http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/...=525516&nv=cp_L1_aaGewonnene US-Klage pusht Intertainment-Aktie
Sich als ausländische Medienfirma in Hollywood mit den Platzhirschen der US-Filmindustrie anzulegen, ist ein gewagtes Unterfangen. Intertainment hat es riskiert - und gewonnen.
Die Münchner Medienfirma Intertainment hat mit ihrer Klage in den USA hoch gepokert und gegen alle Unkenrufe der Branche den für sie existenziell wichtigen Prozess in Santa Ana bei Los Angeles gewonnen. Ihr trickreicher und in Hollywood gut vernetzter US-Partner Elie Samaha und seine Franchise Pictures sollen nach der Entscheidung des US-Gerichts gut 77 Millionen Dollar Schadenersatz an Intertainment zahlen. Die Summe könnte durch zusätzliche Strafzahlungen sogar noch aufgestockt werden. Die Börse feierte die Nachricht wie in alten Tagen mit einem Kursfeuerwerk.
Zweite Chance?
Auch bei Intertainment wusste man, dass man sich auf unsicheres Terrain vorgewagt hatte. "Gott sei Dank hat die Jury unsere Argumente anerkannt, die stichhaltig waren", sagte Konzernchef Rüdiger Baeres am Donnerstag. "Es ist schwierig, in Amerika einen Prozess zu führen." Intertainment, einst eine der Erfolgsgeschichten am mittlerweile zusammengebrochenen Neuen Markt, könnte nun eine zweite Chance bekommen.
In Zeiten des Börsenbooms rissen sich die deutschen Medienfirmen - die Kassen dank der Börsengänge gut gefüllt - um Kooperationen mit Hollywood. In den USA machte angesichts der Fabelpreise für Filmlizenzen das Schlagwort vom "Silly Money", dem dummen Geld aus Deutschland, die Runde. Auch Samaha wollte davon profitieren und schloss einen Lizenzdeal mit Intertainment ab. 60 von Franchise produzierte Filme wollten die Münchner übernehmen. Doch irgendwann fiel auf, dass Franchise seinem deutschen Partner höhere Planungen und Rechnungen vorlegte als seinen Banken und Versicherungen in den USA. Nach einiger Zeit gab Samaha die überhöhten Budgets zu, behauptete aber, dies sei Teil des Deals, und Intertainment habe davon gewusst.
Damit weitere Klagen möglich
Auch wenn Samaha die besten Anwälte engagierte, wollte die Jury dieser Argumentation nun nicht folgen. In dem Gremium saßen einfache Bürger, vom Rentner bis zur Hausfrau. "Man kann sich ja in die Leute nicht hineinversetzen", sagt Baeres. Intertainment siegte nun aber auf ganzer Linie. Zwar sagt ein Branchenkenner: "Ich glaube nicht, dass die 77 Millionen Dollar wirklich zu holen sind." Samaha sei zu gewieft und habe seine Vermögenswerte möglicherweise schon anderswo geparkt. Nun kann Intertainment aber die Klage gegen die Comerica Bank und zwei Versicherungsgesellschaften vorantreiben.
Größtes Hindernis auf dem Weg zur Rettung von Intertainment ist noch ein 16-Millionen-Euro-Kredit der HypoVereinsbank, der im Juni fällig wird. Allerdings wird in Branchenkreisen über eine Einigung spekuliert, und auch Baeres zeigte sich zuversichtlich, dass es eine Lösung geben wird. Während Konkurrenten wie Kinowelt oder Senator und selbst die mächtige KirchGruppe Insolvenzantrag stellen musste, könnte Intertainment so noch einmal die Chance für einen Neuanfang bekommen.