Hackerangriffe? Alles läuft bestens, weitermachen! Sony präsentiert auf der Messe E3 wieder mal 3-D-Brillen als Zukunft. Die neue Sony-Konsole für unterwegs heißt Playstation Vita und wird 249 Euro kosten. Wie der Konzern seine Online-Dienste besser sichern will - darüber schweigen die Manager.
Positiv formuliert könnte man sagen, dass Sony sich seiner Sache sehr, sehr sicher ist. Da steht zum Auftakt der Videospielmesse E3 der US-Geschäftsführer jener Firma auf der Bühne, deren Videospielkonsole weltweit die Nummer drei ist, deren Online-Dienste seit Wochen immer neue Sicherheitsprobleme haben. Und dann tritt Jack Tretton auf und sagt: "Die Playstation ist stärker als je zuvor."
Den massiven Sicherheitspannen, zu deren Behebung das Playstation-Netzwerk wochenlang abgeschaltet werden musste, widmet Tretton ein paar Minuten der knapp zweistündigen Präsentation. Er entschuldigt sich bei den Geschäftspartnern und Kunden für den "Ausfall". Die Begriffswahl ist bezeichnend: Tretton spricht nicht von Sicherheitsproblemen oder gar Datendiebstahl, er verwendet konsequent den Begriff "Ausfall" - als seien da ein paar Sony-Server durch höhere Gewalt abgeraucht.
Konkrete Ansagen, was Sony in Zukunft besser machen will, gab es nicht. Man muss sich noch einmal in Erinnerung rufen, was da passiert ist: Unbekannte hatten Mitte April von Servern des Playstation-Netzwerks Datensätze von hundert Millionen Mitgliedern gezogen - Adressen, Namen, zum Teil womöglich auch ältere Kreditkarteninformationen und Passwörter. Die Kunden informierte Sony erst am 26. April - eine Woche nach dem ersten Angriff.
Statt für die Zukunft klarere und transparente Kommunikation zu versprechen, bedankte sich Sony-Manager Tretton bei den Kunden für ihre Unterstützung: Das Sony-Netzwerk sei inzwischen wieder bei 90 Prozent der Aktivität, die man vor Datendiebstahl und Abschaltung beobachtet habe. Immerhin eine der Zahlen, die Tretton zur Online-Nutzung aufzählt, stützt seine Behauptung, die Playstation sei stärker als je zuvor: 30 Prozent des Datenverkehrs beim Digitalfilmverleiher Netflix kommen von Playstation-Kunden. Das ist, verglichen mit dem Marktanteil der Playstation, überdurchschnittlich viel und zeigt, dass Sony schon sehr stark da ist, wo andere IT-Konzern hinstreben: im Wohnzimmer, beim Vertrieb digitaler Unterhaltung.
249 Euro für die Hosentaschen-Konsole
Sonys neue Spielkonsole für unterwegs heißt Playstation Vita und soll noch in diesem Jahr erhältlich sein - wo und wann genau, präzisiert Sony nicht. Dafür gibt es nun einen empfohlenen Verkaufspreis: 249 Euro soll die Vita mit W-Lan, 299 Euro die Vita mit Mobilfunkmodul kosten. Das erscheint einerseits recht günstig für diese technische Ausstattung: berührungsempfindliches Amoled-Display mit hoher Kontraststärke, beachtliche Bildschirmauflösung (960 x 544 Pixel), ein Multitouch-Pad auf der Rückseite, zwei Kameras, Bewegungssensoren. Andererseits eignet sich die Vita kaum als Smartphone-Ersatz. Es gibt keine Apps, und einen Internetbrowser halten die Sony-Manager wohl für so wenig relevant, dass er bei der Präsentation gar nicht erwähnt wurde. Dabei wäre die Konsole für 299 Euro ein gutes Angebot als Smartphone.
Die Selbstsicherheit der Sony-Manager führte bei der Vita-Vorstellung zu einer unfreiwillig komischen Situation: Manager Kazuo Hirai kündigte an, man werde die Mobilfunk-Playstation exklusiv mit dem US-Mobilfunkanbieter AT&T vertreiben, weil der ein so großartiges Netz besitze. Gerade dafür ist AT&T allerdings nicht gerade bekannt - einige im Publikum lachten laut, viele buhten.
