aus heutiger FTD:
Zockende Holzfäller
VON Stephanie von Keudell
01.04.2008
Wälder lassen auf stabile Erträge hoffen, bringen aber mickrige Zinsen. Darum spekulieren manche Holzfonds mit Derivaten
Vor einigen Jahrzehnten mag Waldeigentum noch eine Domäne des Landadels gewesen sein. Doch das hat sich geändert: Die US-Stiftungsuniversitäten investieren seit Langem in Holz, und in Zeiten unruhiger Börsen entdecken auch Deutschlands Privatanleger das Thema für sich. Gleich drei Punkte sprechen für den Baum im Depot: die „Naturrendite“ eines gepflegten Forsts durch den Substanzzuwachs im Laufe des natürlichen Wachstums, der Wertzuwachs des Bodens in Zeiten expansiver Flächennachfrage und der niedrige Gleichlauf zu herkömmlichen Portfoliobestandteilen wie Aktien und Anleihen.
Das steigende Interesse ruft Emissionshäuser geschlossener Fonds auf den Plan, die ständig auf der Suche nach neuen Produkten mit gut kommunizierbarer Investmentstory sind. Die Waldgeschichte dürften Anleger gerne hören: Die globale Holznachfrage steigt – trotz regionaler Rückschläge etwa in den USA, wo immer weniger Häuser gebaut werden. Nicht nur Asiens Aufschwung treibt das Wachstum, wichtig sind auch die intensiven Anstrengungen, fossile Brennstoffe zu ersetzen.
Die steigende Nachfrage hat allerdings ihre Schattenseiten: Flächendeckender Kahlschlag führt zu gravierenden Umweltschäden. Nach Greenpeace-Schätzungen werden beispielsweise in Indonesien fast drei Viertel des exportierten Holzes illegal geschlagen. Anleger sollten deshalb darauf achten, dass die Forste, in die sie investieren wollen, mit Blick auf die nachhaltige Bewirtschaftung zertifiziert sind, etwa vom Forest Stewardship Council (FSC). Für den Waldbauern ist dies eine aufwendige Angelegenheit: „Für eine FSC-Zertifizierung setzen wir einen Zeitrahmen von neun Monaten an“, sagt Christian Harreiner, Geschäftsführer der DBM Fonds Invest, die zur ABN-Amro-Tochter Delbrück Bethmann Maffei gehört. Für Anleger schwierig einzuschätzen ist die Güte der unterschiedlichen Zertifizierungsprogramme. FSC beispielsweise hat in Deutschland einen guten Stand, ist nach Ansicht langjähriger Marktprofis in den USA aber noch nicht so bekannt.
Fondsanbieter stehen bei Holzinvestments vor zwei zentralen Herausforderungen: Die reine Forstrendite beträgt in Mitteleuropa lediglich rund vier Prozent jährlich – das lockt die wenigsten Investoren. „In Mittel- und Südamerika sind aus dem biologischen Wachstum im langjährigen Durchschnitt etwa sechs Prozent jährlich zu erzielen“, sagt Dieter Rentsch, Geschäftsführer der Hamburger Investmentboutique Aquila Capital. Trotzdem: Um die Rendite aufzupeppen, mischen die Fondsanbieter gerne andere Anlageklassen bei.
Außerdem erstreckt sich der Zeithorizont eines Waldinvestments auf der Nordhalbkugel über mehrere Jahrzehnte, auch wenn sich aufgrund des Klimawandels das Wachstumstempo etwa der Fichte in den vergangenen Jahren deutlich beschleunigt hat. Deshalb investieren zwei der drei derzeit angebotenen Waldfonds und der geplante DBM-Fonds in Mittel- und Südamerika (siehe Tabelle). Schnell wachsende Arten wie Teak sollen dort teilweise bereits 20 Jahre nach Aufforstung schlagreif sein, was allerdings eine ausgeklügelte Aufbereitung des Bodens voraussetzt.
Leo Pröstler, der Gründer des Ökoversandhändlers Waschbär, sucht für seinen Fonds Bauminvest eher umwelt- als renditebewusste Anleger. Der Fonds kombiniert die Wiederaufforstung mit Waldfeldbau und der Ausweisung kleiner Teilflächen als Naturreservate. Die Deutsche Bank setzt mit dem DWS Access Global Timber über den Zielfonds Phaunos Timber auf regionale Diversifizierung. „Holzmärkte sind sehr regional“, erklärt DWS-Experte Jan Goetz. „Gefällte Bäume werden im Radius von bis zu 200 Meilen verkauft.“ Zudem sei die Holzanlage sehr vielfältig: „In Deutschland sind aktuell dunkle Parketthölzer gefragt, während in China Bauholz boomt. Die Nutzung unterschiedlicher Trends führt zu einer Liquiditätsglättung, die weltweite Diversifikation minimiert das Risiko im Portfolio.“ Der Fonds darf sogar derivative Finanzinstrumente erwerben. Der Aquila Waldinvest investiert außer in bereits bestehende Forste in Brasilien in Dachfondsmanier in branchenspezifische Spezialfonds und Holz verarbeitende Unternehmen. Auch der Handel mit Kohlendioxidemissionsrechten ist geplant.
Diese Ausweitung des eigentlichen Investitionsfokus auf themenverwandte Branchen mag einerseits helfen, die erzielbare Rendite den Anlegererwartungen anzupassen und sie während einer überschaubaren Laufzeit zu erzielen. Andererseits verschiebt sich damit der Charakter von einer Sachwertanlage in Richtung eines Private-Equity-Engagements mit Branchenschwerpunkt Holz. So könnten die Fonds die niedrige Korrelation reiner Holzinvestments mit herkömmlichen Anlagegattungen verfehlen. Wald ist ein Investment für Generationen geblieben – und noch lange nicht zur Anlage für jedermann geworden. ----------- Gruß Pichel |