Internolix: Ein Youngster auf dem Weg nach oben
von Helmut Kipp [16.03.00, 15:30]
Selbst für Neuer-Markt-Verhältnisse ist Internolix ein Jüngling. Gerade zwei Jahre ist es her, dass Luigi Carlo De Micco die Firma gründete. Inzwischen gilt der Aufsteiger als börsenreif. Am 27. März wird die Aktie zum ersten Mal gehandelt. Die Limburger stellen Standardsoftware für Online-Shops her. Die ersten Produkte kamen Mitte 1999 auf den Markt. Seitdem verkaufte der Newcomer knapp 1000 Profiversionen. Die Einsteigerlösung wurde sogar 700 000-mal abgesetzt, da die Computerkette Vobis das Programm auf ihren PCs vorinstalliert. So erreichten 1999 die Erlöse 1,5 Millionen Euro.
Dabei soll es nicht bleiben. In den kommenden Jahren will der Börsenkandidat stürmisch wachsen. Um das zu erreichen, setzt De Micco auf hohe Standardisierung und indirekten Vertrieb. „Bislang ist Software für E-Commerce eine Projektleistung. Jetzt ist sie als Standardlösung verfügbar“, erläutert der Vorstandsvorsitzende die Strategie. Folglich konzentriert sich Internolix eindeutig auf den Verkauf von Lizenzen. Die Programme lassen sich in vorhandene Warenwirtschaftssysteme integrieren. Sie sind modular aufgebaut. Daher können Anwender ihre Module leicht erweitern. Zudem ist die Software schnell zu installieren und einfach zu bedienen. Darin unterscheiden sich die Lösungen von den komplexen Plattformen mancher Wettbewerber, die hohe, schwer zu kalkulierende Implementierungsaufwendungen verursachen.
Vor allem Mittelständler gehören zu den Kunden. Der Vertrieb wird über Partner abgewickelt, welche die Programme weiterverkaufen und zum Laufen bringen. Internolix arbeitet mit anderen Softwarefirmen, Serviceprovidern oder Systemhäusern zusammen. Stolz ist De Micco auf die Liaison mit Microsoft. Der US-Riese und der deutsche Kleinbetrieb wollen gemeinsam ein Koppelprodukt vermarkten. Auch Swisslog, debitel oder die Software AG zählen zu den Verbündeten.
Nun gilt es, die Expansion im In- und Ausland voranzutreiben. Daher nimmt der Marketingaufwand drastisch zu. Im laufenden Jahr sind die Ausgaben mit 6,7 Millionen Euro etwa so hoch wie der Umsatz. Weitere Mittel verschlingen der Aufbau weiterer Niederlassungen und die Entwicklung neuer Softwaremodule.
Die Folge sind tiefrote Ergebniszahlen. Erst 2003 wird Internolix nach jetziger Planung Gewinn erwirtschaften. Der Umsatz soll dann gut 50 Millionen Euro erreichen. Vorausgesetzt, es gelingt dem Newcomer, sich gegen etablierte Wettbewerber wie Intershop zu behaupten.
Den Ausgabepreis veranschlagt BÖRSE ONLINE auf gut 30 Euro. Das entspricht dem 12,5fachen des für 2001 zu erwartenden Umsatzes. Damit wäre der Titel vergleichsweise günstig bewertet. Konkurrent Openshop, der ebenfalls an die Börse geht, verlangt etwa doppelt so viel.
Die bisherigen Verkaufserfolge sprechen dafür, dass die Produkte auf gute Resonanz stoßen. Daher ist es möglich, die hohen Ziele zu erreichen. Allerdings sind die Prognoserisiken groß. Denn Internolix kommt in einem sehr frühen Stadium an die Börse. Vor allem die Entwicklung des Auslandsgeschäftes ist kaum abzuschätzen. Avanciert die Software zum Standard, winken üppige Kursgewinne.
Unser Fazit: ZEICHNEN. Internolix ist ein aussichtsreicher Hoffnungsträger. Das Unternehmen hat eine klare Strategie. Die Aktie ist allerdings sehr spekulativ. |