Für den angeschlagenen französischen Mischkonzern naht die Rettung: "Superminister" Nicolas Sarkozy hat mit der EU-Kommission eine milliardenschwere Finanzspritze ausgehandelt.
Brüssel/Paris - EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti und Frankreichs Wirtschafts- und Finanzminister Nicolas Sarkozy vereinbarten am Montag in Brüssel, das Rettungspaket schon bis Ende der Woche endgültig unter Dach und Fach zu bringen. Details wurden zunächst nicht bekannt. Der Industriegigant soll laut inoffiziellen Angaben aus Paris nicht zerschlagen werden Alstom darf demnach seine Kernsparten Kraftanlagenbau und Bahntechnik behalten. Die EU-Kommission bestehe auch nicht mehr auf die Schließung der Turbinenfertigung in Belfort mit 490 Mitarbeitern. Stattdessen solle es viele teils schmerzliche Einzelmaßnahmen geben, die den Konzern intakt ließen.
Alstom werde einige Konzernteile abgeben müssen, aber keine ganzen Sparten, hieß es. Die Namen potenzieller Partner, Siemens und Areva, wurden in der bisherigen Einigung noch nicht genannt - das heißt aber nicht, dass sie nicht einbezogen werden könnten, hieß es in Paris.
Monti erklärte nach einer mehrstündigen Verhandlung: "Wir sind einer Vereinbarung zu den Verpflichtungen der französischen Regierung im Hinblick auf Alstom sehr nahe." Er wolle deshalb der Kommission grünes Licht für das Rettungspaket mit einem Umfang von 3,2 Milliarden Euro vorschlagen.
Der Kurs der Alstom-Aktie stieg in Paris um 15,7 Prozent auf 1,33 Euro. Alstom produziert den Hochgeschwindigkeitszug TGV, Kreuzfahrtschiffe und Industrieturbinen.
"Superminister" auf Vermittlungsreise
Sarkozy sagte in Brüssel, die Lösung werde beide Seiten zufrieden stellen, die Kommission und Frankreich. Es gehe darum, "das Weiterbestehen einer großen Industriegruppe" zu sichern. Es war sein dritter Besuch bei Monti innerhalb von zwei Wochen. Der Pariser "Superminister" hatte bereits bei der Pharma-Fusion von Sanofi Synthelabo und Aventis eine prominente Vermittlerrolle gespielt.
Alstom-Chef Patrick Kron war bei den Gesprächen zeitweise dabei. Er kann nun mit dem Zwischenentscheid zu seinen Banken gehen. Die Kommission will bis Juni über einen 2003 erstellten Rettungsplan befinden. Der französische Staat trägt 800 Millionen Euro zu einer Finanzhilfe von insgesamt 3,2 Milliarden Euro bei. 2003 kam Alstom bei 21,3 Milliarden Euro Umsatz auf einen Verlust von 1,4 Milliarden Euro. Die Verschuldung liegt bei fünf Milliarden Euro. Der Sanierungsplan sieht den Abbau von 8000 der 109.000 Stellen vor.
Für den Umbau war auch eine Partnerschaft mit dem staatlichen Atomkonzern Areva und ein Dreibund Alstom-Areva-Siemens erwogen worden. Siemens hat Interesse an der Turbinentechnik und dem Hochgeschwindigkeitszug TGV gezeigt. Allerdings sind die Deutsche Bahn und die französische Bahn SNCF daran interessiert, dass ihre Lieferanten Siemens und Alstom Konkurrenten bleiben.
Quelle: manager magazin
greetz bammie |