News - 28.01.08 22:01 ThyssenKrupp treibt Stahlpreis hoch
Der größte deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp hat weitere Preiserhöhungen angekündigt. "Die jüngsten positiven Signale aus dem Markt geben uns die Zuversicht, dass wir dieses Ziel schon zum zweiten Quartal des Kalenderjahres realisieren können", sagte der Chef der Flachstahlsparte, Karl-Ulrich Köhler.
Damit lasse sich der Kostendruck bei Rohstoffen und Energie abfedern, sagte er anlässlich der Einweihung eines neuen Hochofens in Duisburg. Es zeichne sich ab, dass die Kunden ihre Lager zurzeit abbauten und gleichzeitig die hohen Importe nach Europa rückläufig seien. "Die konjunkturelle Grundtendenz in den stahlverarbeitenden Industrien in Europa bleibt ausgesprochen robust", sagte Köhler.
Die Aussagen des ThyssenKrupp -Vorstands decken sich mit der Einschätzung vieler Stahlexperten. Nach einer Studie von Credit Suisse beispielsweise ist der europäische Stahlmarkt aufgrund des Lagerabbaus und sinkender Exporte aus China in weit besserer Verfassung als vor einem Jahr.
Daher werde es den Stahlherstellern gelingen, höhere Rohstoffpreise an die Kunden durchzureichen, schreibt Credit-Suisse-Analyst Michael Shillaker in seiner jüngsten Analyse. Auch Weltmarktführer Arcelor Mittal hatte bereits für das erste Halbjahr höhere Stahlpreise angekündigt.
In den Jahresverträgen mit größeren Kunden - wie etwa Automobilherstellern - habe ThyssenKrupp bereits Preiserhöhungen zwischen 50 und 70 Euro je Tonne durchsetzen können, sagte Köhler am Montag. Aufgrund des höheren Preisniveaus und steigender Versandmengen rechnet der ThyssenKrupp-Manager 2007/08 mit einem Umsatzplus von vier bis acht Prozent. Im vergangenen Geschäftsjahr, das am 30. September endete, kam ThyssenKrupp Steel auf einen Umsatz von 13,2 Mrd. Euro.
Damit steuerte die Flachstahl-sparte im vergangenen Geschäftsjahr knapp ein Viertel zum Gesamtumsatz des Konzerns bei, aber mit 1,66 Mrd. Euro sogar die Hälfte zum Vorsteuerergebnis. Die Kapitalrendite lag bei 26,9 Prozent.
In diesem Jahr werden jedoch Restrukturierungskosten von 80 Mio. bis 100 Mio. Euro in der Umformtechnik erneut negativ zu Buche schlagen. "Wir hoffen, das Wesentliche damit in diesem Jahr abzuschließen", sagte Köhler. Die Umformtechnik wurde der Flachstahlsparte erst vor gut einem Jahr angegliedert, nachdem der Konzern die Autozulieferung als eigenständige Sparte aufgelöst hatte.
Vor allem in Frankreich kündigte Köhler harte Einschnitte für die insgesamt 8500 Beschäftigten in der Umformtechnik an. Bereits im vergangenen Jahr summierten sich die Kosten für die Restrukturierung in diesem Geschäft auf 76 Mio. Euro.
Weiterhin werden nach Konzernangaben Anlaufkosten von rund 200 Mio. Euro für neue Stahlwerke in Brasilien und in den USA das Ergebnis belasten. Insgesamt investiert der Konzern in die Stahlsparte in den kommenden Jahren rund 6 Mrd. Euro. Ein Teil davon kommt auch Deutschland zugute, unter anderem für den Bau des am Montag eingeweihten Hochofens.
"Damit unterstreichen wir, dass es sich noch lohnt, in Deutschland Stahl zu kochen", sagte Köhler. Mit dem Neubau sichere der Konzern 1200 Arbeitsplätze direkt und weitere 3600 indirekt, etwa bei Zulieferern. Der Hochofen ist laut Köhler seit zehn Jahren der erste Neubau in Deutschland.
Die Investitionskosten bezifferte er auf 250 Mio. Euro. Dadurch werde die Produktivität um rund 28 Prozent steigen. Während 1990 ein Mitarbeiter im Durchschnitt nur rund 385 Tonnen Stahl im Jahr fertigte, waren es laut Köhler 2006 schon 651 Tonnen. Mit einer Roheisenproduktion von 17 Millionen Tonnen im Jahr zählt das Hüttenwerk in Duisburg zu den größten der Welt.
Von Kirsten Bialdiga (Duisburg)
Quelle: Financial Times Deutschland
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