Nimmt man das arithmetische Mittel der 4 führenden Zucker Analysten, dann stellt man fest, dass in diesem Zuckerjahr 2014/15 weltweit erstmals seit langer Zeit die globale Produktion in Höhe von 180 Mio t auch verbraucht wird! In den letzten 3 Jahren gab es weltweit Überproduktionen in der Größenordnung von 3-8% p.a.
Diese Überproduktion an Zucker gilt als Hauptverursacher der sinkenden Zuckerweltmarktpreise. Da der steigende Verbrauch die Produktion nun eingeholt haben dürfte, könnte auch der Weltmarktpreis und damit perspektivisch auch der EU-Binnenpreis wieder anziehen.
Der EU-Binnenmarktpreis für Weisszucker liegt bei ca. 536 Euro je t und der Weltmarkpreis für Weisszucker liegt bei ca. 286 Euro je t.
Auf den ersten Blick erscheint dieser Unterschied erschreckend hoch zu sein. Auf den zweiten Blick jedoch ist er es aus zwei Gründen nicht:
1. Ist Zucker auf dem Weltmarkt im 5-Jahresvergleich 2014 sehr billig. Der Weltmarkpreis ist sehr volatil, war schon über dem derzeitigen EU-Binnennpreis und wird auch wieder über den derzeitigen Binnenpreis steigen.
2. Konkurriert Südzucker nicht direkt mit dem Weltmarktpreis, sondern mit den Importpreisen. Diese sehen wie folgt aus:
EU-Binnenmarktpreis Weisszucker: 536 Euro / t Importpreis Weisszucker aus ACP: 508 Euro / t
EU-Binnenmarktpreis für Industriezucker: 374 Euro / t Importpreis für Industriezucker: 324 Euro / t
Hier sieht man dass trotz! der niedrigen Weltmarktpreise, die Importe nicht im gleichen billigen Ausmaß ankommen.
Im übrigen bleibt der EU-Außenschutz im gleichen Ausmaß wie heute auch über das Jahr 2017 hinaus erhalten. (Zollsatz für Importe aus Nicht-Präferenzländern 419 Euro / t). Ebenso die Präferenzabkommen. Beide Punkte sind von der EU-Zuckermarktordnung getrennt zu sehen.
Die Zuckervorräte der EU sind zum Stand Ende August auf unter 4 Mio t gefallen. Der Jahresverbrauch der EU beträgt ~ 19 Mio t. In 3 Wochen muss also in der EU schon der Zucker der aktuellen 14er Kampagne angefasst werden.
Das Wachstum der Nachfrageseite iHv 3 Mio t p.a. wird den Zuckerpreis mittelfristig wieder auf ein normales, vielleicht sogar wieder ein hohes Niveau zurückführen.
Die Rücknahme der Anbauflächen innerhalb Deutschlands und der EU ist ein wichtiges Zeichen der Realisierung einer Preis vor Menge-Strategie. Es zeigt sich dass der EU-Binnenpreis nicht sehr viel länger als 18 Monate unter die Marke von 500 Euro je t fallen wird, falls er das überhaupt tut.
Und das wichtigste: Die Tatsache, dass Südzucker selbst bei diesem niedrigen Preisniveau noch profitabel ist, während sogar in Brasilien die Marktführer schon unter roten Zahlen ächzen, ist ein sehr gutes Zeichen. Wenn das aktuelle Niveau selbst für Brasilianer schon nicht mehr rentabel ist, wird der Preis schon bald steigen (müssen).
Beim Thema Mindestrübenpreis sehe ich noch viel Spielraum nach unten. Wenn ein ha Fläche für Weizen ca. 910 Euro, für Gerste ca. 1.150 Euro und für Mais ca. 1.325 Euro erlöst, dürften Bauern in Erklärungsnot kommen warum sie weiterhin am derzeitigen Rübenpreis festhalten müssen, der ihnen mit ca. 2.000,- Ertrag je ha fast den doppelten Erlös einspielt.
Wenn man sich in Richtung Mais orientiert, würde man bei ca. 17,5 Euro je t Zuckerrübe landen. Selbst wenn man 'nur' auf 20 Euro je t runter geht, würde diese Absenkung, Südzucker ~ 177 Mio Euro p.a. sparen. Für den durchschnittlichen Zucker-Bauern wären das Einbußen in Höhe von 4.500,- Euro p.a. Falls der durchschnittliche Bauer also mindestens 5.192 Aktien sein eigen nennt, käme er mit dieser Lösung besser weg. Der durchschnittliche Bauer hat aber "nur" 2.522 Aktien der Südzucker AG. Er profitiert also als Aktionär iHv 2.186,- Euro je Jahr und verliert operativ 4.500,- Euro im Jahr, womit sein Nettoverlust auf 2.314,- Euro p.a. zu beziffern wäre. Wenn durch ein derartiges Absinken des Rübenpreises jedoch wieder mehr Vertrauen in Südzucler hergestellt wird und dadurch der Kurs nur um 95 Cent im Jahr steigt, ist der durchschnittliche Bauer schon im grünen Bereich. Soviel als kleine Anregung zu den (anstehenden) Opfern.
PS in den letzten 5 Handelstagen hat SZU nicht nur den M-DAX, sondern auch den DAX outperformt. Wer hätte das vor 1-2 Wochen gedacht?
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