verschossen - Konsolidierung
Auf eine Woche der Gewinnmitnahmen sollten sich Anleger in der kommenden Woche einstellen. Nach einer historisch starken DAX-Performance sollte nicht unbedingt auf eine Fortsetzung gewettet werden. An den positiven Rahmenbedingungen nach dem Öffnen der Geldschleusen durch die EZB ändert dies nichts, aber Kurse brauchen ihre Zeit, um sich zu setzen.
In den meisten Aktien-Charts haben sich zudem Muster ausgebildet, die Analysten als „toppy“, also am Ende einer Kursrally, bezeichnen. Dazu rücken politische Probleme wie in Griechenland nach der Wahl wieder in den Fokus. Auch die auf Touren kommende Berichtssaison dürfte Anleger eine abwartende Haltung einnehmen lassen. Mehr als eine großangelegte Seitwärtsbewegung sollte von Europas Aktienindizes daher nicht erwartet werden. Immerhin hat der DAX im Januar den bislang größten Monatsgewinn seit drei Jahren eingefahren, ein Plus von rund 9,5 Prozent. Vom Monatstief zum -hoch wurden sogar fast 1.500 Punkte Plus erzielt, und das innerhalb von nur drei Wochen. Hochgerechnet auf das Jahr entspräche dies einer Rendite von 382 Prozent. In der Vergangenheit wären die meisten Fonds bereits glücklich gewesen, im gesamten Jahr eine Performance in Höhe dieses „EZB-Januars“ auszuweisen. Erste Hinweise auf „Normalität“
Anleger sollten also nicht zu sehr auf eine Fortsetzung bauen. Erste Hinweise, dass die Normalität auch bei professionellen Marktteilnehmern wieder Einzug hält, gibt es bereits. Sie sichern ihre Gewinne auf den neuen Kursniveaus an. An der Terminbörse Eurex zeigte sich die Unsicherheit bereits in einer sehr hohen Put-Call-Ratio von 2,7. Die Nachfrage nach Put-Optionen zur Kursabsicherung war damit zeitweise fast dreimal höher als die nach den bullishen Call-Optionen. Zudem fehlt es an neuen Anschubthemen. Der Phase des gespannten Wartens auf die EZB-Entscheidung zum Quantitative Easing folgte eine euphorische Reaktion auf das unerwartet umfangreiche Kaufprogramm. Doch damit sind die Pfeile auch verschossen. Ein ähnlich schwergewichtiges Thema, das die Märkte erneut so stark überraschen könnte, ist nicht in Sicht. Zudem rücken alte Krisenherde wieder in den Blick. Nach der Wahl in Griechenland wird sich Europa mit seiner politischen Zukunft beschäftigen müssen. Denn die Siegerpartei Syriza hat klargemacht, dass sie das Schulden-Thema neu verhandeln will. Mit dem ersten Treffen von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem mit dem griechischem Regierungschef Alexis Tsipras am Freitag steht das Thema gerade erst am Beginn seiner Börsenrelevanz.
US-Wirtschaft schaltet Gang tiefer
Das Wachstum der US-Wirtschaft hat sich im vierten Quartal 2014 fast halbiert. Wie das Handelsministerium am Freitag im Rahmen einer ersten Veröffentlichung mitteilte, erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen Oktober und Dezember auf das Jahr hochgerechnet um 2,6 Prozent. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten im Konsens mit einem Anstieg von 3,2 Prozent gerechnet. Im dritten Quartal war das US-BIP um 5,0 Prozent gewachsen, nachdem für das zweite Quartal ein Anstieg von 4,6 Prozent verzeichnet worden war. Im ersten Quartal war das BIP wegen des harten Winters um 2,1 Prozent geschrumpft. Der Bericht zeichnete das Bild einer Volkswirtschaft, die nicht auf allen Zylindern gleichmäßig läuft. Der Privatkonsum, angetrieben von einem kräftigen Stellenwachstum und sinkenden Benzinpreisen, wuchs um 4,3 Prozent, die höchste Rate seit fast neun Jahren. Doch die Unternehmensinvestitionen stiegen mit 1,9 Prozent nur mit einer kümmerlichen Rate, der staatliche Konsum schrumpfte um 2,2 Prozent und das Exportwachstum verlangsamte sich auf 2,8 Prozent. Erst am Mittwoch hatte sich die US-Zentralbank recht optimistisch über den Zustand der US-Wirtschaft geäußert. Das Wachstum hatte sie als „solide“ bezeichnet. Die Währungshüter signalisierten, dass sie die Zinswende ohne Hast ansteuern. Mit der niedrigen Inflation und dem schwächeren Wachstum scheint es möglich, dass die eigentlich im Sommer erwartete Zinserhöhung erst später stattfinden wird.
Quelle: Dow Jones
aus: Cortal Consos Daily News, 30.01.2015 (nicht verlinkbar, daher, sorry, Bleiwüste)
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