Neben der Frage, ob eine Tradingposition überhaupt eingegangen werden kann, ist es auch entscheidend, mit welchem Kapitaleinsatz die Positionierung erfolgt um das Tradingkonto nicht zu gefährden. Grundsätzlich ist es dabei wichtig, das Hauptaugenmerk auf den Kapitalerhalt zu richten. Anhand der folgenden tabellarischen Übersicht soll verdeutlich werden, wie sich auflaufende Verluste im Bezug zum Anfangskapital auswirken.
Solange die Verluste gering gehalten werden, ist ein nur geringfügig höherer Gewinn notwendig, um das Startkapital wieder zu erwirtschaften. Bei einem Verlust des Tradingkontos von 10 % sind beispielsweise ca. 11 % anschließend notwendig, um den Ausgangszustand wieder herzustellen. Verliert der Trader hingegen 25 % des Tradingkontos, müssen bereits ca. 33 % gewonnen werden, nur um den Ausgangszustand wieder herzustellen. Bei einem Verlust von 50 % muss sogar das verbliebene Tradingkapital anschließend verdoppelt werden. Kann der Trader diesen Gewinn erwirtschaften, was nach einem derartigen Einbruch im Tradingkonto auch mental deutlich schwieriger geworden sein dürfte, ist aber nur der Ausgangszustand wieder hergestellt tatsächlich und noch nichts gewonnen. Dramatisch wird der notwendige Kursgewinn bei einem Verlust des Anfangskapitals, der über 50 % des Tradingkontos hinausgeht, wie aus der Übersicht in Bild 23 ersichtlich wird. Es ist also entscheidend, von Beginn an die Verluste so gering wie möglich zu halten und keinen größeren Drawdown im Tradingkonto zu riskieren. Der Drawdown ist ein Maß für den Kapitalverlust, ausgehend vom jeweils höchsten Stand des Tradingkapitals. Günstig ist es, nicht mehr als 1 % des Tradingkapitals in einem einzelnen Trade zu riskieren, da dann auch bei einer Serie von Verlusttrades das Gesamtrisiko noch überschaubar bleibt. Kommt es zu einer Serie an Verlusttrades, kann der Trader eine eingehende Fehleranalyse betreiben, ohne auf einen massiven Kapitalverlust im Tradingkonto zu blicken.
Wenn Sie für sich einen maximalen Verlust je Trade festlegen, kann hieraus auch der Kapitaleinsatz abgeleitet werden. Bei jeglichem Tradingsetup kann und sollte im Vorfeld ein Kursniveau identifiziert werden, an dem die einzugehende Position glattgestellt wird. Für den Fall, dass sich der Trade nicht wie erwartet entwickelt. Ist dieses Kursniveau festgelegt, kann die Spanne zwischen Einstiegs- und maximalem Ausstiegskurs ermittelt werden. Hinzu kommen ein fester oder prozentualer Anteil für Transaktionskosten sowie ein Anteil für Slippagekosten. Letztere sind die Kosten für den Spread zwischen dem Ankaufs- und Verkaufskurs sowie für eine schlechter als erwartete Orderausführung. An einem Beispiel soll die Ermittlung des Kapitaleinsatzes für eine Tradingposition erläutert werden. Angenommen werden dabei ein Tradingkonto in der Höhe von 100.000 Euro, ein erwarteter Einstiegskurs in eine Longposition bei 50 Euro sowie ein maximaler festgelegter Ausstiegskurs von 47 Euro.
Riskiert werden also 6 % Kursverlust von 50 Euro auf 47 Euro. Hinzu kommt ein Anteil an Transaktionskosten in Höhe von 0,6 % für den Ankauf und ebenso für den Verkauf. Für Slippage werden je 0,2 % beim Einstieg und beim Ausstieg angesetzt. Er ergibt sich damit ein Gesamtrisiko für den Trade von 6,0 % + 0,6 % + 0,6 % + 0,2 % + 0,2 % = 7,6 %. Wenn Sie jetzt davon ausgehen, bei einem solchen Trade den Betrag von 1 % des Tradingkapitals zu riskieren, bei 100.000 Euro entspricht dies genau 1.000 Euro, dann können 13.158 Euro in diesem Trade eingesetzt werden. Entwickelt sich der Basiswert nicht wie erwartet, und fällt bis auf 47 Euro zurück, dürften dann nicht mehr als ca. 1.000 Euro verloren werden. Das Risiko je Trade liegt in Ihrem ermessen, auch 2 % des Kapitals können bei entsprechendem Gesamtmarktumfeld je Trade durchaus riskiert werden. Bei einem Risiko von 10 % je Trade wird es allerdings schnell gefährlich. Allein 4 Verlusttrades in Folge genügen dann, um das Tradingkonto um fast 35 % schrumpfen zu lassen. Anschließend wird dann aber ein Gewinn von 52 % nötig, um diese Verluste auszugleichen. Bedenken müssen Sie auch, dass es in der eingegangenen Position zu einem Gap, einer Kurslücke, kommen kann, die über den geplanten Ausstiegskurs führt. Ein solches Gap führt dann in jedem Fall zu einem vorher nicht kalkulierten zusätzlichen Verlust. |
Angehängte Grafik:
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