e Luft"
von Louise Brown Seit wir alle mitmachen müssen bei der Rettung der Erde, hat Dave Hampton viel zu tun: Der 47-Jährige ist Großbritanniens erster Kohlendioxid-Coach. CO2-Coach Dave Hampton bringt den Briten bei, weniger Kohlendioxidballons steigen zu lassen
FTD Na, na, Herr Hampton, habe ich Sie da etwa eben aus Ihrem Auto steigen sehen?
Dave Hampton Haben Sie. Viele denken ja, Menschen wie ich dürften gar nichts mehr: nicht Auto fahren, keine Reisen mehr machen, sich keinen Luxus mehr erlauben. Mir geht es aber genau darum, zu zeigen, dass man umweltbewusst sein kann und dennoch ein angenehmes Leben haben kann.
FTD Personal Fitness Trainer, Diätberater, jetzt der Carbon Coach. Muss uns denn bei allem geholfen werden?
Hampton Ich will die Menschen von ihrer Brennstoffsucht runterbringen. Nicht durch vage Vorschläge und Versprechungen, sondern mit einer One-to-one-Beratung. So wie der Personal Trainer seinen Kunden ein Sportprogramm zusammenstellt, erarbeite ich für meinen Klienten eine Art CO2-Diätplan: Erst rechne ich ihm aus, wie viel Kohlendioxid er erzeugt, und dann arbeiten wir zusammen an einer Reduzierung.
FTD Da werden Sie ja gerade alle Hände voll zu tun haben, oder?
Hampton In den zwei Jahren, in denen ich als Carbon Coach arbeite, hatte ich jedenfalls noch nie so viel zu tun. Das liegt wohl daran, dass es heute chic und cool ist, "Carbon light" zu sein.
FTD Warum ist das Thema Klimawandel jetzt so "in" - wir wissen das doch schon seit Jahren?
Hampton Viele merken den Klimawandel erst jetzt in ihrem eigenen Leben. Gerade die Briten können die Veränderungen, etwa bei ihrem Lieblingsthema Wetter, nicht mehr ignorieren. Dazu kommt das alte Klassenbewusstsein: Wenn eine Mutter ihr Kind von der Schule abholt und von den andern Müttern schief angeguckt wird, weil sie einen Jeep fährt, alle anderen aber einen Toyota Prius, dann muss auch sie einen Prius haben ...
FTD Derzeit kaufen alle Biomilch und Fair-Trade-Kaffee, aber nächsten Sommer fliegen dann doch alle zum Familienurlaub auf die Malediven. Ist Öko mehr als ein Hype?
Hampton Das Zuckerbrot ist besser als die Peitsche. Man engagiert sich leichter für etwas, wenn es dafür eine Belohnung gibt: zum Beispiel eine viel niedrigere Gasrechnung. Die meisten wollen dann noch mehr Geld mit einer noch niedrigeren Gasrechnung sparen. Weil viele Menschen erst seit Kurzem bei diesem Bioboom mitmachen, sind sie noch auf einem Erfolgshoch. Das muss man ausnutzen, damit es mehr als ein Hype bleibt. Das Schwierige dabei ist, dass man das eingesparte Kohlendioxid nicht sehen kann.
FTD Wie lösen Sie dieses Problem?
Hampton Ich benutze diese lilafarbenen Ballons, um meinen Kunden klarzumachen, wie viel CO2 sie produzieren und wie viel sie einsparen könnten. Es ist ein bisschen wie bei dem Diättrainer, der seinen Kunden das Fett zeigt, das sie mit sich herumtragen.
FTD Wie viele Ballons trage ich denn mit mir herum?
Hampton Im Durchschnitt lässt ein Brite pro Stunde etwa 100 Ballons gefüllt mit CO2 in die Luft. Im Jahr sind das etwa zehn Tonnen Kohlendioxid. Ich habe vier Kinder, und vor zehn Jahren haben wir zusammen 18 Tonnen CO2 produziert. Unser Ziel ist, auf sechs Tonnen zu kommen. Derzeit sind wir immerhin schon bei neun - trotz zwei Autos.
FTD Klingt effektiv. Klappt das bei Ihren Kunden genauso gut?
Hampton Einer meiner Kunden ist CEO bei Großbritanniens größter Bauträgerfirma. Ich habe mich zum ersten Mal bei ihm zu Hause zum Kaffee getroffen. Inzwischen hat sich mein erster Vorschlag, dass er Energiesparlampen benutzen soll, auf sein ganzes Unternehmen ausgeweitet. Bei einigen dauert es länger: Eine Familie kam zu mir, die allein mehr als 100 Tonnen CO2 im Jahr produzierte - die lebten in einem riesigen, alten Herrenhaus, in dem es an allen Ecken zog.
FTD Haben Sie nur reiche Kunden?
Hampton Ich arbeite mit jedem, bei dem ich das Gefühl habe, dass er wirklich etwas ändern will. Das reicht von jungen Schauspielern bis zur Familie nebenan. Besonders wurmt es mich aber, wenn Kunden weniger CO2 verbrauchen als ich. Zur Debatte Artikel verschickenLeserbrief schreibenFTD-Newsletter bestellenArtikel druckenRSS-Feed abonnieren Ihre Meinung interessiert uns!
FTD.de, 10.03.2007 © 2007 Financial Times Deutschland, © Illustration: FTD.de
Viele Grüsse |