€uro am Sonntag Spezial Demag Cranes„Wir sind robust aufgestellt“ 05.04.2008 22:54:22
Demag Cranes-Chef Harald Joos über den Geschäftsverlauf des Weltmarktführer für mobile Hafenkräne und mögliche Risiken durch ein schwächeres Wachstum der Weltwirtschaft.
Euro am Sonntag: Herr Joos, nach dem starken ersten Quartal haben Sie Anfang des Jahres gesagt, dass Sie erst nach einem Blick auf die Q2 Zahlen weiteres zur Prognose für das Geschäftsjahr sagen werden. Das zweite Quartal ist abgeschlossen. Wie schätzen Sie die Situation ein? Harald Joos: Die finalen Q2-Zahlen habe ich noch nicht gesehen. Wir werden sie wie geplant am 8. Mai veröffentlichen. Aber ohne über Zahlen zu spekulieren, kann ich sagen, dass wir mit dem Verlauf des Quartals sehr zufrieden sind. Das gilt auf für die Entwicklung des Auftragseingangs.
Euro am Sonntag: Im Segment mobile Hafenkräne war die Nachfrage aus den BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China im ersten Quartal sehr stark. Der Trend bleibt also bestehen? Joos: Ja. Bisher ist die Entwicklung ist sogar in beiden Teilmärkten sehr gut, sowohl in den Schwellenländern als auch in Industrieländern. Westeuropa zum Beispiel, bleibt stark. Euro am Sonntag: Befürchten Sie negative Auswirkungen der Unsicherheiten aus den Kreditmärkten auf das Auftragspolster? „Ich kenne kein Hafenprojekt, das gestoppt oder verschoben wurde“ Joos: Nein. In keinem der drei Geschäftsfelder, Industriekrane, Service und mobile Hafenkräne, spüren wir Auswirkungen. Wir sind mit den Geschäftsfeldern gegenüber konjunkturellen Schwankungen robust aufgestellt. Hafenprojekte sind immer langfristig angelegt. Die Projekte werden nur gestartet, wenn die Finanzierung gesichert ist. Ich kenne aktuell kein einziges Hafen-Projekt, das wegen veränderter Finanzierungsbedingungen gestoppt oder verschoben wurde. Euro am Sonntag: Was ist dann der Grund für Ihre bisher konservative Jahresprognose? Joos: Wir haben uns vor allem wegen der sehr volatilen Kapitalmarktrahmenbedingungen dazu entschlossen, trotz des sehr guten ersten Quartals die Prognose zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu erhöhen. Zwar können wir unsere Kunden und Märkte sehr gut einschätzen, und dort ist nach wie vor keine Abschwächung in Sicht. Was aber generell schwer zu beurteilen ist, sind indirekte Auswirkungen aus der Kreditkrise. Die Meinungen über deren Ausmaß gehen sehr weit auseinander. Bei den höchsten Schätzungen der weltweiten Abschreibungsrisiken werden inzwischen Beträge zwischen 500 und 800 Milliarden Dollar genannt. Es war also in erster Linie auch eine allgemeine Vorsicht vor dem Hintergrund unruhiger Märkte . Wir sind aber sehr zuversichtlich. Euro am Sonntag: Sie gehen also weiter davon aus, dass der Markt für Containergut während der nächsten drei Jahre um jährlich neun Prozent zulegen wird? Joos: Bisher gibt es keine Anzeichen für geringeres Wachstum. Studien bestätigen dies. Euro am Sonntag: Wie stark ist Demag Cranes vom Risiko eines schwachen Dollars betroffen? Joos: Über das gesamte Geschäftsjahr, das am 30. September endet, haben wir mit einem durchschnittlichen Dollarkurs von 1,50 Euro kalkuliert. Die Ergebnisbelastung läge dann zwischen fünf und sieben Millionen Euro. Dies haben wir in unserer konservativen Ergebnisprognose schon berücksichtigt. Euro am Sonntag: Mit der Erhöhung der Dividende bietet die Demag-Aktie gut vier Prozent