Hallo in die Runde,
das hier wird wohl mein erster Eintrag auf Ariva, mal schauen... Der Thread ist ja nicht so toll, vielleicht kommt man so ein bisschen auf eine sachlicherere Schiene.
Zu Q-Cells:
Ich komme zufälligerweise aus dem Ort und höre mich immer schön bei Verwandten und Bekannten um. Ich war erst letztes WE wieder da und habe mir einiges angeschaut.
Ich sehe das größte Problem von Q-Cells an genau 3 Stellen (Diskussionswürdig!)
1. Q-Cells ist mit dem Hype rasant gewachsen, so rasant dass es ihnen jetzt zum Verhängnis wurde. Wenn ich mir angucke, was in Wolfen in den letzten 3 Jahren entstanden ist, muss man sich schon die Augen reiben. Wenn man bedenkt, als Q-Cells an die Börse kam, hatten sie vielleicht ihr Hauptgebäude und die Fab1 dran. Grob geschätzt vielleicht einen halben Quadratkilometer Fläche? Wenn ich heute gucke, würde ich schätzen mindestens 20 Quadratkilometer. Die Fotos sind vom letzten Jahr, heute sind alle Baustellen fertig. http://picasaweb.google.de/alexander.boehme/...Gv1sRgCIPqyPWM_ovu-QE# Auf der Website von dem dafür neu geschaffenen Technologiepark, http://www.technologiepark-mitteldeutschland.de/ erkennt man es bereits, in der Mitte des Bildes durchqehrt die A9, dahinter ist die Fläche die Q-Cells gehört, bis an Wolfen heran, zur Zeit bis zur Hälfte ungefähr bebaut. Wenn man sich das mal bei Googlemaps oder so angucken möchte, Vergleiche man es einmal mit dem alten Filmpark von Wolfen, wo mal 10000 Menschen gearbeitet haben, diese Fläche hat man bereits fast erreicht. Genug des IstZustandes.
Aus ein paar Quellen habe ich erfahren, Q-Cells schiebt kurzarbeit. Gut das ist nichts neues. Die neue Fab6, effizient wie sie ist, ersetzt die alten Fab1-4, diese stehen gerade Still. Trotz dieser Reduzierung scheint Q-Cells immernoch wahnsinnige Überkapazitäten zu produzieren. Die Stapeln das Zeug wo sie nur können. Angeblich, werden weitere Hallen gemietet um das Zeug zu lagern. Dies führt mich zu Punkt 2.
2. Langfristig teure Rohstoffverträge.
Q-Cells hat sich 2008 und 2007 langfristig versucht die Rohstoffpreise vertraglich zu sichern. Eigentlich sinnvoll, nur halt in der jetzigen Krise leider schädlich. Während andere, kleinere und vor allem jetzt in den Markt strebende Unternehmen sich die günstigen Rohstoffpreise sichern, muss Q-Cells seine teuren Abnhameverträge bedienen und auf Halde produzieren.
3. Mangelnder Direktvertrieb.
Bisher war der Hype im Solarbereich so groß, dass sich das Zeug von selbst verkaufte, ja es wurde den Unternehmen quasi aus den Händen gerissen, sodass ganze Jahresproduktionen an einen einzigen Abnehmer gingen. Davon ist man nun weit weg und da Q-Cells keine Module baut, muss es zusehen, dass ihre Zellen verbaut werden. In diesem Zusammenhang würde ich auch die Werbemaßnahmen und Q-Cells International packen. Q-Cells versucht eine Marke zu etablieren die für Qualität und Made in Germany steht. Wenn man darauf angewiesen ist, dass einem die Zellen abgenommen werden, von Firmen die dann Großprojekte (Kraftwerke) und ähnliches bauen oder an den Kunden bringen, hat man keinen direkten Einfluss auf die Preisgestaltung und damit keinem Zugriff auf die Ausschreibungsmodalitäten. Man ist also absolut abhängig von den direkten Abnehmern und weit weg von den Endkunden. Daher kann man vor allem jetzt, wo die Module und Zellen unter Wert verkauft werden (müssen) kaum etwas ausrichten. Unter diesem Gesichtspunkt aber auch generell, ist es nur Sinnvoll in das Projektgeschäft einzusteigen, wie es mit Q-Cells International bereits passierte. Die ersten Erfolge sind da ja auch schon zu sehen, leider hat sich ein Großauftrag in das Q3 verschoben, sodass man auch da nicht genau weiß was kommt und wie es läuft. Auf der anderen Seite die Marke etablieren ist nur sinnvoll. (Über gute Werbung kann man immer streiten) Aber wenn ein Solarzellenauto durch die Wüste zu den Scheichs fährt, hat das schon was.
Fazit: Mittelfristig finde ich ist Q-Cells schlechter dran als viele andere. Sie sitzen auf hohen Kosten, die aus meiner Meinung nach zu rasanten Wachstum stammen. Sie verbrennen mehr Geld als andere, dafür haben sie sich aber auch wieder Cash zugelegt und im Gegensatz zu manch anderen haben sie Cash zum Verbrennen. Ich bin mir sicher, Q-Cells wird zu denen gehören die Überleben, aber beim wiederanziehen des Solarmarktes, denkte ich werden sie eher zu den letzten gehören, als zu den ersten, da ihre Zellen zwar besser, aber viel zu teuer sind, als die der Konkurrenz. Dennoch wird Q-Cells die Zeit nutzen sich für den nächsten Aufschwung zu wappnen und sicher wieder dick dabei sein. Anton Milner weiß schon was er tut, ist zumindest mein Eindruck, auch wenn er nicht mit der Öffentlichkeit und Aktionären umgehen kann oder will. Ich hoffe, dass endlich mal ein paar kleine Solarunternehmen hops gehen, die leben alle viel zu lange. Wenn ich mir die großen, sagen wir mal Top5 angucke, ist Q-Cells mit momentan unter Buchwert Bewertung spot billig. FirstSolar zB. ist ein vielvielfaches teurer. Einstellige Kurse bei Q-Cells sehe ich definitiv als Kaufkurse, mittelfristig erwarte ich aber, das sowohl das Geschäft von Q-Cells, als auch der Kurs dem Markt hinterherhinken wird.
Lg Alex
P.S. Noch nicht nachgefroschte "Gerüchte": Es soll bei Q-Cells ein Produktionsvorstand von Infineon aus Dresden am Werke sein. Soweit ich weiß hatte Infineon nur Qimonda in Dresden, vielleicht findet da jemand was raus. Das andere, bisher sind alle Gründer aus dem Vorstand "abgehauen". Der eine ist gestorben, ok, das kann man ihm kaum als bewusste Entscheidung unterstellen. Der nächste ist bewusst gegangen schon vor einer Weile, der letzte war der Finanzmensch, und der haut doch auch nicht einfach so ab, weil er mal eine berufliche Auszeit braucht? Zumindest über letztere Personalie munkelt man viel im Unternehmen und die Skepsis ist groß. Meine Vermutung, der zeitweilige Größenwahn, vor allem auch in der Kriese (so nach dem Motto, so schlimm wird es schon nicht) ist wohl hart mit der Realität eines Finanzers aneinandergeprallt, woraufhin der Schüning meinte gehen zu müssen. |