Ein Volk ohne Raum ist ein treffender Begriff für das Zeitalter des Smartphones und des Internets mMn und ist kein nationales Phänomen.
Eigentlich ist es doch super, dass man sich austauschen und breit informieren kann. Diese Entwicklung ging sehr schnell. Das Internet könnte doch die Grundlage sein für eine Demokratisierung der Gesellschaft. Doch Unzufriedenheit mit der Welt, der Gesellschaft und dem "System" überschatten oft die Diskussionen zu einzelnen Themen. Die einfachste Lösung ist für ein grundsätzlich unzufriedenes Individuum meist themenübergreifend radikal und selbstbezogen. Alles wird nicht nur in Frage gestellt, man kann es sogar beweisen, dass alles total geändert werden muss, die Welt auf den Kopf gestellt werden muss. Populisten schöpfen daraus und bedienen mit einfachen Mustern die Wähler. Bestätigen undifferenziert die Fehlentwicklungen in fast allen Bereichen.
Doch die Welt ist so wie sie ist. Es wartet garantiert kein Paradies hinter dem Horizont. Alles wird verschissen bleiben für latent unzufriedene Menschen, wenn sie nicht selbst etwas ändern an ihrer Situation.
Für einige wäre es da oft wertvoller, wieder mal einen Spaziergang machen und sich freuen ab der Schönheit der Welt, des Lebens und der Menschen, anstatt sich aufzuputschen mit der vermeintlich geteilten Unzufriedenheit mit völlig unbekannten, nicht "echten" Leuten, mit denen man möglicherweise nur die Unzufriedenheit (und Wut\Hass) teilt. Zufriedenenheit (mit irgendwas ausser sich selbst) ist in einigen Diskussionen suspekt, wird geradezu verurteilt.
Unzufriedenheit ist jedoch noch kein politisches, soziales oder gesellschaftliches Engagement und daher auch kein wirkliches Argument für sich gesehen. Doch das Netz verknüpft nun verschiedene Probleme zu einem grossen Klumpen Unzufriedenheit. Wird das Schiff kentern, das System kollabieren, werden sie erwarten einen Platz in den Rettungsbooten stehe Ihnen zuerst zu, sie haben es ja schon immer gesagt. Doch so wird es kaum sein. Viele werden Opfer sein eines Kollapses von dem sich einige Wunder erhoffen. Macht das Net die Gesellschaft dumm? Zerstört es die banalen, täglichen Zufriedenheiten, weil Unzufriedenheit, Frust und Schuldzuweisungen ansteckend sind? Manchmal wünschte ich mir fast, das Imternet selbst kollabiert mal für ein paar Tage und lässt alle mit ihren (persönlichen) Problemen mal alleine. |