"Many commentators, and even some monetary policymakers who are schooled in the theory, respond to this by observing that "the money multiplier has collapsed,"with the implication that the collapse may just be temporary (see chart 1). Banks are just "parking" their excess reserves (that is, reserves in excess of the amount that banks are required by regulation to hold) at the central bank, but, when demand for funds picks up, they might start "lending them out," and, because the amount of excess reserves is so massive, there may be a burst of inflation--perhaps uncontrollable inflation."
Diese Betrachtung ist auch richtig.
Die nachfolgende Argumentation, dass die Reserves gar nicht ausgeliehen werden, geht gewissermaßen am eigentlichen Kern vorbei.
Die Reserves werden auch nicht ausgeliehen. Die bleiben wo sie sind, werden für den Kauf von Assets verwendet, oder an andere GB ausgeliehen.
Wie kommt es dann nun, dass der money-multiplier denoch greifen kann?
Ganz einfach, die GB verleihen kein physisches Money, sondern schreiben Giralgeld auf einem Konto gut. Sie schaffen damit Sichteinlagen. Für diese Sichteinlagen müssen sie nun allerdings wieder die entsprechende Mindestreserve vorhalten. Der Überschuss an Reserven wird dadurch entsprechend gemindert. Sie bleiben erhalten, sind aber nur noch Reserven und eben keine Überschussreserven mehr, sie sind nun aufgrund der durch Kredit geschaffenen Sichteinlage gebunden.
Diese Kreditvergabe kann nun soweit getrieben werden, bis alle Reserven, die sie halten, durch die Mindestreservepflicht gebunden sind.
Die Kreditvergabe kann in der Theorie sogar noch weiter getrieben werden. Die notwendigen Reserven muss sich die GB dann allerdings irgendwoher besorgen. Entweder leiht sie sich diese bei einer andern GB oder bei der NB - zumal sie dafür allerdings Zinsen zahlen muss, würde sie das nur machen, wenn der Zins, den sie für den Kredit bekommt, und die damit zusammenhängenden Risiken, dies im Hinblick auf die Finanzierungskosten der benötigten Reserven immer noch als lohnenswert erscheinen lässt.
Diese Möglichkeit der Kreditvergabe über die Möglichkeiten der eigenen Reserves, ist allerdings insoweit begrenzt, als dass nicht unbegrenzt Reserves im Gb-System liegen und die NB auch nicht unbegrenzt Offenmarktgeschäfte durchführen (Wenn man solche aussergewöhnlichen Erscheineungen wie QE mal ausser acht lässt) Entscheidend ist also die gesamte Basisgeldmenge, die sich im Bankensystem befindet, die damit je nach Höhe des Mindestreservesatzes die maximale mögliche Ausweitung der Giralgeldmenge bestimmt. Dieses Verhältnis ist der sogenannte Moneymultiplier. Er ergibt sich Konstruktionsbedingt aus dem Teilreservesystem selbst und lässt sich nicht wegreden.
Ob die GB bei der Ausweitung der Giralgeldmenge dann auch an das Limit gehen ist eine andere Frage. Dies hängt von verschiedenen Externalitäten + ihrer eigenen Risikobereitschaft ab.
Es gibt allerdings verschiedene Anreize, die bestehen, diese Möglichkeiten in der Boomphase auch tatsächlich auszuschöpfen. Werden sie ohne entsprechende Mindestreservefunktion einfach nur gehortet handelt es sich um brachliegendens Kapital. Kreditvergabe ist das Kerngeschäft der GB (wenn das Geschäftsbankenkonzept gedanklich vom Investmentbanking getrennt behandelt wird) Und GB arbeiten nunmal gewinnorientiert.
Wann Blasenbildungen anfangen, ist praktisch kaum zu bestimmen. Wenn man sie sieht ist sie schon da. Zudem ist es von einem gewissen Blickwinkel betrachtet sogar rational in Blasen zu investieren - oder sagen wir, zumindest nicht vollständig irrational - Blasen können mitunter sehr lange laufen und im letzten Stück wird gerade am meisten verdient. Mann muss es nur rechtzeitig schaffen abzuspringen. Die Möglichkeit dazu wird dann allerdings regelmäßig überschätzt.
Die Idee, eine antizyklische Geld- und Fiskalpolitik zu betreiben, ist in der Theorie ein schönes Konzept. In der Krise wird die zusätzlich in Umlauf gebrachte Liquidität jedoch in erheblichem Umfang gehortet, wie man sieht, und bleibt damit im Wirtschaftskreislauf erstmal ohne Wirkung. Dies beginnt erst dann, wenn sich die Wirtschaft wieder erholt und nimmt dann im Verlauf der Erholung weiter zu. Die Liquidität wirkt daher, wenn man nicht aufpasst, gar nicht antizyklisch sondern prozyklisch und verstärkt damit Boom und Bust Zyklen, bzw. die Übertreibung und die daraus resultierende Instabilität in der Boom-phase.
An eine antizyklische Politik wird ausserdem auschließlich in der Krise nicht aber im Aufschwung gedacht. Zu groß ist die Angst den Aufschwung wieder abzuwürgen, zu groß die Versuchung, die Verschuldung weiter auszubauen.
Die in der Krise geschaffene Ausweitung von Kredit und Geldmenge wirkt durch den Verzicht, sie im Boom wieder zurückzuführen, daher im Ergebnis in doppelter Hinsicht prozyklisch. |