Dank neuer Technik-Gimmicks wie Farbdisplays haben Handy-Hersteller in den vergangen Monaten erstaunlich viele Geräte verkauft. Doch die Multimedia-Revolution kennt nicht nur Gewinner. San Jose/London - Das dritte Quartal 2002 war für die Handy-Hersteller gut, unerwartet gut. Weltweit konnten sie über 104 Millionen Mobiltelefon verkaufen und ihren Absatz um 7,8 Prozent ausbauen, berichteten die Marktforscher von Gartner Dataquest. Es sei erst das zweite Mal in der Geschichte des Mobilfunks, dass über hundert Millionen Handys in einem Quartal verkauft wurden, sagte Analyst Bryan Prohm.
Damit scheinen die Skeptiker erst einmal wiederlegt zu sein. Anders als noch vor Monaten erwartet, verkauften sich neue Handys allein wegen der Farb-Displays und der mehrstimmigen Klingeltöne, so Gartner. Und das, obwohl vielfach die Applikationen fehlen, die diese neuen Leistungsmerkmale auch tatsächlich ausnutzen. In den nächsten Monaten aber sei es nötig, so die Marktforscher, Dienste wie iMode oder der Multimedia-Kurznachricht MMS auszubauen.
Düstere Zeiten für SonyEricsson
Auf dem neuen Markt für Multimedia-Handys dürfte es eng werden für manche traditionellen Hersteller. Schon sagen Experten ein vollständiges Ende der Handy-Marke Philips voraus. Schlecht sieht es derzeit auch für SonyEricsson aus: Die schwedisch-japanische Marke fiel im Ranking der weltweit erfolgreichsten Handy-Hersteller auf den fünften Platz zurück. Insgesamt verkaufte SonyEricsson nur noch knapp fünf Millionen Handys. Das liegt knapp ein Drittel unter dem Vorjahresergebnis und reicht nur noch für einen Marktanteil von 4,8 Prozent.
Auch für Siemens könnte sich die neue Handy-Revolution eher negativ auswirken. Der deutsche Hersteller, zeitweise Nummer drei auf dem Markt, legte beim Verkauf zwar ebenfalls um über zehn Prozent zu, stabilisiert sich mit 8,1 Millionen verkauften Geräten und 7,8 Prozent Marktanteil aber auf Rang vier.
Neuer Europa-Rekord für Nokia
Siemens habe sich im vergangenen Jahr vor allem darauf konzentriert, seine Produktion an Dritthersteller auszulagern, sagte Gartner-Analyst Ben Wood. Für den Münchner Konzern sei es eine Herausforderung, mit seinen Partnern weiterhin innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Während Nokia die Stärke seiner Marke durch erhebliche Aufwendungen in Forschung und Entwicklung unterstütze, habe Siemens hier ein Defizit.
Deutliche Veränderungen gab es auch im Führungstrio: So kam Samsung Electronics mit elf Millionen verkauften Geräten erstmals auf einen zweistelligen Marktanteil: 10,6 Prozent. Damit konnten die Koreaner um 52 Prozent zulegen, mehr als jeder andere Hersteller.
Ebenfalls zweistellig wuchs der Absatz beim Marktführer Nokia: Er setzte über 37,4 Millionen Mobiltelefone ab und sicherte sich so weltweit 35,9 Prozent des Marktes. In Europa dominiert Nokia den Markt noch stärker - erstmals trug hier mehr als jedes zweite verkaufte Handy das Logo der Finnen. Auf Platz zwei des Hersteller-Rankings liegt weiter Motorola mit einem Verkauf von 15 Millionen Handys und 14,4 Prozent Marktanteil. |