Kampf um Walter Bau Betriebsrat bei Rettung in letzter Minute skeptisch Augsburg - Äußerst skeptisch sieht der Betriebsrat den Kampf in letzter Minute um die lukrativen Teile der insolventen Walter BauAG. Der zweitgrößte deutsche Baukonzern Bilfinger Berger hatte zusammen mit der Stuttgarter Bauunternehmerfamilie Lenz kurz vor Insolvenzeröffnung am 1. April Gegenofferten zum Angebot der österreichischen Strabag präsentiert. Das Bilfinger-Angebot gilt auch für das verpfändete 48,7-Prozent-Paket am Stuttgarter Bauunternehmen Züblin.
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" Aus Sicht der Beschäftigten ist das Bilfinger-Angebot nicht ganz fair, weil jetzt vermutlich kein Weg mehr zu finden ist, das Angebot auszuloten" , sagte Walter-Bau-Gesamtbetriebsratschef Karl Bauer der dpa am Dienstag in Augsburg.
Bauer vermutet vielmehr wie auch andere Branchenkenner, dass es sich bei dem Bilfinger-Lenz-Angebot um ein " Aktienpoker" für die Anteile der Ed. Züblin AG handelt, damit diese selbstständig bleiben kann und nicht unter das Dach von Strabag muss. " Wenn Bilfinger ein besseres Angebot als Strabag machen und die jetzt zugesagten Arbeitsplätze übernehmen würde, dann könnte man schnell handelseinig werden" , meinte Bauer. Zum 1. April war aber schon vereinbart, dass Strabag die begehrteren Walter Bau-Anteile übernehmen soll. Der vorläufige Insolvenzverwalter Werner Schneider hatte am 25. März zum Bilfinger Berger-Angebot erklärt: " Die Verhandlungen über ein konkretes Angebot sind in der geringen verbleibenden Zeit praktisch nicht zu realisieren." Bauer sagte dazu, es könnte Schneider möglicherweise der Vorwurf gemacht werden, seine Präferenz zu früh auf das Strabag-Angebot gelegt zu haben.
Schneider hatte betont, dass die Eröffnung des Insolvenzverfahrens zum angegebenen Termin zwingend erforderlich sei, weil dann das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit auslaufe. Laut Betriebsrat ist bereits abgemacht, dass die Mitarbeiter der insolventen Walter Bau-AG ab April für weitere sechs Monate Lohnzahlungen erhalten. Die Betroffenen hätten die Verträge zugestellt bekommen, wonach sie 80 Prozent ihres Nettolohns erhalten, sagte Bauer. Ab April nehme eine Beschäftigungsgesellschaft ihre Arbeit auf. " Bei dieser Transfergesellschaft handelt es sich um ein kleines Arbeitsamt für die insolvente Walter Bau-AG." Den übernommenen Mitarbeitern werden von dieser Gesellschaft auch berufsqualifizierende Maßnahmen für eine Vermittlung auf den Arbeitsmarkt angeboten. Die Finanzierung dieser Gesellschaft kommt dann aus der Insolvenzmasse des zusammengebrochenen Unternehmens. Nach InsiderInformationen soll es sich um rund 30 Millionen Euro handeln. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen auch die joblosen Mitarbeiter von Walter-Töchtern für eine Vermittlung in die Transfergesellschaft aufgenommen werden.
Die Walter Bau-AG hatte im Februar Insolvenz angemeldet, die am 1. April formal eingeleitet werden soll. Im gesamten Unternehmen droht rund 4000 Mitarbeitern der Arbeitsplatzverlust. Die österreichische Strabag-Holding will vier einstige Walter-Bau-Firmen und einige Baustellen übernehmen. Strabag will etwa 3100 Arbeitsplätze von 9800 Stellen des Konzerns erhalten. |