spielfilmen an Mediaset. Das Geschäftsvolume beträgt 20 Millionen USD. Gleich darauf im April hat Intertainment noch dem französischen Fernsehsender TF1 und dem britischen Medienunternehmen Redbus Lizenzen im Wert von 70 Mio. US-Dollar verkauft. Zu berücksichtigen ist, daß sich bei den vier Geschäften in naher Zukunft noch die Vermarktungsschienen im Bereich Video, Bezahlt-Fernsehen, Kino etc. öffnen werden, die ein hohes Ertragspotential versprechen. Weitere Verhandlungen werden zur Zeit geführt.
Zusätzlich zum Lizenzhandel möchte Intertainment den Filmvertrieb über das INTERNET zum zweiten großen Geschäftsfeld ausbauen. Auch wenn in den nächsten Jahren nur kleine Umsätze aus diesem Geschäft zu erwarten sind, möchte sich der Vorstandsvorsitzende Rüdiger Baeres frühzeitig positionieren. Dazu hat Intertainment 26,8 Prozent an der amerikanischen SightSound.com gekauft. Das Unternehmen hat eine führende Position im Bereich digitaler Download von Filmen und Musik aus den Internet. Der Kunde lädt sich einen Spielfilm herunter und bezahlt per Kreditkarte, was wesentlich komfortabler ist, als der Gang zu Videothek. Außerdem hat SightSound eine Technologie entwickelt, welche die Zeit für das Herunterladen halbiert- wohlgemerkt bei gleichbleibender Bild- und Tonqualität. Die Firma besitzt vier Patente in diesem Bereich und beabsichtigt im Jahr 2000 den Gang an die Börse. Es wurde auch noch eine Option auf eine Beteiligung an der britschen filmgroup von 20 Prozent erworben. Ab dem 4. Quartal 2000 will die filmgroup eine breite Bibliothek an Filmen über das Internet als Video on Demand (beliebig abspielbar und rückspulbar) anbieten. Der Börsengang ist auch geplant.
Das momentane zweite Hauptgeschäftsfeld ist Merchandising und Animation. Hierbei vermarktet Intertainment Zeichentrickfilme und Kinderprogramme. Sehr erfolgreich startete 1999 die Vermarktung der Weihnachtsfigur „Rudolph, das Rentier mit der roten Nase“, deren Lizenzrechte Intertainment für die nächsten 15 Jahre besitzt. In diesem Zusammenhang haben die Münchener sogar einen Kooperationsvertrag mit UNICEF über 5 Jahre geschlossen, in dem Rudolph die Symbolfigur für die Aktion „Kids for Kids“ darstellt. Das Video wurde mit 850.000 Stück zum Verkaufsschlager und trug 7 Mio.Euro zum Umsatz 1999 bei.
Abschliessend möchten wir noch kurz auf die Finanzierung eingehen:
Am 18. Juli 2000 hat Intertainment eine Kapitalerhöhung im Wert von 114 Mio. Euro abgeschlossen. Dies stellt aber nur einen mittelfristige Lösung dar, um den Vertrag mit Kopelson, den weiteren Ausbau des Internetgeschäftes sowie weitere Lizenzeinkäufe finanziell abzusichern. Es muss also ein geschicktes Cash-Management organisiert werden. Die Finanzierung zum Erwerb von Filmrechten wird hauptsächlich über Banken abgewickelt. Dabei werden die Filmrechte zur Besicherung an die Bank abgetreten. Positiv ist, daß die Münchener keine Vorschüsse auf den Lizenzpreis zahlen. Sie sind nur zur Zahlung verpflichtet wenn das fertige Filmmaterial in akzeptabler technischer Qualität geliefert wird.
Bewertung:
Intertainment ist ein wachtumstarkes und mit 19 Mitarbeitern schlank organisiertes Unternehmen. Die AG verfügt auf dem Beschaffungsmarkt über qualitativ vielversprechende Verträge und kann auf der Vertriebs- bzw. Verwertungsseite Abschlüsse mit den zwei größten Filmunternehmen vorweisen. Außerdem bedeutet die Ausweitung der Geschäftstätigkeit auf andere europäische Länder eine sinkende Abhängigkeit vom deutschen Free-TV Markt. Da die Firma die Filmrechte für einen Zeitraum von 25 Jahren erwirbt, ergibt sich die Möglichkeit einer Zweit- und Drittverwertung, da die Lizenzzyklen zwischen 5 bis 7 Jahre dauern. Ebenso positiv ist das Intertainment die „Gesamtfilmrechte“ kauft. Das heisst es stehen alle Verwertungskanäle offen.
Die Beteiligungen an den Internetunternehmen SightSound.com und filmgroup sind sehr vielversprechend. Der von Intertainment eingeschlagene Weg den Filmvertrieb über das Internet auszubauen bietet ein enormes Wachstumspotential. Ein Erfolg der Strategie ist maßgeblich davon abhängig , wie schnell sich die technologischen Standards in Deutschland/Europa durchsetzen.
Die Zahlen die Intertainment vorläufig für das erst Halbjahr vorgelegt hat sind hervorragend. Das Unternehmen weißt eine Umsatzsteigerung um 949 Prozent von 12,8 Mio. DM ( im Vergleichszeitraum von letztem Jahr ) auf 134,4 Mio. DM aus. Das EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) hat sich um 840 Prozent gegenüber dem Vorjahr von 6,6 Mio. DM auf 63,6 Mio. DM gesteigert. Damit übertrifft die Firma die eigenen Prognosen um ein Vielfaches. Das Plus resultiert hauptsächlich aus den oben aufgeführten erhöhten Kino, Video und TV-Erlösen.
Ein Risiko besteht jedoch darin, ob es Intertainment gelingt die Finanzierung der weiteren Geschäfte abzusichern. Eine erneute Kapitalerhöhung ist zwar nicht geplant aber durchaus möglich. Dies würde auf den Kurs drücken. Die Halbjahreszahlen kommen am 18. August 2000.
Mit einem KGV 2001e von ungefähr 20 ist der Medientitel im Branchenvergleich ( Branchendurchschitt 30,68) günstig bewertet.
Daher empfehlen wir die Aktie wegen der oben geschilderten hervorragenden Perspektiven mit einem 6 Monatskursziel von 90 Euro zum Kauf.
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Quelle: Analyse von Heike Sachtleben http://www.boerse-go.de |