05.10.2004 18:18 Interview: Wann sich eine Mantelspekulation lohnt Zieht man bei einer Mantelspekulation das richtige Los, winken erhebliche Kursgewinne. Doch wie filtert man denkbare Kandidaten heraus und wo informiert man sich? boerse.ARD.de befragte Alexander Langhorst von GSC Research. boerse.ARD.de: Herr Langhorst, die Zahl denkbarer Kandidaten für eine Mantelübernahme hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Gibt es Kriterien dafür, wann es sich lohnt, auf eine solche Übernahme zu spekulieren?
Langhorst: Die wichtigsten Kriterien ergeben sich aus der Qualität des Mantels. Dabei ist die erste Unterscheidung, ob sich die Gesellschaft in Insolvenz befindet oder nicht. Im Falle einer Insolvenz ist wichtig zu wissen, mit welchen Insolvenzquoten sich die jeweiligen Gläubiger zufrieden geben und wieviel Geld hierfür von einem möglichen Erwerber aufgewendet werden muss.
Liegt keine Insolvenz vor, ist zu fragen, welche Vermögenswerte und welche Verpflichtungen noch in der Gesellschaft ruhen. Dabei können die Vermögenswerte sehr unterschiedlich sein: So sind natürlich Bargeldbestände schwierig zu verkaufenden Immobilien vorzuziehen. Bei den Verpflichtungen können beispielsweise noch Pensionsverpflichtungen oder sonstige Altlasten wie etwa verseuchte Produktionsgrundstücke vorhanden sein.
Der Idealfall sind natürlich Gesellschaften, die über kein operatives Geschäft, aber über einen hohen Bestand an Liquidität ohne sonstige Verpflichtungen verfügen.
Welche Gesellschaften kommen diesem Ideal nahe?
Zum einen fällt mir hier die Rheiner Moden AG ein, die mittlerweile aus dem Insolvenzverfahren heraus ist und über einen nennenswerten Cashbestand verfügt. Allerdings zeigt der Aktienkurs von über sechs Euro, dass der Markt diesen sauberen Mantel schon entsprechend bewertet. Ein weiterer Fall ist die Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co., die allerdings nur im Freiverkehr gehandelt wird. Bei der Life & Art Holding scheinen mir die Chancen ebenfalls hoch, dass der Mantel in eine saubere Form gebracht werden kann.
Wie können sich Privatanleger über aussichtsreiche Kandidaten informieren?
Zum einen bietet sich ein Blick in die Börsenforen im Internet an. Doch würde ich darauf achten, dass nicht immer das gut sein muss, was am meisten besprochen wird. Schließlich ist in solchen Boards zuweilen zu beobachten, dass manche "Börsenleichen" in gewissen Abständen gezielt wiederbelebt werden, bevor sie wieder auf ihre vorherigen Kurse zurückfallen – dahinter können durchaus handfeste Interessen stehen. Man sollte also außerdem versuchen, sich über eine Gesellschaft direkt zu informieren, um sich selber ein Bild von deren Überlebensfähigkeit zu machen. Eine wichtige Quelle ist auch der elektronische Bundesanzeiger, wo die Einladungen zu den Hauptversammlungen oder Wechsel im Aufsichtsrat veröffentlicht werden. Unser Haus bietet zudem Berichte über die Hauptversammlungen an. Beiträge in Anlegermagazinen oder Börsendiensten können auch interessant sein – aber auch hier sollte man sich die Frage stellen, ob man gleich zwingend handeln muss, oder mit der Anlageentscheidung noch zwei bis drei Monate wartet.
Welche Firmen beschäftigen sich mit solchen Mantelspekulationen? Ist es vielleicht eine Alternative, dort einzusteigen?
Es gibt in Deutschland einige einschlägige Namen, die sich auf diesem Feld tummeln. Börsennotiert ist die Allerthal-Werke AG. Ein Investment hier erscheint nicht uninteressant, weil die Gesellschaft nicht allein auf Mantelübernahmen, sondern auch auf andere Sondersituationen wie Turnaround-Werte oder Squeeze-out-Kandidaten setzt.
Das Gespräch führte Detlev Landmesser.
Quelle: http://boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_67488 |