25.04.2005 Indienfonds erfolgversprechend Morningstar
Indien steht im Schatten der anderen aufstrebenden Wirtschaftsmacht in Asien, China, so die Experten von Morningstar.
Doch auch hier könne sich die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre sehen lassen. Vor diesem Hintergrund hätten auf Indien spezialisierte Fonds in den vergangenen 3 Jahren eine Rendite von durchschnittlich 50% erzielt.
Die Parallelen zwischen Indien und China seien unverkennbar, beides Agrarstaaten mit rasch wachsender Bevölkerung, günstigen Arbeitskosten und hohem Konsumpotenzial. Indien gehe bei der wirtschaftlichen Öffnung allerdings einen etwas anderen Weg als China. Während China sich als "Werkbank" der Welt etabliert habe, mache Indien vor allem durch Erfolge im Dienstleistungsbereich wie Software, Outsourcing oder Call Center von sich reden.
Das Land stütze sich dabei auf eine junge, gut ausgebildete, englisch sprechende Bevölkerung. Der Servicesektor mache mittlerweile mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung aus. Weitere Stärken weise Indien im Pharmabereich durch die Produktion günstiger Generika oder in der Automobil- und Textilwirtschaft auf. Und nicht zuletzt hätten die Stahl- und Zementhersteller des Landes vom Hunger Chinas nach Rohstoffen profitiert.
Der Boom in diesen Branchen könne allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nur einem Bruchteil der Inder Arbeitsplätze böten und das Wachstum weite Kreise der Bevölkerung noch nicht erreicht habe. Der Industriesektor, das Standbein des chinesischen Wachstums, habe mit der Expansion des Dienstleistungsbereichs nicht Schritt gehalten. Hier werde auch der Vorsprung Chinas erkennbar, das bei Investitionen, nicht zuletzt auch von ausländischer Seite, die Nase deutlich vorn habe.
Der schlechte Zustand der Infrastruktur gelte als größtes Hemmnis für mehr Investitionen. Der Staat sei allerdings alleine nicht in der Lage, die notwendigen Verbesserungen zu finanzieren, das Budgetdefizit habe in den letzten Jahren bei 10% des Bruttoinlandsprodukts gelegen. Wirkliche Entspannung könnte hier vermutlich nur ein Umbau des Steuersystems bringen, so z.B. die Einführung einer einheitlichen Mehrwertsteuer. Die Zustimmung zu Reformen sei allerdings immer schwieriger zu organisieren.
Die jetzige Koalition bestehe aus über 20 Parteien. Die politischen Risiken seien nicht zu unterschätzen, wie auch die Verkaufswelle am Aktienmarkt im Mai des vergangenen Jahres nur allzu deutlich gemacht habe. Der Schock über den Wahlsieg einer vermeintlich weniger wirtschaftsfreundlichen Regierung sei zwar nur von kurzer Dauer, der Kurssturz aber deswegen nicht minder eindrucksvoll gewesen.
Indien erwirtschafte mit 17% der Weltbevölkerung nur 2% der globalen Wirtschaftsleistung. Das Potenzial sei nicht zu übersehen, über die Risiken eines Indien-Investments sollte man sich aber im Klaren sein. Zwar gelte die Korrelation mit den globalen Finanzmärkten als gering, da Exporte für die indische Wirtschaft eine eher geringe Rolle spielen würden, doch schließlich herrsche kein Mangel an internen Risikofaktoren. Wem dies zu viel des Guten sei, könne statt eines Länderfonds auch den Weg über einen breit aufgestellten Asienfonds wählen.
Der indische Aktienboom sei nicht unbemerkt geblieben. Europaweit gebe es mittlerweile 15 Indienfonds, davon seien 9 auch in Deutschland erhältlich. Die Verwaltungsgebühr betrage durchschnittlich 1,6%, die Branchenstruktur weise im Vergleich zu globalen Aktienfonds ein Übergewicht von Rohstoff- und Softwareunternehmen auf (durchschnittlich 24 und 14% des Portfolios).
Flagschiffcharakter unter den Indienfonds habe der HSBC Indian Equity (ISIN LU0066902890/ WKN 974873) - mit 1,9 Mrd. Euro nicht nur der größte, sondern auch der erfolgreichste Fonds der deutschen Vergleichsgruppe über die vergangenen fünf Jahre. Der Fonds, der seit Auflage unter der Regie von Sanjiv Duggal stehe, halte mittlerweile 130 Titel und weise damit im Konkurrenzvergleich die stärkste Streuung auf. Der Fokus liege auf den größeren Unternehmen der indischen Börsenlandschaft. Der Fondsmanager lege zunächst die Gewichtung der Sektoren fest. Dabei orientiere er sich am Konjunkturzyklus, berücksichtige aber auch die Auswirkungen der Regierungspolitik auf die Wettbewerbsfähigkeit der Branchen. Daran schließe sich die Aktienauswahl an.
Auf Sicht eines Jahres habe sich der ACM India Liberalisation Fund (ISIN LU0047987325/ WKN 973247) vor das HSBC-Produkt gesetzt. Hier handele es sich um ein konzentrierteres Portfolio von etwa 40 Titeln, in dem derzeit die größten 10 Werte bereits die Hälfte des Fondsvermögens ausmachen würden. Im Mittelpunkt stehe die Einzeltitelselektion. Bhaskar Laxminarayan, seit August 2003 der verantwortliche Fondsmanager, orientiere sich an den Aktienratings des sechsköpfigen Analystenteams. Der Fonds, der über 5 Jahre noch im Mittelfeld lande, gehöre im Dreijahresvergleich zu den renditestärksten Produkten der europäischen Peer Group.
Der Fidelity - India Focus Fund (ISIN LU0197230542/ WKN A0B8SR) sei einer der jüngsten Vertreter der Kategorie. Der Fonds sei im Sommer letzten Jahres aufgelegt worden und lege die Betonung im Unterschied zur Konkurrenz auf kleine und mittlere Unternehmen, wie auch der Blick auf die Morningstar Style Box bestätige. Angesichts geringer Liquidität seien Nebenwerte ein risikoreicheres Investment als die etablierten Large Caps. Zwar sei der in Deutschland erhältliche Fonds erst 18 Mio. Euro groß (Stand Ende Februar 2005), doch habe Fidelity weltweit über 1 Mrd. US-Dollar für dieses Produkt einsammeln können - bei Small und Mid Caps bereits eine ganz andere Größenordnung.
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