"Bei TSMC ist dieser Effekt vorhanden, weil man mit der Umstellung auf die nächste Generation die alte Generation einfach für einen anderen weniger anspruchsvollen Kunden profitabel weiter nutzen kann. Intel hat derzeit kein wesentliches Fremdkundengeschäft in dem sie alte Maschine weiter auslasten können"
Die vielen Fabs, die Intel neu baut, sollen neuerdings ja auch für externe Kunden nutz- bzw. buchbar sein. Damit kommt das von dir monierte "fehlende Fremdkundengeschäft" neu hinzu.
Folglich kann dann auch Intel "weniger anspruchsvolle Kunden" mit Fertigung aus älteren Fabs weiter bedienen. Wenn die Abschreibung und Nutzung der Fabs auf diese Weise (externe Kunden) von fünf auf acht Jahre verlängert werden kann, ist das ein Win-Win für alle Beteiligten: Intel kann die Anlagen länger nutzen (= höhere Kapitalrendite), und die externen Firmen profitieren von kostengünstiger Fertigung von Prozessoren, bei denen es nicht auf das letzte Quäntchen Leistung ankommt.
Der jüngsten Verluste von Intel rühren auch daher, dass der Bau neuer Fabs Milliarden verschlingt, die resultierenden Gewinne aber erst später kommen. Die starken Kursrückgänge letzte Woche (nach 1,6 Mrd. Verlust) resultieren u. a. aus der Entäuschung des Marktes, dass Intels enorm hohe Investitionen nicht schon früher Gewinne bringen. Vielleicht gibt es auch die Befürchtung, dass es nicht genügend neue Kunden für Intels neue Fabs geben wird, weil Intel in der Fertigungs-Technologie (nach bisherigen Stand!) hinter TSMC und Samsung liegt.
Intel muss daher "alles geben", um technologisch zu TSCM und Samsung aufzuschließen. Davon hängt - auf Gedeih und Verderb - der Erfolg der neuen Strategie ab. Ich vertraue darauf, dass Intel wie üblich unter Druck "liefert".
Der Markt könnte allerdings skeptisch hinsichtlich der neuen Ausrichtung bleiben, weil Intel auch in der Vergangenheit Probleme hatte, die Strukturen der CPUs zu verkleinern. Von 2014 bis 2022 gab es bei Intel im Desktop-Bereich nur 14nm-Prozessoren. Erst mit Alder Lake (2022) wurde der Sprung zu 10nm geschafft. AMD ist mit Zen4 bereits bei 4nm.
Das Problem ist, dass mit kleineren Strukturen eine höhere Effizienz (Leistung pro Watt) erreicht werden kann. Intel muss bei 10nm an die Grenzen der Belastbarkeit gehen, um tempomäßig nicht hinter AMD zurückzufallen. Dass heißt die CPUs müssen bei relativ hohen Core-Spannungen übertaktet werden. Daher resultieren offenbar auch die technischen Probleme/Ausfälle bei den Top-CPUs der 13. und 14. Core-Generation ("Raptor Lake", die immer noch in 10nm gefertigt sind.
Bei den neusten Prozessoren fängt Intel hinsichtlich Zählung wieder bei Null an. Die Core-Serie endet mit "Raptor Lake" (13.+14. Gen). Intels aktuelle Meteor-Lake-CPUs (Intel Core Ultra) für Notebooks sind erstmals in 7nm gefertigt und beginnen eine neue Zählung. Meteor Lake-CPUs sind nicht mehr aus einem Guss (Baustein) gefertigt wie zuvor die Core-Generation, sondern bestehen aus mehreren Chiplets. Dabei können unterschiedliche Strukturbreiten gleichzeitig eingesetzt werden, z. B. 7nm für den CPU-Kern und 10nm für weniger tempokritische Peripherie. Auch dies eröffnet die Möglichkeit, ältere Fabs länger zu nutzen, denn die Chiplets können in unterschiedlichen Fab gefertigt und später an einem Ort zusammengesetzt werden.
Das Chiplet-Prinzip hat Intel sich bei AMD abgeguckt. Intel hingegen hat bei den k-Modellen der 12. Gen. erstmals Performance- und Effizienzkerne kombiniert, was AMD sich nun von Intel abgeguckt hat. |