Dividendenrendite. Ist eine Dividendenrendite auf ähnlichem Niveau mittelfristig realistisch? Joos: Wir schütten gemäß unserer Dividendenpolitik zwischen 35 bis 45 Prozent des bereinigten Jahresergebnisses aus. Daran wollen wir festhalten. Für das abgelaufene Geschäftsjahr waren es 45,6 Prozent, also am oberen Ende der Spanne. Euro am Sonntag: In Analystenkreisen wird spekuliert, dass sich Demag Cranes inzwischen kleinere Zukäufe wagen leisten wird. In der Hafentechnologie zum Beispiel, den Kauf von Softwareanbietern oder Kranservice-Anbieter für bestimmte Regionen. „Wir denken über Zukäufe nach“ Joos: Nach dem Börsengang lag unser Verschuldungsgrad über 100 Prozent, damals waren Akquisitionen tabu. Inzwischen sind wir mit dem Schuldenabbau gut vorangekommen und denken jetzt über Zukäufe nach. Wenn wir ein Ergebnis haben, werden wir den Markt natürlich umgehend informieren. Euro am Sonntag: Stichwort Hafentechnologie. Wie weit sind Sie mit der Implementierung der Restrukturierungsmaßnahmen, die bewirken sollen, dass die Kosten in der Sparte mobile Hafenkräne um 15 Millionen Euro sinken? Joos: Bisher sind vier der fünf Maßnahmenpakete implementiert. Damit haben wir die Voraussetzung für gut 90 Prozent der anvisierten Einsparungen geschaffen. Im Ergebnis bemerkbar machen sich die 15 Millionen Euro Einsparungen allerdings erst im nächsten Geschäftsjahr 2008/09. Dennoch erwarten wir i m Segment der Hafen technologie im laufenden Geschäftsjahr eine Ergebnisverdopplung. Die Ebit-Marge soll von knapp drei Prozent zum Ende des ersten Quartals auf rund sechs Prozent zulegen. Euro am Sonntag: Was war der Grund für die hohen Herstellkosten bei den neuen Kranmodellen? Joos: Wir haben beispielsweise in einigen Bereichen überstandardisiert und zu teure Teile verbaut. Generell werden die Kräne der Generation 5 im Vergleich zu den Vorgänger-Generationen grundlegend in einem neuen Prozess hergestellt. Früher wurde mit Produktion eines Krans erst nach Eingang einer Bestellung begonnen. Der Bau war zudem strikt an Kundenvorgaben ausgerichtet. Heute ist der Bau mobiler Hafenkräne weitgehend modularisiert. Die Module werden, ähnlich wie in der Autoproduktion, bereits vor dem eigentlichen Auftrag vorproduziert. Dabei hatten wir uns verschätzt. Euro am Sonntag: Die Zeit für die Produktion eines Krans der Generation 5 will Demag Cranes auf unter 30 Tage drücken. Wo stehen Sie heute? Joos: Wir liegen im Plan. Je nach Modell hatten wir in der Vergangenheit über 60 Tage Produktionszeit, heute liegen wir bei knapp über 40. Euro am Sonntag: Für die Servicesparte mit hohen Marge gehen Analysten davon aus, dass Demag in diesem Jahr für die Hälfte der 650.000 Demag-Kräne und Hebezeuge , die weltweit in Betrieb sind, Service anbieten wird. 2006 lag die Quote noch bei 30 Prozent. Werden Sie 50 Prozent Service- Abdeckung bis zum Ende des Geschäftsjahres erreichen? Joos: Daran habe ich keine Zweifel. Euro am Sonntag: Die zweite Option für den Ausbau des Servicegeschäfts ist die Wartung von Kränen anderer Hersteller. Joos: Das machen wir schon länger. Bereits jetzt trägt das Servicegeschäft an nicht Demag-Produkten rund 100 Millionen Euro Umsatz bei , also ungefähr ein Drittel des Umsatzes in der Servicesparte. De r Ausbau des Servicegeschäftes an der eigenen installierten Basis hat jedoch Vorrang. Das Interview führte Klaus Schachinger, Redakteur Euro am Sonntag |