Der nachfolgende Artikel aus Faz.net wirft die Frage auf, wo der weit verbreitete Wirtschaftsoptimismus mit Blick auf Nordamerika herkommen mag. 27. Juni 2007 Die Börsianer scheinen es nicht wahrhaben zu wollen. Die Krise am amerikanischen Häusermarkt zieht jedoch direkt und indirekt immer weitere Kreise. Direkt zeigte sie sich am Dienstag am Beispiel von Lennar, dem größten amerikanischen Hausbauunternehmen. Es verkündete für das zweite Quartal für den Markt überraschend einen Verlust in Höhe von 244,2 Millionen Dollar oder 1,55 Dollar je Aktie und geht davon aus, dass es auch im dritten Quartal einen solchen verbuchen wird.
Deutlicher Umsatzrückgang und Verlust
Lennar schreibt nicht nur rote Zahlen. Auch der Umsatz ist allein im zweiten Quartal im Vergleich zur Vorjahresperiode um satte 37 Prozent auf 2,88 Milliarden Dollar gefallen. Das war der stärkste Umsatzrückgang seit zehn Jahren. Entgegen der weit verbreiteten Propaganda geht Unternehmenschef Stuart Miller nicht davon aus, dass der Markt bald einen Boden finden wird. Er sehe keinerlei Anzeichen für eine Erholung. Das dürfte kaum überraschen. Denn die jüngsten Zahlen zeigen, dass die Hauspreise fallen und sich immer weniger neue und auch bereits bestehende Häuser verkaufen lassen. Der Case-Shiller-Hauspreisindex ist im April auf Jahresbasis um 2,1 Prozent gefallen, nachdem er schon im März ein Minus von 1,4 Prozent verbucht hatte. So dürfte es kaum verwundern, dass sich diese Entwicklung auch so langsam beim Verbrauchervertrauen bemerkbar macht. Das Conference Board Consumer Confidence ist denn auch im Juni auf einen Stand von 103,9 gesunken.
Das Vertrauen dürfte durch die anhaltend hohen Preise für Energie, die stagnierenden Einkommen und inzwischen auch durch die fallenden Preise am Häusermarkt belastet werden. Denn gerade in den vergangenen Jahren hatte gerade dieser zum Wohlgefühl weiter Teile der Bevölkerung beigetragen. Aufgrund extrem tiefer Zinsen und lockerer Finanzierungsbedingungen hatten sich viele scheinbar Immobilien leisten können, die davon zuvor höchstens träumen konnten. Manche haben bei damals steigenden Preisen durch immer günstigere Refinanzierungen Liquidität aus den Häusern gezogen, um zu konsumieren. Auf diese Weise erlebte die gesamte amerikanische Wirtschaft einen Scheinaufschwung. Damit dürfte es längst vorbei sein. Denn nicht nur steigende Zinsen fordern ihr Tribut, sondern viele scheinbar günstige Kredite werden nun im Rahmen steigender Zinsen angepasst. So steigt die finanzielle Belastung teilweise sprunghaft an. Gleichzeitig haben die Banken ihre Kriterien für die Kreditvergabe massiv verschärft. Aus diesem Grund lassen sie sich auch nicht mehr refinanzieren. So steigt die Anzahl säumiger Kreditnehmer rasant an. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach Häusern ebenso stark zurückgegangen, wie das Angebot zugenommen hat.
Fallende Preise und Überbestände am Häusermarkt
So würde es mittlerweile schon in einem normalen Markt bis zu einem Jahr dauern, bis die Überbestände abgebaut wären. Allerdings ist der Markt nicht mehr normal, denn bei fallenden Preisen halten sich Käufer zurück. Das bringt nicht nur die Hausbauunternehmen wie Lennar immer mehr in die Defensive, sondern alle Branchen, die auch nur entfernt etwas damit zu tun haben. Auch dort fallen die Umsätze und die Gewinne gehen zurück. Längst macht sich das auch auf dem Arbeitsmarkt deutlich, auch wenn es aus den offiziellen Statistiken nur bedingt ablesbar sein mag. Wenn der Konsum nun zurückgeht, dürfte das auch die amerikanische Wirtschaft deutlich bremsen.
Schon jetzt scheinen die Vorzeichen nicht sonderlich positiv zu sein. Denn die Wachstumsraten in den vergangenen Quartalen waren schwach. Nun ist auch der Auftragseingang langlebiger Wirtschaftsgüter in den Vereinigten Staaten im Mai gegenüber dem Vormonat überraschend stark gesunken, wobei fast alle Produktbereiche betroffen waren. Wie das amerikanische Handelsministerium am Mittwoch berichtete, fiel die Zahl der Neubestellungen gegenüber dem Vormonat um 2,8 Prozent.
Die Auftragseingänge aus dem Transportsektor fielen im Mai um 6,8 Prozent, nachdem bereits im Vormonat ein Minus von 1,8 Prozent verbucht worden war. Die Bestellungen für zivile Flugzeuge brachen um 22,7 Prozent ein, während die Orders für Militärmaschinen um 9,8 Prozent zulegten. Für den Ordereingang ohne den Transportbereich wurde ein Minus von einem Prozent gemeldet, der Vormonatswert wurde mit plus 2,5 Prozent angegeben. Bei den Auftragseingängen außerhalb des Rüstungsbereichs ergab sich eine Abnahme um 3,2 Prozent, nach einem Anstieg um 1,2 Prozent im Vormonat. Die Bestellungen für zivile Investitionsgüter ohne Flugzeuge, die als wichtige Messgröße für die Unternehmensausgaben gelten, fielen im Mai um drei Prozent; im Vormonat war ein Plus von 2,3 Prozent registriert worden.
Auf dieser Basis lässt sich fragen, wo der weit verbreitete Wirtschaftsoptimismus mit Blick auf Nordamerika kommen mag. Denn auch der Hypothekenmarkt sorgt für Stirnrunzeln. Immerhin befinden sich verschiedene Hedge-Fonds in Schwierigkeiten, die sich Kreditderivate ins Depot geholt haben. Gerade im so genannten Subprime-Bereich, der in den vergangenen Jahren stark gewachsen war, scheinen sie massive Verluste eingefahren zu haben. Viele Anleger, die ähnliche Konstrukte erworben haben, dürften von ihrem „Glück“ noch nichts wissen, da der Markt extrem intransparent ist.
Viele vertrauen darauf, dass das Problem auf dieses Segment beschränkt bleiben werde. Dem widersprechen jedoch Experten wie Bill Gross von Pimco deutlich. Er rechnet damit, dass die „Zahlungsschwierigkeiten im Subprime-Bereich wachsen werden wie Unkraut im Hinterhof“. Dabei macht er sich auch über die Ratingagenturen lustig, die Anleger mit ihren CDO-Ratings getäuscht hätten. Insgesamt dürfte es nicht schaden, wenn man sich als Anleger vorsichtig verhält. Amerikanische und auch spanische Bauwerte wird man nicht haben müssen. Denn sollte die amerikanische Konjunktur weiter abgleiten, dürfte das weltweit spürbar werden.
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