Wie der Konzern Kunden überzeugen will, sich nun noch ein Gerät samt Mobilfunkvertrag für unterwegs anzuschaffen, erklärte Hirai nicht weiter. Nun sehen die Spiele für die Vita tatsächlich großartig aus - aber wie viele Menschen das lockt? Ein Massenprodukt dürfte die Konsole nicht werden.
Denn eine mobile Spielkonsole haben heute Millionen Menschen zufällig dabei: Apple meldete am Montag, man habe seit Juni 2007 200 Millionen iOS-Geräte (also iPhones und iPads) verkauft. Google berichtete im Mai, dass weltweit 100 Millionen Android-Smartphones aktiviert worden sind. Und die Smartphone-Besitzer spielen gerne: Der Statistikdienstleister Flurry schätzt, dass im Jahr 2010 der Umsatz mit Spielen für iOS- und Android-Geräte bei gut 800 Millionen Dollar lag - das ist mehr als der US-PC-Spielemarkt in diesem Jahr einbrachte (700 Millionen Dollar).
Zum Vergleich: Sony hat von seiner ersten Hosentaschen-Konsole PSP (seit 2005 im Westen erhältlich) bis Ende Februar dieses Jahres knapp 68 Millionen Stück an Händler ausgeliefert. Nintendo hat von den diversen Modellen des Nintendo DS gut 146 Millionen Stück verkauft.
3-D-Brillen für alle!
Unbeirrt von der geringen Verbreitung von 3-D-Fernsehern trommelt Sony kräftig für die Darstellungstechnik: Eine Menge neuer Playstation-Spiele unterstützt 3D, man sei überzeugt von der Technik, sagen die Sony-Manager. Konkrete Zahlen dazu, wie viele Playstation-Besitzer eigentlich 3-D-Bildschirme besitzen, verrieten die Sony-Optimisten allerdings nicht. In den Vereinigten Staaten will der Konzern einen Playstation-3-D-Fernseher für 499 Dollar verkaufen, im Paket mit einem Spiel und einer 3-D-Brille. Besonders weit scheinen die Displays nicht verbreitet zu sein.
Noch viel besser läuft laut Sony-Manager die Playstation-Bewegungssteuerung Move. 8,8 Millionen Exemplare davon habe man bisher verkauft. Diese Zahl ist nicht so einfach einzuordnen, denn in der Regel gibt Sony immer an, wie viel an Händler, nicht wie viel an Kunden verkauft wurde. Zudem ist Sonys Move mit Microsofts Konkurrenzsystem Kinect im Hinblick auf Stückzahlen schwer vergleichbar: Move setzt auf einzeln verkaufte Controller und eine Kamera, während Kinect nur ein Stück Hardware ist, mit dem auch mehrere Personen gleichzeitig spielen können. Microsoft spricht von 10 Millionen verkauften Kinect-Steuerungen.
Ob Sonys Konsolengeschäft tatsächlich so stark wie nie zuvor ist, muss sich noch zeigen. In der vergangenen Woche habe der Verkauf der Playstation 3 um 17 Prozent über dem im Vorjahr gelegen, sagte Sony-Manager Tretton gegen Ende der Veranstaltung. Trotzdem ist der Konzern nach wie vor die Nummer drei weltweit, mit gut 50 Millionen an den Handel ausgelieferten Konsolen und einem Marktanteil von etwa 26 Prozent.
Und so interessant einige der auf der E3 vorgestellten Spiele für manche Hardcore-Gamer sein dürften - etwas großartiges Neues war nicht darunter, das nun Massen von Gelegenheitsspielern zum Konsolenkauf verführen dürfte. So stark wie nie zuvor? So sieht die Welt durch rosarote 3-D-Brillen aus.
http://www.spiegel.de/netzwelt/games/0,1518,766763,00.html ----------- Die Gedanken hier geben nur meine Meinung wider. Sprecht mit eurem Finanzberater darüber... |