Aktien - Die Bewertung stimmt noch nicht

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neuester Beitrag: 05.06.02 11:04
eröffnet am: 05.06.02 10:49 von: das Zentrum. Anzahl Beiträge: 2
neuester Beitrag: 05.06.02 11:04 von: Slater Leser gesamt: 2454
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05.06.02 10:49

3357 Postings, 8578 Tage das Zentrum der M.Aktien - Die Bewertung stimmt noch nicht

Aktien
Die Bewertung stimmt noch nicht


4. Juni 2002 Zum Wochenbeginn geht's an den Aktienmärkten noch einmal kräftig nach unten. Der Dax markiert ein Jahrestief, die T-Aktie reißt ein Allzeittief nach dem nächsten. Tiefe Kurse müssen aber nicht immer nur Hiobsbotschaften sein, vielleicht gibt's ja jetzt die eine oder andere Aktie zum Schnäppchenpreis. Schließlich hätte man bei einem Einstieg Ende September bis zum November wahrlich schöne Kursgewinne machen können.

Gute Einkäufer greifen dann zu, wenn der Wert des anvisierten Kaufobjektes über dem aktuellen Preis liegt. Bei Aktien gilt als Maßstab eine günstige Bewertung, die sich meistens aus dem Kurs-Gewinn-Verhältnis ableitet.

Schaut man auf die Kursentwicklung von SAP, die im März ein Jahreshoch bei 177 Euro markierten, so erscheint das Kurstief am Dienstag bei 105 Euro wahrlich günstig. Ganz zu schweigen vom Allzeithoch bei 286 Euro. Ähnlich ist die Lage bei der Telekom, die mit Kursen von knapp über elf Euro fast schon wie ein Lockangebot anmutet, wenn man die 27 Euro vom vergangenen Juli oder gar die 104 Euro vom Allzeithoch bedenkt. Kurz einmal die potenziellen Kursgewinne bis zu den höheren Niveaus im Kopf überschlagen und schon funkeln die Dollarzeichen in den Augen.

Jetzt einsteigen bei SAP?

Aber halten die Aktien auch der Qualitätsüberprüfung Stand? Sind sie aus fundamentaler Sicht auch günstig oder gar trotz Kursverluste noch teuer? SAP gehen laut Bloomberg derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 63 um, auf Basis der Gewinnschätzungen für 2002 mit einem KGV von 36. Im historischen Vergleich liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 70. Somit wären die SAP-Titel auf den ersten Blick günstig. Aber was stutzig machen sollte,  sind die Gewinnschätzungen. So gehen die Analysten davon aus, dass die Gewinne bei SAP in diesem Jahr um rund 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen.

Ausgewiesen hat SAP ein mehr als schwaches erstes Quartal mit einem Ausblick, der auf den Nachfrageschub im zweiten Halbjahr setzt. Aber dass die erhoffte Erholung im zweiten Halbjahr tatsächlich die Gewinne - wie derzeit angenommen wird - nach oben treibt, ist fraglich. Im ersten Quartal jedenfalls wies SAP einen Ergebnisrückgang aus, dieser muss erst ausgeglichen werden und zudem noch einmal kräftige Gewinne verbucht werden, damit die Prognosen sich erfüllen und somit die Aktie als Schnäppchen eingestuft werden kann.

SAP ist hier aber keineswegs ein Einzelfall, sondern steht exemplarisch für andere Technologieunternehmen wie Siemens, Epcos oder Infineon. Bei der T-Aktie entfallen diese Überlegungen übrigens vollends, denn dort wird in den nächsten beiden Jahren kein Gewinn erwirtschaftet. Die Frage ist vielmehr, wie viel Verlust sich der Investor mit der T-Aktie einkauft.

Teuer auf Jahrestief

Insgesamt rechnen die Analysten derzeit damit, dass die Gewinne im Dax im laufenden Jahr um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen. Nach den Geschäftsergebnissen im ersten Quartal scheinen diese Prognosen mehr als optimistisch. Die daraus abgeleitete Bewertung von einem aktuellen KGV von 32 und einem geschätzten KGV von 24 ist immer noch hoch, trotz der neuen Jahrestiefs beim Dax. Am 21. September, dem Ausverkauf nach den Terrorattacken und damit der im Nachhinein günstigste Einstiegszeitpunkt für den Aktienmarkt, betrug das KGV gerade einmal 13.

Noch deutlicher kommt die keineswegs günstige Bewertung für die Börsen im S&P 500 zum Vorschein. Der S&P 500 notiert derzeit auf Basis der Gewinnschätzungen für 2002 mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 29, in der Vergangenheit lag der Durchschnitt bei rund 16. Brisant ist die Situation in den USA wie auch für den Dax auch, weil die Prognosen aus den derzeitigen Erkenntnissen über die wirtschaftlichen Perspektiven kaum der Realität entsprechen.

Zeit nicht reif für die Schnäppchenjagd

So rechnen laut Thomson First Call die Analysten mit einem Gewinnwachstum von 19 Prozent im dritten und 28 Prozent im vierten Quartal. Auch wenn die Gewinne im vergangenen Jahr auf Grund der Rezession und der Terroranschläge auf einem niedrigen Niveau waren, so scheint das implizierte Gewinnwachstum mehr vom Wunschdenken geprägt als von der Realität.

Werden nämlich die Gewinnschätzungen nach unten korrigiert und so der Realität angepasst, so ergibt sich leider eine noch höhere Bewertung für die Aktienmärkte. Diese zu korrigieren würde wiederum nur eines bedeuten: Weitere Kursverluste, um die Überbewertungen zu korrigieren. Damit spricht einiges dafür, dass trotz aller Rückschläge an den Börsen noch nicht die Zeit für eine Schnäppchenjagd gekommen ist.

Allerdings bestimmen die Bewertungen alleine nicht die Kursentwicklung an der Börse. Wenn die Bullen auf Trab kommen, dann dürften sie schnell die Bewertungsniveaus vergessen. Wenn aber die Bären die Bewertungskarte auf dem Tisch legen, dann droht noch einmal Ungemach auf dem Aktienparkett.

 
 

Text: @ank
 

05.06.02 11:04

44542 Postings, 8553 Tage SlaterHohe Bewertung

@das Zentrum. Stimme Dir zu. Sowohl S&P 500 als auch DAX sind im historischen KGV sehr hoch. Selbst wenn die optimistischen Erwartungen eintreten, besteht bei den Kursen kaum Luft nach oben. Hinzu kommt, daß die positiven volkswirtschaftlichen Indikatoren aus den USA allein aufgrund des Verbrauchers und auf Hoffnungen beruhen. Erst wenn auch die Investitionen ansteigen, kommt auch realwirtschaftlich die Wende. Denn nur dann glauben die Unternehmen auch an eine positive Zukunft. Und dieser Glaube ist dann mit tatsächlichen Dollar ausgestattet.
Also noch keine Zeit für Schäppchenjäger.  

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