Vor allem Übernahmen werden bei der nächsten anstehenden regulären Index-Überprüfung am 17. Februar eine Rolle spielen und die Zusammensetzung im MDAX , SDAX und TecDAX verändern. Außerdem gilt unter Experten als sicher, dass nun auch die seit Oktober börsennotierte Hypo Real Estate AG (HRE) in den MDAX aufgenommen wird. Im DAX hingegen steht keine solche reguläre Überprüfung an.
Ausschlaggebend für die Entscheidung des Arbeitskreises Aktienindizes der Deutschen Börse AG sind die Schlusskurse an diesem Freitag. Umgesetzt werden die Änderungen dann in der Regel um den 20./21. März.
"Die HRE kommt auf jeden Fall in den MDAX und ist dort dann der größte deutsche Wert", sagt Aktienstratege Berndt Fernow von der Landesbank Baden-Württemberg. Von der Größe sei die HRE im Grunde sogar ein DAX-Wert. "Sie hat einen Anteil von 100 Prozent an frei gehandelten Aktien (Streubesitz) und liegt mit einer Marktkapitalisierung von 2,8 Milliarden Euro noch vor MAN ", sagte er.
DYCKERHOFF MUSS GEHEN
Dyckerhoff wird hingegen den Platz im MDAX räumen müssen. Auch hier herrscht Übereinkunft unter den Experten. Analystin Anke Keller von der Landesbank Rheinland-Pfalz sagt: "Die HRE steht unserer Einschätzung nach als Aufsteiger fest. Die Dyckerhoff-Aktie, die auf absehbare Zeit sowieso vom Kurszettel verschwinden soll, sehen wir schon für März als stark abstiegsgefährdet an." Der italienische Baustoffkonzern Buzzi Unicem hatte zum Jahreswechsel die Mehrheit an Dyckerhoff übernommen und will bis 2005 den Anteil auf 90 Prozent steigern.
Obwohl auch Übernahmen von Celanese und Wella anstehen, werden diese Unternehmen wohl bis auf Weiteres im MDAX bleiben. Kritisch für das MDAX-Schwergewicht Celanese wird es laut Analyst Uwe Streich von der LBBW erst, wenn der Streubesitzanteil unter 10 Prozent liegt. Daher nimmt er an, dass der Arbeitskreis einen Vorratsbeschluss zu Gunsten der INDUS Holding treffen könnte. Damit könne er sofort handeln, wenn sich die Übernahmesituation für Celanese geklärt hat.
Auf Grund der aktuellen Datenlage müsste König & Bauer seinen Platz für den Lagertechnikanbieter Jungheinrich räumen, meint Analystin Keller. Zapf Creation hätte laut Streich unter zwei Ende 2003 veröffentlichten Gewinnwarnungen gelitten und scheitern nun wohl an der Marktkapitalisierung.
ZAHLREICHE ÄNDERUNGEN AUCH IM TECDAX
Im TecDAX gelten nach den Berechnungen der Indexstrategen LION Bioscience AG und REpower Systems wegen ihre gesunkenen Marktkapitalisierung als abstiegsgefährdet. Bei FJH sei zwar der Kursverfall kräftig gewesen, doch die Umsätze immer noch hoch, sagt Streich.
WEDECO gilt ebenfalls als stark gefährdet, aus dem Index herauszufallen - ebenfalls aus Übernahmegründen. Der US-Konzern ITT Industries hat sich mehr als 75 Prozent der Aktien des Herstellers von Wasseraufbereitungsanlagen gesichert. Das Unternehmen soll in den Konzern eingegliedert werden und vom Kurszettel verschwinden. "Allerdings müssten 95 Prozent der Aktionäre das Angebot annehmen", räumt Keller ein.
VORRATSBESCHLÜSSE DENKBAR
Nächster Übernahmekandidat ist die iXOS Software AG . Sollten zum Stichtag an diesem Freitag (30. Januar) 75 Prozent der Aktionäre das Übernahmeangebot von Open Text annehmen, dann gehöre auch das Software-Unternehmen zum Kreis der Abstiegskandidaten. Sowohl für iXOS als auch für WEDECO werden daher Vorratsbeschlüsse für denkbar gehalten. Gute Chancen als Nachrücker hätten dann DIALOG SEMICONDUCTOR , ROFIN SINAR TECHNOLOGIES , QSC und womöglich BB MEDTECH AG .
Im SDAX sieht es laut Keller ganz danach aus, dass AGIV Real Estate durch H+R Wasag ersetzt wird. "Spekulationen könnte es auch bei der Holsten-Brauerei geben, da die dänische Brauerei-Gruppe Carlsberg überraschend am 20. Januar die Mehrheit an Holsten übernommen hat", so die Analystin.dpa |