Volker M. Heins ist Leiter des Forschungsbereichs Interkultur am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (KWI)
... Jeder Syrer solle wie ein «normaler Tourist» nach Europa einreisen und auch gleich hier bleiben können, verlangt etwa die deutsche Ethnologin Sabine Hess.
Gegen solche Überlegungen spricht die grosse Zahl der Menschen, die in den grenznahen Regionen Europas auf der Flucht sind. Allein in Syrien und im Irak ist von ungefähr 14 Millionen Menschen die Rede. Diese Zahlen sind auch dann bedeutsam, wenn man eine allzu mechanische Vorstellung von der Aufnahmefähigkeit von Gesellschaften für Migranten zurückweist. Die Grenze der Aufnahmefähigkeit ist erst da erreicht, wo es keine flexible Ökonomie gibt, die neue, notfalls auch atypische Beschäftigungsmöglichkeiten schafft, oder da, wo das Zusammenleben gefährdet wird durch Rassenhass oder religiösen Fanatismus.
Die erste Aufgabe einer realistischen Utopie besteht darin, Mittel zu ersinnen, die verhindern, dass überhaupt mit Flüchtlingen überfüllte Boote und Schiffe von der südlichen Mittelmeerküste aus in See stechen....Die Verhängung der Seeblockade muss ergänzt werden durch die Eröffnung und Ausweitung legaler Möglichkeiten der Einreise nach Europa.Entsprechend müssen in den kooperationsbereiten Staaten des südlichen Mittelmeerraums Anlaufstellen geschaffen werden, in denen Ausreisewillige nach bestimmten Kriterien Passagierscheine ausgestellt bekommen.....
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