Um auf den weiter oben angeführten DCF-Wert zu kommen, sei beispielhaft angeführt, welch aberwitzigen inneren Wert der Markt derzeit bei einem Kurs von 8,55 pro Aktie einpreist. Spielt man sich etwas mit der Formel für die ewige Rente (W = E/i), ergeben sich folgendes Bild:
-) Das Unternehmen hat im Durchschnitt von 2012 bis 2017 pro Jahr über 3 Mio. EUR free cashflow erwirtschaftet. -) Freilich wird dieser derzeit fast gänzlich zur Rückführung der Finanzverbindlichkeiten verwendet. Allerdings ist man unter Berücksichtigung des sonstigen nicht betriebsnotwendigen Vermögens (bestehend aus Grundstücken und Aktien) von der unmittelbaren Existenzbedrohung schon etwas entfernt, was sich auch an der Wiederaufnahme der Dividendenzahlungen zeigt. -) Bei der Berechnung dieses free cashflows sind außerdem Erweiterungsinvestitionen enthalten, die für das neue Werk in Cristesti angefallen sind, auch wenn es sich um ein vergleichsweise kleines Werk handelt, so wäre der free cashflow unter Herausrechnung des Werksneubaues noch höher. -) Auch eine Abgeltungszahlung an den Vorstand für den Wegfall der leistungsorientierten Pensionsvorsorge ist enthalten, die so nicht mehr anfallen kann. -) Es sind auch Umsatzzuwächse aus dem neuen Werk sowie aus einer zusätzlichen Investition in einem ungarischen Werk, die bis Ende 2019 mit einer Investitionsförderung von 3 Mio. getätigt wird, zu erwarten. Das EU-förderungsabhängige Wasserschutzsegment sollte langsam weiter anziehen, da die Übergangsperiode zwischen den beiden Förderzeiträumen abgeschlossen sein sollte. -) Insofern ist es keineswegs völlig aus der Luft gegriffen, zumindest die 3 Mio. pro Jahr weiter fortzuschreiben.
Wenn man diesen free cashflow, den das Unternehmen im Durchschnitt von 2012 bis 2017 jährlich erwirtschaftet hat (ca 3 Mio.), abzinst, müsste man einen Zinssatz von sage und schreibe 55% verwenden, um einen Marktwert des Eigenkapitals von 5,4 Mio. zu rechtfertigen. Selbst wenn man einen Einbruch des free cashflows auf 1,5 Mio. unterstellt, müsste man einen Zinssatz von etwa 28% p.a. verwenden, um auf den aktuellen Marktwert zu kommen.
Berechtigterweise kann man - wie eingangs auch erwähnt - im Laufe der nächsten Jahre nicht annehmen, dass der free cashflow wirklich den Eigentümern zusteht. Vielmehr wird er zur Schuldentilgung verwendet (was implizit natürlich auch den Marktwert des Eigenkapitals steigert, weil dadurch einerseits die Zinszahlungen sinken und andererseits der risikobedingt zu verwendende Zinssatz nach unten geht). Ich habe daher noch ein Szenario durchgerechnet, und zwar mit folgenden Annahmen:
-) Die 2015 geschlossene Tilgungsvereinbarung läuft 15 Jahre, was bedeutet, dass nach heutiger Sachlage erst ab 2030 der gesamte freie Cashflow den Eigentümern zustünde. Dann wäre die Gesellschaft allerdings fast völlig schuldenfrei, was bei derartigen Unternehmen auch nicht typisch wäre. Viel realistischer ist es, dass bei Erreichen eines langfristig tragfähigen Schuldenniveaus (mE net debts von 30 MEUR unter Berücksichtigung des nicht betriebsnotwendigen Vermögens) eine neuerliche Finanzierungsvereinbarung geschlossen wird. Man kann damit rechnen, dass dieses Level 2025 erreicht ist, weshalb ich annehme, dass ab dort schon der gesamte FCF den Eigentümern zurechenbar ist. -) Schon jetzt sinkt die Zinslast jedes Jahr durch die Ratentilgungen, Daumen mal Pi ca 100 TEUR pro Jahr. Bis inkl. 2024 steigt der fcf an die Eigentümer sozusagen um 100 TEUR -) Ab 2025 ist die Zinslast auf etwa 0,9 Mio. gesunken, und der free cashflow entsprechend höher anzunehmen (3,8 Mio.). Letzterer Wert wird dann fortgeschrieben. -) Nicht berücksichtigt sind zukünftige Umsatzsteigerungen aus den eingangs erwähnten Faktoren, das Weglassen derselben dient als zusätzliche margin of safety.
Unter diesen Annahmen müsste man trotzdem einen Kapitalisierungszins von 22% p.a. verwenden, um den aktuellen Marktwert (5,4 Mio. bzw. 8,55 je Aktie) zu rechtfertigen. Verwendet man einen - meines Erachtens eher realistischen Zins - von 15 bis 17%, ergibt sich ein Marktwert für das Unternehmen von 10,9 Mio. (ca 17 EUR je Aktie) oder 8,7 Mio. (ca 13,70 EUR je Aktie).
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