1. BioNTech bietet nicht zum Spaß.
Ein Angebot – selbst bei nur 5,60 USD – bedeutet einen kalkulierten Erwartungswert. BioNTech kennt das Prozessrisiko sehr genau. Wenn das Risiko null wäre, würden sie nichts bieten, sondern einfach auf Sieg vor Gericht setzen. Wenn es hoch wäre, würden sie deutlich mehr zahlen, um die Wette gar nicht eingehen zu müssen. Daraus folgt: Das Risiko ist real, aber überschaubar. Und der Mehrwert aus der Übernahme ist ein Bonus.
2. Zwei Fliegen mit einer Klappe.
Das ist der wahrscheinlichste Business Case für BioNTech: Prozessrisiko beenden (Schadenersatz, Klagekosten, Patente, Zeitfaktor), Zugang zu CureVac-Patenten (mRNA-IP bleibt ein strategisches Asset) und Wettbewerb ausschalten (CureVac hat noch Know-how und Plattformen). Das Angebot ist höchstwahrscheinlich eine Mischkalkulation: „Wir kaufen das Risiko raus, und wenn wir Glück haben, kriegen wir CureVac als Schnäppchen obendrauf.“
3. Die Höhe des Angebots verrät viel.
Es wurde nicht mit einem signifikanten Aufschlag geboten – das spricht für: keine heiße Bieterschlacht erwartet, der Markt unterschätzt CureVac, BioNTech glaubt, mit diesem Preis durchzukommen, und CureVac hat möglicherweise schon signalisiert, offen für Gespräche zu sein (aber nicht abgeneigt).
Denkmodell: Was wäre das Angebot nur für den Vergleich?
Wenn das Klagerisiko wirklich so bedeutend wäre, könnte man Folgendes annehmen: CureVac fordert z. B. 1 Milliarde USD Schadensersatz. Ausgang des Verfahrens: 50 zu 50. Erwartungswert für BioNTech: 0,5 Milliarden USD.
Dann wären 600 Millionen USD als Übernahmepreis (wie aktuell geboten) ein fairer Deal – man bezahlt das Risiko ab, bekommt aber das Unternehmen kostenlos dazu. So rechnet ein CEO, wenn er aus Risiken Assets machen kann. Das spricht wiederum nicht gegen, sondern für CureVac. |