03.11.2008 15:25:12
Hamburg (aktiencheck.de AG) - Dr. Karsten von Blumenthal, Analyst von SES Research, stuft die SolarWorld-Aktie (ISIN DE0005108401/ WKN 510840) von "kaufen" auf "verkaufen" zurück.
SolarWorld habe vorläufige Q3-Zahlen präsentiert, die beim EBIT die Erwartungen deutlich übertroffen, beim Umsatz und beim Nettoergebnis hingegen enttäuscht hätten. Das schwache Nettoergebnis dürfte auf Abschreibungen im Finanzergebnis zurückzuführen sein.
Für 2009 habe sich das Bild allerdings deutlich eingetrübt. Die Weltfinanz- und -wirtschaftskrise dürfte SolarWorld doppelt treffen:
Obwohl Investitionen in Solarstromanlagen sehr sicher seien, da die Cashflows zumindest in den meisten europäischen Ländern über Einspeisetarife für bis zu 25 Jahre garantiert seien, dürften sich Kunden in 2009 zurückhalten. Potenziellen Investoren dürfte die Fremdkapitalfinanzierung, die je nach Projekt ca. 70 bis 80% ausmache, deutlich schwerer fallen. Selbst die KfW-Bank, eine der führenden Solarprojektfinanzierer in Deutschland, beende die Finanzierung von Solarprojekten mit einem Volumen von über EUR 10 Mio. Sofern noch finanziert werde, dürfte dies nur zu gestiegenen Zinsen erfolgen. Dies sollte Druck auf die Systempreise ausüben, da die Investoren nur bei geringeren Fotovoltaiksystempreisen noch auf ihre angestrebte Rendite kommen würden.
Hätten die Modulpreise noch vor wenigen Wochen über EUR 3,00/Watt gelegen, seien diese kurzfristig stark abgerutscht und würden sich gegenwärtig im Bereich von ca. EUR 2,50 bis 2,70/Watt bewegen. Angesichts der Weltfinanz- und -wirtschaftskrise sinke die Visibilität für 2009 deutlich. Vorerst sei unklar, wie lange der credit crunch andauere. Es bestehe das Risiko, dass der Preisverfall bei Modulen nachhaltig sei, zumal weltweit die Modulproduktion umfangreich ausgebaut werde (Photon Consulting: 2009e: 14,7 GW nach ca. 7 GW in 2008e).
Damit müssten die bisherigen Preis- und Margenschätzungen für 2009 deutlich nach unten angepasst werden. Für SolarWorld würden die bisherigen Preisannahmen für Module für 2009 nicht mehr um 10%, sondern vielmehr um 25% gesenkt.
Durch SolarWorlds externen Verkauf auch von Wafern und zunehmend auch von Zellen werde der Preisrutsch bei Modulen vorläufig noch abgefedert, da die relative Knappheit entlang der Wertschöpfungskette in Richtung Upstreamaktivität zunehme und insbesondere bei Wafern die Ware bereits zu fixen Preisen verkauft worden sei. Mit einer gewissen Zeitverzögerung dürften aber auch die Zell- und dann die Waferpreise unter Druck geraten.
Zwar sei SolarWorld deutlich besser aufgestellt als viele Konkurrenten: Als einer der großen integrierten Solarunternehmen sollte SolarWorld ihre Wettbewerbsstärken wie die relativ günstige Siliziumversorgung und Eigenproduktion, die Skalenvorteile und die technologische Innovationskraft auch in der Krise ausspielen können. Hinzu komme eine solide Bilanz mit genügend Liquidität, um die Schwächephase durchzustehen.
Trotzdem führe der wahrscheinliche Preisverfall bei Modulen zu einer deutlichen Reduzierung der Schätzungen für 2009 und 2010 und impliziere den ersten Rückgang des operativen Gewinns seit Jahren. Die Prognose von CEO Asbeck, dass SolarWorld auch nächstes Jahr bei Umsatz und EBIT um 25 bis 30% wachse, dürfte daher angesichts des schwierigen ökonomischen Umfelds zu optimistisch sein.
Ein auf den neuen Schätzungen basierendes 2009er KGV von 17 bzw. ein EV/EBIT von 11 erscheine vor dem Hintergrund des bevorstehenden negativen Newsflows im gegenwärtigen Marktumfeld zu hoch. Ein defensives DCF-Modell, das den hohen Unsicherheiten für 2009 Rechnung trage, führe zu einem Kursziel von EUR 14,00 (alt: EUR 41,00).
Das Rating der Analysten von SES Research für die SolarWorld-Aktie wird von "kaufen" auf "verkaufen" heruntergestuft. (Analyse vom 03.11.2008) (03.11.2008/ac/a/t) Analyse-Datum: 03.11.2008
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