Von Identity–politics gibt es im Übrigen viele Spielarten, von ganz links bis ganz rechts. Bereits deswegen halte ich es dann auch schon für unsinnig, die Kritik an Identity–politics exklusiv der äußersten Rechten zuordnen zu wollen. Gerade die müssen sich den Vorwurf dann nämlich ebenso gefallen lassen, wie die Postmodernisten und andere Postmarxisten (ich verzichte für Dich dann mal auf den Kulturmarxismusbegriff)
Was Du oben beschreibst ist eine mögliche Dynamik, in der sich das Bedürfnis starke Gruppenidentitäten herauszubilden entwickeln kann. Typischer Weise geht es dann auch in Deinem Beispiel um einen Oppressor vs. Oppressed–Narrativ. Ein Narrativ, der bei manchen Beispielen zutreffen kann, in anderen Beispielen aber auch verfehlt sein kann, und wiederum in anderen Beispielgruppen auch gleichzeitig zutreffend und verfehlt sein kann, nämlich wenn tatsächlich Unterdrückte ihrerseits ebenfalls als Unterdrücker tätig werden und die anderen Unterdrücker u.U. Ihrerseits ebenfalls nicht nur Täter sondern auch Opfer sind. Solche Verhältnisse können sehr verschachtelt sein. Des weiteren lässt sich unsere gesellschaftliche Gruppenzugehörigkeit in nahezu unendliche Art und Weise diversifizieren. In all unseren Rollen– und Gruppenverhältnissen gäbe es dann des Weiteren ebenso mannigfaltige Möglichkeiten, für alle möglichen asymmetrischen Verhältnisse, die man ebenfalls alle in irgendeiner Weise als Oppressor vs Oppressed Narrative abbilden könnte...
Die Kritik daran ist im Übrigen nicht unbedingt eine moralische, vieles davon lässt sich menschlich sogar durchaus nachvollziehen. Es führt m.E. nur nicht wirklich weiter
Und politische Lösungen solcher Probleme können sinnvoller Weise kaum darin liegen, sich auf einzelne Gruppen zu fokussieren und vermeintliche oder auch tatsächlich benachteiligte Gruppen gegenüber tatsächlich oder vermeintlich bevorteilten Gruppen mit besonderen Rechten auszustatten, sondern eben ganz grundsätzlich alle mit genau den selben Rechten auszustatten, völlig ungeachtet irgendeiner der vielen Gruppenidentitäten.
Wer alles andere kritisch sieht muss dabei keineswegs ein äußerster Rechter sein. Diese Vorstellung ergibt m.E. keinerlei Sinn. Apropos,... vielleicht könntest Du dann auch kurz erklären, was an dem Begriff des Kulturmarxismus antisemitisch sein soll? Das wäre ebenfalls ein Punkt, der nicht ernsthaft einzuleuchten vermag.
|