@EDIBLE
"Dann hast du die letzten 10 Jahre vermutlich verschlafen."
Nein, sicherlich nicht. Es ist eine Veränderung im Gang. Bilder aus Schlachthöfen oder Mastbetrieben tragen u.a. dazu bei, dass für Produkte wie von Beyond Meat überhaupt erst ein Markt entstanden ist.
"Die Konsumenten zieht es immer mehr zu "natürlichem" Essen. Sie wollen im Prinzip keine künstlichen Aromen oder Geschmacksverstärker. Die Industrie muss mittlerweile tricksen. Die meisten Menschen lehnen den Griff in den Chemiebaukasten ab."
Im Gegenteil. Die meisten Menschen interessiert es überhaupt nicht, was in den Nahrungsmitteln enthalten ist, solange der konditionierte Geschmackssinn befriedigt wird. Richtig ist, dass die Zahl derer, die ihren Konsum hinterfragen, stetig wächst. Der Umsatz mit Biolebensmitteln am Gesamtumsatz betrug im letzten Jahr knapp 7%. Von den meisten kann also kaum die Rede sein. Aktiv ändern Menschen ihre anerzogenen Essgewohnheiten selten bis gar nicht. Und genau da setzen diese Produkte an. Die Motive, den Fleischkonsum zu reduzieren, können differenziert betrachtet werden. Vielen geht es um das unsägliche Tierleid oder die Konsequenzen für die Umwelt, andere sehen ihre Gesundheit gefährdet. Einige greifen nehmen gleich alles zum Anlass. Grundsätzlich sind diese Produkte Gimmicks. Niemand isst das jeden Tag, erst recht nicht diejenigen, die sich zu einer bewussten und nachhaltigen Umstellung entschieden haben. Wer die Produkte isst, ist auch nicht zwangsläufig Veganer.
"Dieser Fleischersatz, der kein Fleisch ist aber so aussehen und schmecken soll wie Fleisch, erfüllt die Aufgabe von Methadon."
Die Verwendung der Analogie "Methadon" ist interessant. Die Konditionierung des Geschmackssinns erfolgt bereits teilweise im Mutterleib. Präferenzen werden früh festgelegt und durch das Essverhalten der Eltern geprägt. Veränderung bedeutet Anstrengung und der Mensch ist so "konstruiert", dass er Anstrengung vermeidet. Wenn man so will, erleichtern diese Produkte den Umstieg zu einer fleischlosen Ernährung hin zu einer nachhaltigeren Ernährungsweise. Machen wir uns nichts vor. Bei Fertigprodukten der Kategorie Burger geht es um den Geschmack. Die isst keiner, weil er sich gesund ernähren will, ob die Dinger nun vegan oder aus Fleisch sind.
Er soll die Gesellschaft über den Fleischkonsum hinwegtäuschen. Das wird so nicht funktionieren und das sieht man auch am Kurs. Mit viel Glück gibt es für diese Bude ein Übernahmeangebot."
Der USP für Beyond Meat ist ein wenig abhandengekommen. Der Markteintritt ist in vielen Bereichen schwierig, weil etablierte Marken und Hersteller ihre Position nicht aufgeben wollen in den Supermärkten. Die Produkte nachzubauen scheint außerdem nicht allzu schwer zu sein. Insofern sollte der Fokus auf Deals mit großen Fastfoodketten oder einer stetigen Weiterentwicklung der Produktpalette liegen. Beyond Meat ist hierzulande immer noch eher ein mediales Phänomen bzw. ein Thema für Investoren. Ich weiß nicht, wie es in den USA aussieht, aber evtl. sollte man über eine aggressivere Marketingstrategie nachdenken. |